Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
aber nicht so richtig, denn Mr. Pennymaker tuschelte im Folgenden intensiv mit seiner Frau, ohne dass ich verstehen konnte, was die beiden redeten. Nur ab und an vernahm ich Worte, die ich nur sehr schwer zuordnen konnte – Gäste, Hotel, Anfang, nichts, aber rein gar nichts –, sodass ich auch nicht versuchte, mir ein Bild über das Gespräch der beiden zu bilden.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich bis ins Mark erschrak, als ich aufsah und direkt in die Augen von Pete blickte, dessen Eintreten ich erneut verpasst haben musste.
„Mutter?“ fragte ich so leise wie möglich, damit mein Vater nichts davon verstand. „Wie lange sitzt Pete eigentlich schon in der Ecke?“
„Der kam eben und hat sich hingesetzt. Du hast ja anscheinend geträumt – da hast du das bestimmt nicht mitbekommen.“
„Ach so“, meinte ich und gab mich mit der Antwort meiner Mutter zufrieden, da Pete auch seinen starrenden Blick vom gestrigen Abend nicht aufgesetzt hatte.
Das restliche Frühstück verlief ohne weitere Zwischenfälle, außer dass, als die Johnsons nach unten kamen, Patrick seltsame Zeichen in Richtung meines Vaters machte, die dieser jedoch alle geflissentlich übersah. Die beiden setzten sich an denselben Tisch vom Vorabend, und während er einen prächtigen Appetit zu haben schien, sah ich, dass Elle kaum etwas aß. Ich konnte mir schon denken, dass ihr die morgendliche Überraschung auf den Magen geschlagen hatte.
Als wir vom Tisch aufstanden und in die Eingangshalle gingen, trafen wir auf die alte Dame, die mich am Vorabend mit ihrem eindringlichen Blick erschrocken hatte, aber an diesem Morgen sah sie eher wie eine freundliche alte Dame aus, wie eine, die man sich als Großmutter wünscht. Sogleich kam mir die Hexe von Eastbourne zurück in den Sinn, die auch für die Polizisten wie eine alte Großmutter gewirkt haben musste, aber in Wirklichkeit eine fiese Hexe gewesen war, die Menschen in den Wahnsinn und Tod trieb. Auch Pete kam aus dem Speisesaal dazu, und mein Vater fing mit Pete ein kurzes Gespräch darüber an, was man an einem freien Tag am Ende der Welt so treiben könne.
Ich hingegen schwieg wie meine Mutter und versuchte mit meinem Blick die seltsam eingerichtete Eingangshalle, das Wetter draußen und die Gäste zu überblicken, die sich in den Speisesaal begaben oder ihn verließen.
„Wie haben Sie denn die Nacht verbracht?“ kam es plötzlich und jede Vorwarnung von der alten Dame. Es waren zugleich die ersten Worte, die ich von ihr überhaupt vernahm und dann waren es auch noch so merkwürdige.
„Im Großen und Ganzen haben wir ordentlich geschlafen!“ antwortete mein Vater betont ausweichend. „Die Betten sind ein wenig weich, was nicht so gut für meinen Rücken ist, aber es wird schon gehen. Immerhin bin ich ja tagsüber nicht auf der Arbeit, da ist die Zeit zur Entspannung gegeben!“
„Und die junge Misses?“
„Ich habe sehr gut geschlafen!“ sagte ich so schnell, dass es selbst mir unglaubwürdig erschien.
„So, so!“ meinte die alte Dame geheimnisvoll und ein kalter Schauer zog mir erneut bis ins Mark.
Dass mein Vater auf diese merkwürdige Fragerei der alten Dame nicht aufmerksam wurde, schien dem Umstand geschuldet zu sein, dass genau in diesem Moment Pete von einem anderen Gegenstand zu reden begann, der auch mich in Erstaunen versetzte.
„Wir fragen nur deshalb nach“, begann Pete, „weil es in letzter Zeit nicht gerade selten vorgekommen ist, dass es am ersten Tag, nachdem Gäste anreisten, zu seltsamen Gerüchten kommt.“
„Von welchen Gerüchten sprechen Sie denn?“ fragte mein Vater beiläufig, doch ich wusste, dass er in seinem Innern auf die Antwort gespannt war.
„Es kommt nicht selten vor, dass ich Gäste gleich am ersten Tag beschweren, dass sie ausgeraubt worden seien!“ antwortete Pete.
„Die meisten behaupten das!“ fügte die alte Dame hinzu, „aber es ist bisher nur einmal vorgekommen, dass wirklich etwas entwendet wurde.“
„Nur einmal? Was ist denn entwendet worden?“ wollte mein Vater wissen.
„Das war irgend so ein Collier!“ antwortete Pete. „Ein ziemlich teures Ding! Hat man auch nie wieder gefunden, obwohl die Polizei das ganze Hotel und alle Gäste durchsucht hat.“
„Es war einfach weg!“ ergänzte die alte Dame.
„Also bei uns war alles in bester Ordnung. Wir haben aber auch dafür gesorgt, dass alles fest verschlossen war“, entgegnete mein Vater, „Fenster und Türen waren fest verriegelt! Nur mit
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