Ein Feuer Auf Der Tiefe
Geheimnis bewahrt. Doch bedenkt: Es kann andere mit meinen Fähigkeiten in der Burg geben, und manche könnten Verräter sein. Möglicherweise hört Ihr von Euren hochgestellten Quellen nie etwas über sie. Denkt an den Schaden, den sie anrichten könnten. Ihr braucht meine Hilfe. Mit meiner Methode könnte ihr jedermann im Auge behalten. Es wäre mir eine Freude, eine Truppe von Detektiven auszubilden. Wir könnten sogar in der Stadt tätig werden, indem wir von den Markttürmen aus beobachten.«
Der Sicherheitschef ging seitlich an der Brüstung herum, er stieß müßig gegen Steine in dem verrotteten Mörtel. »Die Idee hat einiges für sich. Allerdings glaube ich, dass wir alle Agenten Flensers identifiziert haben; wir füttern sie gut… mit Lügen. Es ist interessant, zu hören, wie die Lügen von unseren Quellen da oben zurückkommen.« Er lachte kurz auf und blickte in Gedanken über die Brüstung. »Aber du hast Recht. Wenn wir irgendeinen übersehen, der Zugang zu dem Zweibeiner oder zum Datio hat…, das könnte katastrophal sein.« Er wandte mehr Köpfe Schreiber zu. »Einverstanden. Ich kann dir vier oder fünf Leute geben, damit du sie… äh… in deinen Methoden ausbildest.«
Schreiber konnte sich nicht beherrschen, er sprang vor Begeisterung fast herum, alle Augen auf Feilonius gerichtet. »Ihr werdet es nicht bereuen!«
Feilonius zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht. Also, wie vielen anderen hast du von deinen Nachforschungen erzählt? Ich will sie zusammenholen und Geheimhaltung schwören lassen.«
Schreiber straffte sich. »Mein Fürst! Ich habe Euch gesagt, dass ich ein Profi bin. Ich habe das vollständig für mich behalten und auf unser Gespräch gewartet.«
Feilonius lächelte und lehnte sich in fast leutseliger Haltung zurück. »Hervorragend. Dann können wir anfangen.«
Vielleicht war es Feilonius’ Stimme – eine Spur zu laut – oder vielleicht ein kleines Geräusch hinter ihm. Wie dem auch sei, Schreiber wandte einen Kopf von dem anderen ab und sah behände Schatten über die Waldseite der Brüstung kommen. Zu spät hörte er die Denkgeräusche des Angreifers.
Pfeile schwirrten, und Feuer brannte sich durch Phans Kehle. Er würgte, hielt sich aber beisammen und rannte quer über den Turm auf Feilonius zu. »Helft mir!« Der Schrei war verschwendete Mühe. Schreiber wusste es, noch ehe der andere seine Messer zog und zurückwich.
Feilonius stand frei, als sein gedungener Mörder mitten unter Schreiber sprang. Das rationale Denken verblasste in der Raserei von Lärm und schneidendem Schmerz. Sag es Wanderer! Sag es Johanna! Das Gemetzel dauerte zeitlose Augenblicke an, und dann…
Ein Teil von ihm ertrank in klebrigem Rot. Ein Teil von ihm war geblendet. Yaqueramas Gedanken kamen in zerklüfteten Fragmenten. Mindestens einer von ihm war tot: Phan lag enthauptet in einer sich ausbreitenden Blutlache. Sie dampfte in der kalten Luft. Schmerz und Kälte und… Versinken, Ersticken… Sag es Johanna.
Der Mörder und sein Herr waren von ihm zurückgewichen. Feilonius. Sicherheitschef. Chefverräter. Sag es Johanna. Sie standen sehr ruhig da… und sahen zu, wie er verblutete. Zu zimperlich, um ihre Gedanken mit seinen zu vermengen. Sie würden warten. Sie würden warten…, bis seine Denkgeräusche abklangen, und dann ihr Werk vollenden.
Still. So still. Die fernen Gedanken des Mörders. Erstickte Töne, Stöhnen. Niemand würde je erfahren…
Fast alle weg. Ya starrte stumpf auf die beiden fremden Rudel. Eins kam auf ihn zu, Stahlkrallen an den Füßen, Klingen im Mund. Nein! Ya sprang auf, glitt auf dem Nassen aus. Das Rudel stürzte vor, aber Ya stand schon auf der Brüstung. Er sprang zurück und fiel und fiel…
… und stürzte auf Felsen tief unten. Ya schleppte sich von der Mauer weg. Da war Schmerz quer durch seinen Rücken, dann Taubheit. Wo bin ich? Wo bin ich? Nebel überall. Hoch über ihm waren murmelnde Stimmen. Erinnerungen an Messer und Klauen strömten durch seinen kleinen Verstand, wirr durcheinander. Sag es Johanna! Er erinnerte sich… an etwas… von früher. Ein verborgener Pfad durch tiefes Unterholz. Wenn er diesen Weg weit genug ging, würde er Johanna finden.
Ya schleppte sich langsam den Pfad hinauf. Etwas stimmte nicht mit seinen Hinterbeinen, er konnte sie nicht fühlen. Sag es Johanna!
NEUNZEHN
Johanna hustete, alles hier schien immer nur noch schlimmer zu werden. Seit drei Tagen hatte sie eine raue Kehle und Schnupfen. Sie wusste
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