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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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vorbehaltlos behaupten, dass ich der armen Kleinen Halt und Stütze sein werde. Wir können gemeinsam trauern.«
    »Es tut mir leid, dass Sie einen so herben Verlust erlitten haben«, sagte Henrietta. »Wann ist Ihre Mutter denn gestorben?«
    »Nächsten Dienstag sind es fünf Jahre und zwei Wochen.« Mrs Bramble strich den steifen schwarzen Stoff ihres Rockes glatt und fuhr fort, als wäre nun bereits alles beschlossen: »Ich könnte am kommenden Samstag einziehen, Madam, und mich sogleich des armen trauernden Kindes annehmen. Wir werden unseren Trost in Gott finden.«
    »Mrs Bramble«, Darby erhob sich und reichte ihr die Hand, half ihr aufzustehen, »es hat mich überaus gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Zwei Minuten später führte Slope eine junge Frau mit spitzem Gesicht ins Zimmer, die den Eindruck machte, als wäre sie eben erst aus der Schule entlassen worden. Sie trug ein bedrucktes Musselinkleid mit fünf oder sechs Volants und als Zugabe ein paar Schultervolants.
    In ihrem Fall erklärte Darby ohne Umschweife, in welcher Beziehung er zu den Kindern stand und dass Henrietta ihm lediglich bei der Auswahl eines neuen Kindermädchens helfe. Doch Miss Penelope Eckersall war ohnehin nicht sonderlich daran interessiert, in welcher Beziehung der Herr und die Dame zueinander standen.
    Sie erklärte mit entschlossener, fast schriller Stimme, dass sie zwar das Haus furchtbar schön fände, jedoch nicht darauf vorbereitet gewesen sei, dass die Fahrt von der Vermittlung in Bath bis zum Haus so lange dauerte. »Ich kann einfach nicht so weit von der Stadt entfernt leben«, behauptete sie mit Grabesstimme.
    »Limpley Stoke liegt nur eine Meile entfernt«, wandte Henrietta ein.
    »Nun ja«, sagte Miss Eckersall, »auf der Fahrt haben wir ein Dorf passiert. Es ist aber furchtbar klein, nicht wahr? Bloß eine Hauptstraße und ein Gasthof. Wenn es wenigstens ein Regiment in der Nähe gäbe oder etwas anderes, das ein wenig, nun ja, Leben in die Umgebung brächte. Aber auf dem Weg haben wir tatsächlich nur Kühe gesehen!«
    »Es ist eben ein Bauerndorf«, stimmte Henrietta zu, »Dennoch …«
    Sie wollte eben darauf hinweisen, dass Darby schließlich in London lebte, doch er ergriff selbst das Wort. »Ich stimme Ihnen zu, dass Sie es langweilig finden würden. Eine junge Dame wie Sie braucht von Zeit zu Zeit ein wenig Abwechslung.«
    »So ist es!«, rief Miss Eckersall. Wenn sie nickte, zitterten ihre drei Schultervolants, als wollten sie ihre Zustimmung bekunden. »Ich habe Mama gesagt, dass ich am liebsten eine Stellung in London finden würde. Das ist mein innigster Wunsch. Aber Mama wollte das auf gar keinen Fall erlauben. Sie ist strikt dagegen, dass ich auf Stellenangebote aus London antworte.«
    »Wie schade«, sagte Darby voller Mitgefühl.
    Wie Mrs Bramble schien auch Miss Eckersall von seinem eleganten Aufzug nicht übermäßig beeindruckt zu sein. Immer wieder warf sie verstohlene Blicke auf seine Manschetten und schaute rasch wieder weg, als wäre ihr etwas peinlich.
    Ohne auf Darbys Bemerkung einzugehen, wandte sie sich wieder an Henrietta. »Sie verstehen gewiss, dass eine junge Dame darauf angewiesen ist, Bekanntschaften zu schließen.« Sie sprang vom Stuhl auf. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich Ihre Zeit umsonst in Anspruch genommen habe. Aber ich bin mir sicher, dass diese Stellung nicht für mich geeignet ist.«
    Als Darby nach dem Butler läutete, wandte sich Miss Eckersall an Henrietta und fragte: »Dürfte ich Sie wohl einen Moment allein sprechen, Mylady?«
    Darby machte eine Verbeugung und begab sich in die andere Ecke des Zimmers, während Henrietta sich erhob und der jungen Frau ermunternd zunickte.
    Miss Eckersall flüsterte – allerdings nicht eben leise. »Lassen Sie auf keinen Fall zu, dass er die andere Dame einstellt, die mit mir angereist ist, Mylady! Diese Mrs Bramble, oder wie sie heißt.«
    »Oh«, machte Henrietta nur.
    »Sie wissen ja, dass ich nicht an der Stelle interessiert bin, ich erzähle es also nicht, um mir Vorteile zu verschaffen. Diese Mrs Bramble hat mir anvertraut, dass sie die Hand ihrer Mutter präparieren ließ und auf ihren Kaminsims gestellt hat! Auf den Kaminsims!«, wiederholte die junge Frau erregt. »Ich habe ihr nicht glauben wollen, darauf sagte sie, es sei die Hand, an der die Mutter ihren Ehering trage. Ist das nicht das Befremdlichste, was Sie je gehört haben?« Und damit rauschte sie zur Tür.
    Darby geleitete sie feierlich hinaus und kam dann wieder

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