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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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zusammenlebt.«
    »Mit einem Mann, der Buddy heißt«, sagte Jane.
    »Die Schlampe«, sagte Charlie.
    Jane lachte, was genau das war, was Charlie in diesem Moment brauchte.
     
    Lois Asher schlief, als Charlie und Jane in Sedona ankamen. Ein Mann mit Sonnenbrand und Bierbauch in Bermudashorts und Safarihemd machte ihnen auf: Buddy. Er saß mit Charlie und Jane am Küchentisch und bekundete seine Liebe zu ihrer Mutter, erzählte von seinem Leben als Flugzeugmechaniker in Illinois, bevor er in Rente gegangen war, dann spulte er ab, was seit Lois’ Diagnose passiert war. Drei Chemotherapien hatte sie mitgemacht und dann – krank und haarlos – aufgegeben. Charlie und Jane sahen sich an und fühlten sich schuldig, weil sie nicht da gewesen waren, um ihr zu helfen.
    »Sie wollte ihre Kinder nicht belasten«, sagte Buddy. »Sie hat so getan, als wenn das Sterben etwas wäre, was sie in ihrer Freizeit macht, zwischen zwei Friseurterminen.«
    Charlie spitzte die Ohren. So was ähnliches hatte er selbst schon gedacht, wenn er ein Seelenschiffchen holte und Leute sah, die das, was mit ihnen passieren würde, so weit verdrängten, dass sie sich einen neuen Fünf-Jahres-Kalender kauften.
    »Frauen... was soll man machen?«, sagte Buddy und zwinkerte Jane zu.
    Plötzlich spürte Charlie, wie ihn eine mächtige Woge der Zuneigung für diesen kleinen, sonnenverbrannten, kahlen Mann ergriff, der bei seiner Mutter hauste.
    »Wir möchten Ihnen dafür danken, dass Sie hier bei ihr sind, Buddy.«
    »Ja.« Jane nickte, sah noch immer etwas benommen aus. »Tja. Ich kann bleiben und mich um alles kümmern, wenn Sie wollen.«
    »Danke«, sagte Charlie, »das wollen wir.« Und das wollten sie, denn Charlie war klar, dass sich Buddy nur so lange auf den Beinen halten würde, wie er gebraucht wurde.
    »Buddy«, sagte eine weibliche Stimme hinter Charlie. Er drehte sich um und sah eine groß gewachsene Mittdreißigerin im Kittel: auch hier eine Hospizschwester, auch hier eine dieser bemerkenswerten Frauen, die Charlie aus den Häusern der Sterbenden kannte, die ihnen in die nächste Welt halfen, mit allem Trost, aller Würde und sogar Freude, die sie hatten... gütige Walküren, Hebammen am anderen Ende des Lebens, das waren sie – und nie hatte Charlie erlebt, dass sie sich von ihrer Arbeit distanziert hätten oder herzlos geworden wären. Auf jeden Patienten, jede Familie ließen sie sich ein. Sie waren da . Er hatte sie mit hundert Familien trauern sehen, wie sie bereitwillig mitfühlten, was die meisten Menschen im Leben nur einige Male erleiden mussten. Sie über die Jahre so zu beobachten, hatte in Charlie eine gewisse Demut gegenüber seiner Aufgabe als Totenbote geweckt. Sie mochte ein Fluch sein, der auf ihm lastete, doch im Grunde ging es nicht um ihn, es ging darum, zu dienen – und um die Erfüllung, die in diesem Dienen lag. Das hatte er von den Hospizschwestern gelernt.
    Auf dem Namensschild der Frau stand GRACE. Charlie lächelte.
    »Buddy«, sagte sie, »sie ist wach und fragt nach Ihnen.« Charlie stand auf. »Grace, ich bin Charlie, Lois’ Sohn. Das ist meine Schwester Jane.«
    »Oh, sie spricht die ganze Zeit von Ihnen beiden.«
    »Tut sie?«, sagte Jane ein wenig überrascht.
    »Oh, ja. Sie hat mir erzählt, dass Sie ein tüchtiger Wildfang waren«, sagte Grace. »Und Sie«, sagte sie zu Charlie, »Sie waren früher ein lieber Junge, aber dann ist irgendwas passiert.«
    »Ich habe sprechen gelernt«, sagte Charlie.
    »Danach mochte ich ihn nicht mehr«, sagte Jane.
     
    Lois Asher saß aufrecht in einem Nest aus Kissen und trug eine graue Perücke, die ihrem echten Haar ganz ähnlich war, dazu eine silberne Indianerkette mit passenden Ringen und Ohrringen, ein rosenrotes Seidenhemd, das so gut zur Einrichtung des Schlafzimmers passte, dass es schien, als wollte Lois mit ihrer Umgebung eins werden. Die Perücke war etwas zu groß, ihr Nachthemd wirkte leer, die Ringe lagen wie Armreifen um ihre Finger. Charlie war klar, dass seine Mutter nicht wirklich geschlafen hatte, als sie angekommen waren, sondern dass sie Buddy vorgeschickt hatte, damit Grace etwas Zeit bekam, sie anzuziehen und herzurichten, damit sie sich ihren Kindern präsentieren konnte.
    Charlie fiel auf, dass die indianische Halskette auf Lois’ Nachthemd mattrot leuchtete, und ein langsamer, trauriger Seufzer stieg in seiner Brust auf. Er umarmte seine Mutter und konnte die Knochen am Rücken und an den Schultern fühlen, zerbrechlich wie ein kleiner

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