Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
gewöhnlich an die Händler in Gloucester.
»Führen Sie Mr. Jones herein. Wir wollen mal hören, was er zu sagen hat.«
Der Herr, den Howlett vorließ, war von gedrungener Gestalt und wirkte auf den ersten Blick äußerst jovial; er erinnerte unwillkürlich an einen Apfel. Aber als Jack sich langsam erhob und ihm die Hand reichte, bemerkte er eine gewisse Härte in den Augen des anderen und einen hinterhältigen Zug um seinen Mund.
»Mr. Jones. Soweit ich es verstanden habe, haben Sie Interesse an unseren Äpfeln?«
Jones schüttelte ihm die Hand.
»In der Tat, Mylord. Ganz recht.«
»Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Jack zeigte auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und setzte sich auch wieder hin. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Nun, Mylord, ich denke, es ist genau anders herum. Wenn Sie einen Augenblick Zeit haben, würde ich Ihnen gerne erläutern, inwiefern ich, wenigstens glaube ich das, Ihnen von Nutzen sein kann.«
Jack neigte den Kopf, bedeutete Jones mit einer Handbewegung, dass er weitersprechen solle, und behielt sich sein abschließendes Urteil vor. Jones’ aalglatte Sprüche weckten seinen Argwohn – sicher nicht das, dem allzu freundlichen Lächeln nach zu schließen, was Jones bezweckte.
Jones lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich muss sagen, Mylord, dass ich sehr froh bin, Sie wieder hier und fest im Sattel zu sehen.«
Jack verkniff sich ein erstauntes Blinzeln.
»Sie haben bereits vorher hier Geschäfte gemacht?«
Jones verzog das Gesicht.
»Das habe ich wenigstens versucht. In den vergangenen fünf Jahren bin ich einmal jährlich vorstellig geworden. Die ersten beiden Male habe ich mich mit einem älteren Herrn getroffen,
einem Mr. Griggs. Dann, in den drei vergangenen Jahren war da dieses… diese Dame.«
Jack war sich sicher, Jones hatte eigentlich »Frauenzimmer« sagen wollen.
Jones blickte ihn fragend an. »Das war wohl Ihre Schwester?«
Jack sah ihm in die Augen.
»Wie Sie schon sagten, die Zügel befinden sich jetzt in meinen Händen. Ich vermute, Sie haben mir einen Vorschlag zu machen?«
Jones wirkte leicht verblüfft, so jäh und ohne Umschweife aufs Geschäftliche zurückgelenkt zu werden, erholte sich aber rasch.
»Es ist ganz einfach, Mylord. Ich kann Ihre gesamte Apfelernte für einen Schilling mehr pro Scheffel abnehmen, das ist mehr, als Sie irgendwo sonst geboten bekommen.«
»Verstehe.« Jack war sich sicher, dass er genau das nicht tat – wenigstens nicht alles. »Gewöhnlich liefern wir an die Händler in Gloucester.«
Jones riss die Augen weit auf.
»Aber es geht doch ums Geschäft, Mylord. Sie haben eine Apfelernte zu verkaufen, und ich biete Ihnen die besten Bedingungen. Es gibt keinen Grund, warum Sie sich nur wegen der Vergangenheit mit einem niedrigeren Preis zufriedengeben müssten. Die Händler in Gloucester werden zweifellos zurechtkommen. Es gibt viele andere Obstgärten, aber meine Kunden sind sehr eigen, was die Qualität der Äpfel angeht, die in ihren Fässern landen.«
Jack hatte so eine Ahnung. Die Zahlen, mit denen er schon den ganzen Tag vergebens gerungen hatte … wenn mit der Apfelernte ein höherer Gewinn erzielt wurde, würde das seine Berechnung mit den in den Vorjahren erzielten Ergebnissen in Einklang bringen.
Er schaute Jones erwartungsvoll an.
»Ihr Angebot ist sehr verlockend, Mr. Jones, aber ich muss es mir gründlich überlegen.« Abgesehen davon führte das Gut die Verhandlungen für das gesamte Tal. Seine Entscheidung betraf nicht nur die Ernte auf Avening Manor, sondern auch die seiner Pachtbauern und den wenigen Freibauern der Gegend. »Waren Sie bereits in Nailsworth?«
»Nein, nein, ich fange hier in diesem Zipfel des Landes an. Avening steht ganz oben auf unserer Liste für hohe Qualität, daher beginne ich immer hier damit, mein Kontingent zu füllen.«
»Gut.« Jack entging der Druck nicht, der unbewusst mit der Erwähnung eines Kontingents erzeugt wurde. Er war geneigt, das Angebot auszuschlagen, aber er kannte noch nicht die ganze Geschichte. »In diesem Fall, denke ich, da Avening nun einmal die Ernte mit der höchsten Qualität hat, macht es Ihnen gewiss nichts aus, in zwei Tagen noch einmal vorzusprechen und nach meiner Entscheidung zu fragen. Ich muss mich mit den anderen Betroffenen beraten und herausfinden, wo wir stehen und mit welcher Ernte wir rechnen können.«
»Ja, natürlich.« Jones lächelte, stand auf und hielt ihm die Hand hin. »Wir sind bereit, alles, was Sie haben, für einen Schilling
Weitere Kostenlose Bücher