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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hellte sich auf. »Tatsächlich?« Die Holzschnitzerin von jetzt war eine traurige Angelegenheit, aber der Holzschnitzer aus den Geschichtsbüchern war einer von Yaqueramaphans großen Helden. »Ist mir niemand böse?«
    »Na ja, Feilonius ist ein bisschen eingeschnappt. Er ist für die Sicherheit des Zweibeiners verantwortlich, und das macht ihn sehr nervös. Aber du hast nur etwas versucht, das wir alle tun wollten.«
    »Tja.« Selbst wenn es kein Datio gäbe, selbst wenn Johanna Olsndot nicht von den Sternen gekommen wäre, wäre sie immer noch das faszinierendste Geschöpf auf der Welt: das Gegenstück eines Rudels in einem einzigen Körper. Man konnte geradewegs zu ihr hingehen, sie berühren, ohne die geringste Verwirrung zu verspüren. Zuerst war es beängstigend, doch sie alle empfanden es bald als anziehend. Für Rudel hatte Nähe immer Abwesenheit der Vernunft bedeutet – sei es beim Sex oder in der Schlacht. Man stelle sich vor, mit einem Freund am Feuer sitzen und eine intelligente Unterhaltung führen zu können! Holzschnitzerin hatte eine Theorie, wonach die Zivilisation der Zweibeiner womöglich von Natur effizienter als jede Rudelzivilisation und die Zusammenarbeit für die Menschen so leicht war, dass sie viel schneller lernten und bauten, als Rudel es könnten. Das einzige Problem bei dieser Theorie war Johanna Olsndot. Wenn Johanna ein normaler Mensch war, konnte man nur überrascht sein, dass diese Rasse überhaupt zusammenzuarbeiten vermochte. Manchmal war sie freundlich – für gewöhnlich in den Sitzungen mit Holzschnitzerin; sie schien zu verstehen, dass Holzschnitzerin gebrechlich war und ihre Gesundheit sich verschlechterte. Öfter war sie herablassend, sarkastisch, und sie schien das Beste, was sie für sie tun konnten, als Kränkung zu empfinden… Und manchmal war sie wie neulich abends. »Wie geht es mit dem Datio voran?«, fragte er nach einer Weile.
    Wanderer zuckte die Achseln. »Ungefähr wie zuvor. Holzschnitzerin und ich können jetzt beide ziemlich gut Samnorsk lesen. Johanna hat uns beigebracht – mir über Holzschnitzerin, muss ich wohl sagen –, wie man die meisten Fähigkeiten des Datios benutzt. Es ist so viel darin, das die Welt verändern wird. Aber zunächst müssen wir uns auf die Herstellung von Schießpulver und Kanonen konzentrieren. Und gerade das – es wirklich zu tun –, geht langsam.«
    Schreiber nickte wissend. Das war auch in seinem Leben das Hauptproblem gewesen.
    »Immerhin, wenn wir alles bis Mittsommer schaffen, können wir vielleicht Flensers Armee entgegentreten und das fliegende Haus vor nächstem Winter zurückerobern.« Wanderer grinste über alle Gesichter. »Und dann, mein Freund, kann Johanna ihre Leute zu Hilfe rufen…, und wir werden unser ganzes Leben lang die Leute von draußen studieren können. Vielleicht pilgere ich zu Welten, die um andere Sterne kreisen.«
    Das war eine Idee, über die sie schon früher gesprochen hatten. Wanderer hatte sogar noch vor Schreiber daran gedacht.
    Sie bogen aus der Burgstraße in die Randgasse ein. Schreiber hatte wieder mehr Lust, die Schreibwarenläden zu besuchen; es musste einen Weg geben, wie er helfen konnte. Er blickte sich mit einem Interesse um, an dem es ihm die letzten Tage über gemangelt hatte. Holzschnitzerheim war eine recht große Stadt, fast so groß wie Rangathir – vielleicht zwanzigtausend Rudel lebten in ihren Mauern und in der unmittelbaren Umgebung. Dieser Tag war etwas kälter als die vorigen, aber es regnete nicht. Ein kalter, sauberer Wind strich durch die Marktgasse, er brachte schwache Gerüche von Schimmel und Abwässern, von Gewürzen und frisch gesägtem Holz. Dunkle Wolken hingen tief und verhüllten die Anhöhen rings um den Hafen. Frühling lag in der Luft. Schreiber stieß spielerisch mit den Pfoten nach dem Schneematsch an der Bordsteinkante.
    Wanderer führte sie zu einer Seitenstraße. Der Ort war gerammelt voll, Fremde kamen einander bis auf sieben oder acht Ellen nahe. An den Ständen der Schreibwarenhändler war es noch schlimmer. Die Trennwände aus Filz waren nicht allzu dick, und in Holzschnitzerheim schien das Interesse an Literatur größer zu sein als an jedem Ort, wo Schreiber jemals gewesen war. Er konnte sich selbst kaum denken hören, während er mit dem Händler feilschte. Der Kaufmann saß auf einer erhöhten Plattform mit dicker Polsterung; ihm machte der Lärm nicht viel aus. Schreiber hielt die Köpfe dicht beieinander und konzentrierte sich auf die

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