Ein Feuer Auf Der Tiefe
Hälfte davon bekam er auch, doch was sie zeigten…
Das Wasserreservoir des Schiffs war eine neblige Eishöhle. Das war das Poltern – Tonnen von Wasser, die sich zusammenzogen. Ein Dutzend andere Lebenserhaltungssysteme spielten verrückt, und…
… der bewaffnete Kontrollpunkt vor der Werkstatt war losgegangen. Die Strahler feuerten ständig mit geringer Leistung. Und bei all den Zerstörungen zeigten die Diagnostikfelder noch immer Grün oder Bernstein oder gar nichts. Pham brachte eine Kamera in der Werkstatt selbst in Gang. Der Raum stand in Flammen.
Pham sprang von seinem Sattel auf und prallte von der Decke zurück. Einen Augenblick lang glaubte sie, er könnte von der Brücke stürmen. Dann schnallte er sich an und versuchte grimmig, das Feuer zu löschen.
Die nächsten paar Minuten lang war es auf der Brücke fast still, nur Pham fluchte leise, als von den naheliegenden Maßnahmen keine funktionierte. »Die Fehler greifen ineinander« – er murmelte den Satz ein paarmal. »Die Feuerwarnautomatik ist ausgefallen…
Ich kann die Luft nicht aus der Werkstatt pumpen. Meine Strahler haben alles zu Klump geschmolzen.«
Feuer an Bord. Ravna hatte Bilder von solchen Katastrophen gesehen, doch sie waren ihr immer als etwas Unwahrscheinliches erschienen. Wie sollte sich mitten im Vakuum des Weltalls ein Feuer halten? Und bei Schwerelosigkeit müsste sich ein Brand selbst ersticken, auch wenn die Besatzung nicht die Atmosphäre abpumpen konnte. Die Kamera in der Werkstatt bot ein verrücktes Bild der Wirklichkeit: Gewiss, die Flammen verzehrten nur den Sauerstoff in ihrer Umgebung. Es gab Lagen von Bauschaum, die nur leicht angesengt waren, vorläufig von verbrauchter Luft geschützt. Doch das Feuer breitete sich aus und drang stetig in Gebiete mit frischer Luft vor. Stellenweise reicherten von der Hitze erzeugte Turbulenzen das Gemisch an, und Stellen, über die das Feuer schon hinweggegangen war, flammten auf.
»Es strömt immer noch Luft zu, Herr Pham.«
»Ich weiß. Ich kann nichts dagegen machen. Die Ventile müssen geschmolzen sein.«
»Wahrscheinlich ist es die Software.« Blaustiel schwieg einen Moment lang. »Versucht es damit…« Die Anweisungen ergaben für Ravna keinen Sinn, irgendeine Umgehungsprozedur auf niedriger Ebene.
Doch Pham nickte, und seine Finger huschten über das Pult.
In der Werkstatt krochen die Flammen eng an den Oberflächen weiter über den Bauschaum. Nun griffen sie nach dem Inneren der Rüstung, auf die Pham so viel Zeit verwendet hatte. Dieses neueste Modell war erst halb fertig… Da drin mussten Oxydationsmittel sein. »Pham, ist die Rüstung hermetisch…«
Der Brand lag sechzig Meter entfernt und hinter einem Dutzend Zwischenschotts. Die Explosion kam als ferner, dumpfer Knall, fast unschuldig. Doch auf dem Bild der Kamera zerfiel die Rüstung in ihre Teile, und das Feuer loderte triumphierend auf.
Sekunden später brachte Pham Blaustiels Vorschlag zum Funktionieren, und die Ventile der Werkstatt schlossen sich. Das Feuer in der zerstörten Rüstung hielt noch eine halbe Stunde lang an, breitete sich aber nicht über die Werkstatt hinaus aus.
Sie brauchten zwei Tage, um aufzuräumen, um den Schaden abzuschätzen und sich halbwegs zu überzeugen, dass sich keine neue Katastrophe anbahnte. Der größte Teil der Werkstatt war zerstört.
Sie würden auf der Klauenwelt keine Rüstung haben. Pham rettete einen der Strahler, die den Zugang zur Werkstatt bewacht hatten. Überall im Schiff gab es katastrophale Ausfälle, die klassischen zufälligen Zerstörungen von ineinandergreifenden Programmfehlern: Sie hatten fünfzig Prozent ihres Wassers verloren. Das Landeboot des Schiffes hatte seine höhere Automatik eingebüßt.
Der Raketenantrieb der ADR war in seiner Leistungsfähigkeit schwer eingeschränkt. Hier im interstellaren Raum spielte das keine Rolle, doch am Ende würden sie den Geschwindigkeitsausgleich mit nur 0,4 Ge durchführen können. Gott sei Dank funktionierte der Agrav; sie würden ohne Schwierigkeiten imstande sein, in steilen Gravitationsschächten zu manövrieren – also auf der Klauenwelt zu landen.
Ravna wusste, wie nahe sie daran waren, das Schiff einzubüßen, doch sie beobachtete Pham mit noch größeren Befürchtungen. Sie hatte so große Angst, dass er dies als letzten Beweis für den Verrat der Skrodfahrer nehmen würde, dass es ihn endgültig aus dem Gleichgewicht brächte. Sonderbarerweise geschah beinahe das Gegenteil. Schmerz und
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