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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte ich, dass es gelänge. Sie können das niemals begreifen…« Eine lange Pause. »Das stimmt nicht ganz. An der Obergrenze des Jenseits, innerhalb der PEST selbst – dort lebt vielleicht jeder so, wie ich es tat.«
    Das Zittern ließ nicht nach, doch ihre Gesten waren nicht mehr ziellos. Die Wedel sagten etwas in ihrer eigenen Sprache und streichelten Blaustiel sanft.
    »Unsere ganze Rasse, lieber Blaustiel. Genauso, wie Pham sagt.«
    Blaustiel wurde welk, und Ravna spürte, wie sich in ihm alles zusammenkrampfte, so wie bei ihr, als sie die Nachricht von Sjandra Kei erhalten hatte. Das waren ihre Welten gewesen, ihre Familie, ihr Leben. Die Nachricht für Blaustiel war schlimmer.
    Ravna schwebte etwas näher heran, weit genug, um mit der Hand über die Seite von Grünmuschels Wedeln streichen zu können. »Pham sagt, dass die Ursache in den Höheren Skrods liegt.« Sabotage, eine Milliarde Jahre tief verborgen.
    »Ja, es sind vor allem die Skrods. Die ›große Gabe‹, die wir Fahrer so lieben… Ihre Konstruktion dient dazu, die Kontrolle zu übernehmen, aber ich fürchte, auch wir sind daran angepasst worden. Als sie meinen Skrod berührten, war ich augenblicklich verwandelt. Augenblicklich hatte alles, was mir teuer gewesen war, keine Bedeutung mehr. Wir sind wie intelligente Bomben, zu Billionen über einen Raum verstreut, den jedermann für sicher hält. Wir werden sparsam verwendet. Wir sind die Geheimwaffe der PEST, besonders im Unteren Jenseits.«
    Blaustiel zuckte zusammen, und seine Stimme klang holprig: »Und alles, was Pham behauptet, stimmt.«
    »Nein, Blaustiel, nicht alles.« Ravna erinnerte sich an die letzte Konfrontation mit Pham. »Er hat die Fakten, aber er wichtet sie falsch. Solange eure Skrods nicht pervertiert sind, seid ihr dieselben Leute, denen ich mich für den Flug zum Grund anvertraut habe.«
    Blaustiel wandte mit einem zornigen Ruck seinen Blick von ihr ab. Statt seiner erklang Grünmuschels Stimme: »Solange der Skrod nicht pervertiert ist… Aber seht doch, wie leicht es ging, wie plötzlich ich ein Werkzeug der PEST wurde.«
    »Ja, aber ist es auch ohne direkte Berührung möglich? Könnt ihr ›verändert‹ werden, wenn ihr die Netznachrichten lest?«
    Die Frage war als grimmiger Sarkasmus gemeint, doch die arme Grünmuschel nahm sie ernst: »Nicht durch eine Nachricht, auch nicht durch die üblichen Protokollsendungen. Aber die Annahme einer an die Skrod-Hilfsprogramme gerichteten Übertragung könnte ausreichen.«
    »Dann seid ihr hier in Sicherheit. Du, weil du keinen Höheren Skrod mehr fährst, Blaustiel, weil…«
    »Weil ich nie berührt worden bin… Aber woher wollen Sie das wissen?« Sein Zorn war immer noch da, tief in Scham eingebettet, doch nun war es eine hoffnungslose Wut, die sich gegen etwas sehr Fernes richtete.
    »Nein, Liebster, du bist nicht berührt worden. Ich wüsste es.«
    »Ja, aber warum sollte Ravna dir glauben?«
    Alles könnte Lüge sein, dachte Ravna,… aber ich glaube Grünmuschel. Ich glaube, dass wir vier die Einzigen im ganzen Jenseits sind, die der PEST schaden können. Wenn nur Pham das einsehen würde. Und das brachte sie auf das Thema zurück: »Du sagst, wir werden allmählich unseren Vorsprung einbüßen?«
    Blaustiel winkte bestätigend. »Sobald wir noch ein wenig tiefer sind. In ein paar Wochen müssten sie uns eingeholt haben.«
    Und dann würde es egal sein, wer pervertiert worden war und wer nicht. »Ich glaube, wir sollten ein bisschen mit Pham Nuwen plaudern.« Mit seinen Gottsplittern und überhaupt.
     
    Vorher konnte sich Ravna nicht ausmalen, wie die Gegenüberstellung verlaufen würde. Es mochte durchaus sein – wenn er vollends den Kontakt zur Wirklichkeit verloren hatte –, dass Pham versuchte, sie zu töten, wenn sie auf dem Steuerdeck erschienen. Wahrscheinlicher war, dass es zu Wutausbrüchen und Streit und Drohungen käme und alle wieder da wären, wo sie begonnen hatten.
    Statt dessen… Es war beinahe der alte Pham, aus der Zeit vor Harmonische Ruhe. Er ließ sie das Steuerdeck betreten, er sagte nichts, als Ravna sich sorgsam zwischen ihn und die Skrodfahrer setzte. Er hörte ohne Unterbrechung aufmerksam zu, als Ravna darlegte, was Grünmuschel gesagt hatte. »Diese beiden sind ungefährlich, Pham. Und ohne ihre Hilfe schaffen wir es nie bis zum Grund.«
    Er nickte und schaute beiseite auf die Bildschirme. Manche zeigten den natürlichen Sternenhimmel; die meisten gaben Ultraspuren wieder, die immer noch

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