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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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leise.
    Unter anderen Umständen hätte sie seine Hartnäckigkeit begrüßt. Er kämpfte für etwas, was er haben wollte. Mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Sie drückte ihre Wange gegen sein seidiges, frisch gewaschenes Haar. »Soll ich dir eine Geschichte erzählen?«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Über einen kleinen Jungen, seine Schwester und seine Eltern, die ein neues Leben angefangen haben. Am Anfang haben sie sich davor gefürchtet, aber es ist doch alles gut geworden.«
    »Ich glaube nicht. Ich bin auch ein bisschen müde.«
    Rachel küsste ihn noch einmal und zog ihn näher zu sich heran. »Vielleicht morgen früh dann.«

16
    Lucy
    Lucy sah vom Telefon auf und bedeutete Patty mit einer Handbewegung, zu verschwinden. Ihre Assistentin stand wartend in der Tür. Lucy war ungeduldig, weil sie immer noch im Büro gebraucht wurde und eigentlich nach Hause wollte. Doch Patty blieb auch nach einer weiteren Aufforderung zu gehen standhaft.
    Lucy beendete ihr Gespräch mit dem Versprechen, am nächsten Morgen noch einmal anzurufen. »Was ist denn?«, fragte sie Patty.
    »Ginger Reynolds auf Leitung drei.«
    Lucy beugte sich in ihrem Stuhl nach vorn. »Oho, das ist eine Überraschung.«
    »Ich habe ihr gesagt, Sie würden zurückrufen, aber sie wollte warten. Ich dachte mir, dass Sie das Gespräch vielleicht annehmen wollen.«
    »Richtig, danke.« Lucy nahm den Hörer auf und wählte Leitung drei. »Lucy Hargreaves. Was kann ich für Sie tun, Miss Reynolds?«
    »Ich möchte Jessie Reed treffen. Können Sie das arrangieren?« Ihre Stimme hatte einen feindseligen Unterton.
    »Würden Sie mir bitte sagen, um was es geht?«
    »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen erklären, wie meine Beziehung zu Ihrem Vater ist, Miss Reynolds. Ich bin nicht nur seine Anwältin, sondern auch eine Freundin. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sie gern sehen würde. Aber ich werde es keinesfalls dulden, dass ihn eine wütende Frau belästigt, die den Grund für ihre Adoptionsfreigabe nicht verstehen will. Ein Kind wegzugeben kann durchaus ein Akt der Liebe sein. Ihrem Vater bleibt nicht mehr viel Zeit – und die möchte ich für ihn so friedvoll wie möglich gestalten.«
    »Es kommt mir nicht so vor, als ob er bisher ein friedvolles Leben geführt hätte. Deswegen kann ich mir auch kaum vorstellen, dass er sich einen friedvollen Tod wünscht. Und ich glaube schon gar nicht, dass er möchte, dass eine Frau Entscheidungen für ihn trifft.«
    Diese Worte brachten Lucy auf den Boden der Tatsachen zurück. Hatte Jessie ihr nicht genau das immer gesagt? »Also gut. Wann möchten Sie ihn treffen? Je eher, desto besser.«
    »Morgen?«
    »Vormittags ist am besten. Dann er noch Kraft.«
    »Ich bin um neun bei Ihnen im Büro.«
    »Es ist mir lieber, Sie fahren zu ihm nach Hause.« Sie gab Ginger die Adresse und erklärte den Weg.
    »Werden Sie auch da sein?«, fragte Ginger.
    Das würde sie gern, konnte es aber wegen Jessie nicht. Ginger hatte recht. Sein ganzes Leben hatte er in einem Spannungsfeld zugebracht und nie nach Schonung verlangt. Und jetzt würde er das schon gar nicht wollen. »Solange es Ihnen nicht um rechtliche Fragen geht, gibt es keinen Grund dafür.«
    »Ich dachte nur … egal, nicht so wichtig.«
    Lucy wollte gerade auflegen, als ihr noch etwas einfiel. »Ich weiß, dass das alles schlimm für Sie ist. Nachdem Sie weg waren, habe ich versucht, mir vorzustellen, wie das ist. Sechsunddreißig Jahre im festen Glauben an eine Sache zu leben und dann feststellen zu müssen, dass die Dinge in Wirklichkeit ganz anders liegen. Ich konnte es nicht, nicht richtig jedenfalls. Das kann wohl keiner, der nicht durchgemacht hat, was Sie gerade durchmachen.«
    »Sie sind wirklich gut«, sagte Ginger. »Aber das überrascht mich nicht. Für Jessie ist nur das Beste gut genug.«
    »Ich wollte Sie nicht einwickeln, sondern nur meine persönliche Meinung äußern. Wie ich Ihnen schon sagte, ist Jessie mein Freund. Ich fühle mit ihm und auch mit seiner Familie.«
    »Heben Sie sich das für die anderen auf. Ich habe genug eigene Freunde.«
    Diese merkwürdige Abwehrhaltung verwunderte Lucy. Ginger benahm sich wie ein Kind, mit dem keiner spielte und das so tat, als machte es ihm nichts aus. War es möglich, dass diese Frau einsam war? Trotz ihres Aussehens und ihrer Figur? Lucy fand das etwas weit hergeholt.
    »Ich rufe Ihren Vater an und sage ihm, dass Sie kommen. Sollte es ein Problem mit dem Termin

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