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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein paar Tage vorher erwischt hatte. Amdijefri sah sich die Wunde an. Was von dem rauchigen Strang übrig war, wirkte hart und spröde. Jefris Finger zogen es sachte heraus. Dann wandten sie sich beide um und bestaunten das Ding in der Wand.
    »Es hat sich wirklich ausgebreitet. Sieht so aus, als ob es auch die Wand angegriffen hätte.«
    Amdi betupfte seine blutige Schnauze. »Hm. Ich verstehe, warum deine Leute dir gesagt haben, du sollst dich davon fern halten.«
    »Vielleicht sollten wir von Herrn Stahl alles wegschrubben lassen.«
    Eine halbe Stunde lang krochen die beiden überall hinter der Polsterung herum. Das graue Zeug hatte sich weit ausgebreitet, doch es gab nur die eine Stelle, wo es so wundersame Blüten trieb. Sie kehrten dorthin zurück, um sie anzustarren, und steckten Teile der Kleidung in die Büschel. Keiner riskierte mehr eine Berührung mit Fingern oder Nasen.
    Den Pilz an der Wand zu bestaunen, war bei weitem das Aufregendste, was an diesem Nachmittag geschah; es kam keine Nachricht von der ADR.
    Tags darauf war das Wetter wieder heiß.
    Zwei weitere Tage vergingen… und noch immer war nichts von Ravna zu hören.
     
    Fürst Stahl schritt die Mauern ab, die den Schiffsberg krönten. Es war nahe an Mitternacht, und die Sonne hing etwa fünfzehn Grad über dem nördlichen Horizont. Schweiß durchtränkte sein Fell, dies war der wärmste Sommer seit zehn Jahren. Der trockene Wind wehte schon seit dreißig Tagen. Er war schon keine willkommene Unterbrechung der Kühle des Nordlandes mehr. Die Ernte verdorrte auf den Feldern. Rauch von den Bränden in den Fjords war als bräunlicher Dunst sowohl nördlich als auch südlich der Burg zu sehen. Anfangs war die rötliche Farbe etwas Neues gewesen, eine Abwechslung gegenüber dem endlosen Blau des Himmels und der Ferne und dem weißlichen Schleier der Seenebel. Nur anfangs. Als das Feuer Ost-Stromtal erfasste, war der ganze Himmel in Rot getaucht gewesen. Asche war den ganzen Tag herabgeregnet, und der einzige Geruch war der nach Verbranntem gewesen. Manche sagten, es sei schlimmer als die stickige Luft der Städte im Süden.
    Die Soldaten auf den Mauern machten einen großen Bogen um ihn. Es war mehr als Höflichkeit, mehr als die Angst vor Stahl. Seine Truppen waren noch immer nicht an die Verhüllten gewöhnt, und die Tarnlegende, die Sreck verbreitete, trug nicht dazu bei, sie zu beruhigen: Fürst Stahl wurde von einem Solo begleitet – in den Farben eines Fürsten. Das Geschöpf machte keine Denkgeräusche. Es ging unglaublich nahe neben seinem Meister.
    Stahl sagte zu dem Solo: »Erfolg ist eine Frage der Zeitplanung. Ich erinnere mich, dass du mich das gelehrt hast«, es eigentlich in mich hineingeschnitten hast.
    Das Glied erwiderte seinen Blick und reckte den Kopf hoch. »Nach meiner Erinnerung habe ich gesagt, dass der Erfolg eine Frage ist, wie man sich an Änderungen in der Zeitplanung anpasst.« Die Worte waren perfekt artikuliert. Es gab Solos, die so gut sprechen konnten, doch selbst die Sprachgewandtesten konnten kein vernünftiges Gespräch führen. Es fiel Sreck nicht schwer, seine Truppen davon zu überzeugen, dass die Wissenschaft Flensers eine Rasse von Superrudeln geschaffen hatte, dass die Verhüllten jedes für sich allein so klug waren wie ein gewöhnliches Rudel. Das war eine gute Tarnung für das eigentliche Wesen der Umhänge. Es flößte zugleich Furcht ein und verdunkelte die Wahrheit.
    Das Glied trat ein Stückchen näher – näher an Stahl heran, als jemals jemand gewesen war, außer während Morden und Vergewaltigungen und den Auspeitschungen der Vergangenheit. Unwillkürlich leckte sich Stahl die Lippen und wich vor der Bedrohung zurück. Doch in gewisser Hinsicht war das Verhüllte wie ein Leichnam, ohne eine Spur von Denklauten. Stahl ließ die Kiefer zuschnappen und sagte: »Ja. Das Genie liegt darin, zu siegen, auch wenn die Pläne den Bach hinunter gegangen sind.« Er wandte alle Blicke von dem Flenser-Glied ab und musterte den rotverhangenen Horizont. »Wie kommt Holzschnitzerin nach der neuesten Schätzung voran?«
    »Sie lagert noch ungefähr fünf Tage südlich von hier.«
    »So eine verdammte Unfähigkeit! Es ist kaum zu glauben, dass sie dein Elter ist. Feilonius hat es ihr so leicht gemacht; ihre Soldaten und Spielzeugkanonen hätten fast vor einem Zehntag hier sein müssen…«
    »Um fristgerecht abgeschlachtet zu werden.«
    »Ja! Lange bevor unsere Freunde vom Himmel ankommen. Statt dessen geht sie ins

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