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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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sicherlich hatte er den allgemeinen Verlauf des Streits mitbekommen. Die Leute würden früher oder später davon erfahren.
    Ein paar Tage lang blies er in der Burg Trübsal, verbrachte etliche Stunden über die Reste seines Notizbuchs gekauert und versuchte, die Zeichnungen wiederherzustellen. Es sollte eine Weile dauern, ehe er wieder eine Sitzung mit dem Datio besuchte, vor allem, wenn Johanna dabei war. Schreiber wusste, dass die restliche Welt ihn für aufdringlich hielt, aber er hatte wirklich eine Menge Mut gebraucht, um so zu Johanna hineinzugehen. Er wusste, dass seine Ideen genial waren, doch sein ganzes Leben lang hatten ihm phantasielose Leute das Gegenteil gesagt.
    In vielerlei Hinsicht war Schreiber ein Glückspilz. Er war als Spaltungsrudel in Rangathir geboren worden, am östlichen Rand der Republik. Sein Elter war ein wohlhabender Kaufmann gewesen. Yaqueramaphan hatte manche Züge seines Elters, doch ihm ging die dumpfe Geduld ab, die für die alltägliche Arbeit im Geschäft nötig war. Sein Geschwisterrudel hatte von dieser Gabe mehr als genug geerbt, das Familiengeschäft wuchs, und das Geschwister gönnte – in den ersten Jahren – Schreiber seinen Anteil an dem Wohlstand. Von seinen frühesten Tagen an war Schreiber ein Intellektueller gewesen. Er las alles: Naturgeschichte, Biographien, Zuchtkunde. Zum Schluss hatte er die größte Bibliothek in Rangathir, über zweihundert Bücher.
    Schon damals hatte Schreiber umwerfende Einfälle, Gedanken, die, richtig ausgeführt, sie zu den reichsten Kaufleuten in allen Ostprovinzen gemacht hätten. Leider hatten Pech und der Mangel an Phantasie bei seinem Geschwister seine frühen Ideen zum Scheitern verurteilt. Schließlich zahlte ihn sein Geschwister aus, und Yaqueramaphan zog in die Hauptstadt. Es war nur gut so. Mittlerweile hatte sich Schreiber auf sechs Glieder vermehrt, er musste mehr von der Welt sehen. Außerdem – es gab dort fünftausend Bücher in der Bibliothek, die Erfahrung der ganzen Geschichte und der ganzen Welt! Seine eigenen Notizbücher wurden selbst zur Bibliothek. Dennoch hatten die Rudel an der Universität keine Zeit für ihn. Sein Abriss einer Zusammenfassung der Naturgeschichte wurde von allen Schreibwarenhändlern abgelehnt, obwohl er kleine Teile davon auf eigene Kosten veröffentlichen ließ. Es war klar, dass es des Erfolges in der Welt der Taten bedurfte, ehe seine Ideen die verdiente Beachtung finden konnten; daher sein Spionageunternehmen: Das Parlament selbst würde ihm danken, wenn er mit den Geheimnissen von Flensers Verborgener Insel zurückkehrte.
    Das lag fast ein Jahr zurück. Was seither geschehen war – mit dem fliegenden Haus und Johanna und dem Datio –, übertraf seine wildesten Träume (und Schreiber gab zu, dass diese Träume schon ziemlich extrem gewesen waren). Die Bibliothek im Datio enthielt Millionen von Büchern. Wenn Johanna ihm half, seine Ideen abzurunden, würden sie die Flenseristen vom Antlitz der Welt wegfegen. Sie würden ihr fliegendes Haus wiedergewinnen. Nicht einmal der Himmel wäre eine Grenze.
    Wie sie nun alles zurückwies… Er begann sich zu fragen, wie es eigentlich um ihn stand. Vielleicht war sie bloß wütend auf ihn, weil er versucht hatte, Wanderer zu rechtfertigen. Sie würde Wanderer mögen, wenn sie es sich selbst nur erlaubte; dessen war er gewiss. Aber andererseits… vielleicht waren seine Ideen doch nicht so gut, zumindest im Vergleich zu denen der Menschen.
     
    Der Gedanke bedrückte ihn ziemlich. Aber er stellte die Skizzen vollständig wieder her und hatte sogar ein paar neue Ideen. Vielleicht sollte er sich noch etwas Seidenpapier besorgen.
    Wanderer schaute vorbei und überzeugte ihn, mit in die Stadt zu kommen.
    Yaqueramaphan hatte sich ein Dutzend Erklärungen zurechtgelegt, warum er nicht mehr an den Sitzungen mit Johanna teilnahm. Er versuchte es mit zweien oder dreien davon, während er mit Wanderer die Burgstraße zum Hafen hinabging.
    Nach ein, zwei Minuten wandte sein Freund einen Kopf zurück. »In Ordnung, Schreiber. Wenn dir danach ist, würden wir uns freuen, dich wieder dabei zu haben.«
    Schreiber hatte die Haltung anderer ihm gegenüber immer gut beurteilen können; insbesondere merkte er, wenn er gönnerhaft behandelt wurde. Er musste etwas finster dreingeblickt haben, denn Wanderer fuhr fort: »Wirklich. Sogar Holzschnitzerin hat nach dir gefragt. Ihr gefallen deine Ideen.«
    Ob das nun eine trostreiche Lüge war oder nicht, Schreibers Miene

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