Ein toedlicher Plan
nämlich nicht.«
Er schwieg, um darüber nachzudenken, ob er seine besonderen sexuellen Vorlieben auch exakt beschrieb.
»Ich war mir sicher, dass ich über kurz oder lang etwas Furchtbares tun würde. Ich war mir dessen ganz sicher. Dann hörte ich von dem Art Club. Ich ging hin, sah dort Junie und habe mich sofort unsterblich in sie verliebt. Das müssen Sie mir glauben, ich liebe sie wirklich aus tiefstem Herzen. Junie ist ganz gewiss kein Kind mehr. Sie mag zwar fünfzehn sein, aber sie benimmt sich wie eine Zwanzig- oder Dreißigjährige. Und mit ihr ist es nicht so wie mit einem kleinen Mädchen, das man im Zoo oder nach der Schule anspricht. O Gott, wie sehr ich sie liebe.« Er sah Taylor an, dass sie kaum die Hälfte von dem, was er ihr erzählte, verstand. Unvermittelt fragte er sie: »Warum haben Sie das getan?«
»Was soll ich getan haben, Ralph?«
»Sie haben Junie bestochen und Clayton alles von uns gesagt.«
»Clayton hat kein Wort von mir erfahren. Ja, ich habe Junie ausgefragt, doch ich bin danach nicht zu Clayton gegangen.«
»Aber … aber von irgendjemandem muss er es haben …«
»Ralph, bei Hubbard, White & Willis geht es zu wie bei den Borgias. Jeder hat dort seine Spione und Zuträger. Sie haben Ihre Treffen mit Junie in Ihrem Tagebuch notiert und das offen auf Ihrem Schreibtisch herumliegen lassen. Jeder hätte darin lesen können.«
»Aber warum haben Sie den Club aufgesucht? Warum sind Sie mir gefolgt?«
»Es gibt in der Kanzlei ein paar Probleme. Ich musste in Erfahrung bringen, wo einige Personen sich zu einer bestimmten Zeit aufgehalten haben. Sie haben mir gegenüber abgestritten, am fraglichen Samstagabend in der Kanzlei gewesen zu sein, und das war die Unwahrheit.«
Seine Augen funkelten. »Also gut, wenn Sie unbedingt erfahren wollen, was ich dort getrieben habe, wenn Sie mir keine Ruhe geben …« Er öffnete seine Aktenmappe, zog ein paar Papiere heraus und knallte sie ihr in die Hand.
Taylor überflog rasch die Schriftsätze und sah ihn dann mit großen Augen an.
Dudley beugte sich zu ihr vor und erklärte ihr mit wütender Stimme: »Ich will die Kleine adoptieren. Und genau darum habe ich mich am Samstagabend in der Kanzlei gekümmert. Ich habe mich über die Gesetzeslage kundig gemacht und einen Antrag aufgesetzt.« Er konnte nicht mehr weitersprechen. Tränen rannen aus seinen geröteten Augen. Dudley räusperte sich, und nach einer Weile wiederholte er heiser: »Ich will sie adoptieren.«
»Warum denn das?«, fragte Taylor.
»Weil ich sie liebe!«, rief er und riss die Augen weit auf. »Ich will Junie eine richtige Erziehung angedeihen lassen und sie vor allem aus diesem Haus herausholen. Sie soll eine richtige Schule besuchen, und ich will Schluss damit machen …« Sein Unterkiefer zitterte. »Begreifen Sie denn nicht?«
»Ralph …«
Er ließ die Schultern hängen und sagte mit gesenktem Kopf: »Sobald Junie meine Tochter ist, fasse ich sie nicht mehr an. Das würde ich nie über mich bringen, es ginge einfach nicht. Sie zu adoptieren ist für mich die einzige Möglichkeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen.«
Er nahm die Papiere zurück, ordnete sie und strich umgeknickte Ecken glatt.
»Warum gehen Sie jetzt nicht nach Hause?«, fragte sie freundlich, so als spräche sie zu ihrem Großvater. »Und dann vergessen wir beide einfach diesen dummen Vorfall.«
Er antwortete ihr nicht.
Taylor lief bis zur Straßenecke und drehte sich dort noch einmal nach ihm um. Er saß auf der Mülltonne, getaucht in diffuses Licht, das größtenteils von den ihn umgebenden niedrigen Gebäuden reflektiert wurde. In regelmäßigen Abständen traten weiße Atemwölkchen vor seinen Mund, die sich rasch verflüchtigten. Er hockte wie erstarrt da, regte sich nicht einmal, den Blick auf die Schriftstücke gerichtet. Taylor bog um die Ecke und setzte ihren Weg fort.
Die Tür zum Loft war offen. Taylor blieb im Eingang stehen, sah das blasse Lichtdreieck, das in den Flur fiel, und geriet in Panik. Voller Entsetzen erinnerte sie sich an den Autounfall und glaubte schon, der Fahrer des anderen Wagens sei hierher gekommen und habe Reece ermordet. Sie stürzte in den Wohnbereich.
Reece lag mit dem Rücken auf der Couch, trug Jeans und ein zerknittertes Anzughemd. Sein Haar war unordentlich, seine Arme hingen leblos herunter, und er starrte an die Decke.
»Mitchell!«, schrie sie.
Er drehte sich langsam auf die Seite und sah sie an.
Taylor blieb auf halbem Weg stehen, als wäre sie
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