Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Sinn. Von A nach B kann ja gar keine so lange Strecke sein!“
„Es heißt zwar ‚von A nach B laufen‘, aber deine Version macht genauso viel Sinn.“ Annie lächelte.
„Hand aufs Herz, Annie, du bist mit Abstand die liebenswerteste Frau, die Gott je gemacht hat.“
„Da hat Hope recht.“ Phineas schaute Annie über seinen Tassenrand hinweg an.
Annie schluckte schwer und senkte den Kopf.
„Ich wollte dich mit meinen Worten nicht in Verlegenheit bringen, Annie. Aber du hast so ein weiches Herz und bist so freundlich, und das mag ich sehr an dir. Mr Stauffer, schieben Sie doch mal die Rosinen zu Ihrer Schwester für ihren Haferbrei. Das ist gut für ihr Blut.“
„Nein!“ Annie wurde weiß wie die Wand, dann schoss ihr das Blut ins Gesicht und sie stammelte: „Ihr Männer könnt sie alle haben.“
„Ich hab schon Ahornsirup auf meinen Haferbrei gegossen.“ Phineas schob sich einen großen Löffel voll in den Mund. „Ich will keine Rosinen.“
„Ich hab schon Rosinen.“ Emmy-Lou aß auch einen Löffel voll. „Mmmmmm!“
Obwohl er normalerweise nur ein Stück Butter in seinen Haferbrei tat, nahm sich Jakob auch einen Löffel Rosinen und schob dann die Schüssel zu seiner Schwester. „Hope hat recht, Annie. Du musst viele Rosinen essen. Was sollte Annie denn noch Gutes essen, Hope?“
„Leber, Zuckerrübensirup und ganz viel Milch und Käse. Wo wir gerade von Käse sprechen, Annie. Ich dachte, wir könnten heute Hüttenkäse machen. Der hält sich eine Weile im Brunnenhaus, und wir könnten die Piroggen damit füllen. Außerdem werde ich heute ein paar Schüsseln voll Nudelteig machen, und du kannst die Nudeln dann schneiden. Wenn wir sie ins Brunnenhaus bringen, dann bleiben sie frisch, und wir können Hühnchen und Nudeln für die Männer machen. Ich würde auch gerne die trockenen Zutaten für das Maisbrot, die Kuchen und Kekse schon heute abmessen und in Töpfe füllen. Dann brauchen wir später nur die Eier und so weiter hineinzurühren. So geht es an den Erntetagen viel schneller.“
„Okay.“ Annie löffelte drei einsame Rosinen auf ihren Haferbrei.
„Schau mal, was deine Tante da macht.“ Hope tippte Emmy-Lou auf den Arm. „Sie macht Augen und eine Nase. Was meint ihr, macht sie einen lächelnden oder einen schmollenden Mund?“
„Ein Lächeln, bitte!“
„Ein breites“, sagte Jakob. „Oder, Hope?“
„Kein anderes ist erlaubt. Das hab ich auch immer gemacht, als ich noch ein Mädchen war.“
„Du bist doch immer noch ein Mädchen.“ Emmy-Lou schaute Hope verblüfft an.
Phineas musste laut lachen.
Hope lachte nicht. Sie senkte den Kopf und legte ihre Stirn gegen Emmy-Lous Stirn. „Richtig. Aber ich will dir mal was sagen. Ganz tief in jedem Erwachsenen steckt immer noch ein kleines Kind. Deshalb sind Erwachsene auch manchmal albern oder haben Angst.“
„Du auch?“ Emmy-Lou drehte den Kopf und sah Jakob an. „Du auch, Papa?“
Sollte er wirklich zugeben, dass er manchmal Angst vor dem Leben und überhaupt vor allem hatte, weil seine kleine Tochter sich vollkommen auf ihn verließ ... und er seine Schwester vor ihrem Mann beschützen musste? Erst wollte er es abstreiten, doch dann veränderte sein Herz plötzlich die Worte, die aus seinem Mund kamen. „Ich habe einen Vater im Himmel. So wie du nach mir rufst, wenn du Angst hast, so gehe ich zu ihm, wenn ich Hilfe brauche. In der Bibel steht, dass David das auch immer wieder gemacht hat.“
„Das stimmt.“ Hope schob Emmy-Lous Tasse von der Tischkante weg, damit sie nicht herunterfiel. „In den Psalmen hören wir immer wieder, wie David zu Gott geht, wenn er glücklich oder traurig ist oder wenn er Angst hat.“
Annie sagte nichts, aber sie legte vorsichtig einen Rosinenmund auf ihren Haferbrei.
Jakob nahm zwei Rosinen aus der Schüssel und legte sie in Annies Schüssel. „Ohren.“
Annie schaute ihn überrascht an.
Hope stand auf, nahm sich ein paar Rosinen und lehnte sich über den Tisch. „Ich mach ein paar Sommersprossen.“
Phineas fügte Augenbrauen hinzu, und Emmy-Lou war der Mund nicht groß genug. Jakob konnte sich nicht erinnern, wann Annie das letzte Mal so viel Spaß am Esstisch gehabt hatte. Sie lachte! Und sie aß alles auf.
Die Unterhaltung kehrte wieder zu den Plänen für den Tag zurück. Hope kündigte an: „Während du den Rosenstock gießt, und Emmy-Lou dir beim Eiersuchen hilft, ernte ich Gemüse und gieße den Garten.“
„Die Hennen verstecken ihre Eier so gut, dass ich sie
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