Ein unmoralischer Handel
bei denen die Paare die ganze Zeit zusammenblieben. Chillingworth plauderte leichthin über allgemeine Themen, Alathea antwortete freundlich, doch ihre Gedanken wanderten wie üblich immer wieder zu Gabriel. Sie hatte ihn aus den Augen verloren, als der Tanz begann; er stand nicht mehr dort, wo sie ihn verlassen hatte. Sie fragte sich, wo er war und was er wohl machte.
Nachdem der Tanz zu Ende war, legte sie ihre Hand auf Chillingworth’ Arm. Er geleitete sie von der Tanzfläche direkt zu Gabriel, der genau in der entgegengesetzten Richtung wartete, wo sie ihn verlassen hatte.
Alathea widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. Stattdessen zog sie ihre Hand von Chillingworth’ Arm, stellte sich zwischen die beiden und war bereit, jedem von ihnen rasch einen Ellbogen in die Rippen zu stoßen, sollten sie gegen ihre Vorstellungen von einer normalen Konversation verstoßen.
Etwas, das zu ihrer Überraschung keiner von beiden tat. Chillingworth schien vorsichtig und auf der Hut zu sein. Gabriel war ganz er selbst, arrogant wie immer, angesichts der offenkundigen Tatsache, dass nur Chillingworth, den er zumindest von Rechts wegen für gleichrangig hielt, bei ihnen stand. Dann gesellte sich Amanda in Begleitung von Lord Rankin zu ihnen. Kurz darauf folgte Amelia am Arm von Lord Arkdale.
»Es ist so ein wundervoller Ball, Lady Alathea«, verkündete Amanda freudestrahlend. »Ich genieße ihn in vollen Zügen.« Das kleine Biest schlug die langen Wimpern nieder, der ahnungslose Rankin errötete.
»Es ist voll - aber schön voll«, fiel Amelia ein. »Es sind so viele Leute hier.« Sie lächelte Lord Arkdale an. »Weshalb ich einfach noch nicht dazu gekommen bin, mit Freddie hier zu plaudern.«
»Ich hoffe«, mischte sich Alathea ein und kam Gabriel zuvor, »dass ihr klug genug seid, um alle gebotenen Möglichkeiten auch wahrzunehmen.«
»Ja, aber natürlich«, versicherte ihr Amanda. »Unsere Tanzkarten sind wohl gefüllt. Wir haben jeden Tanz mit einem anderen Herrn getanzt.«
»Und jede Pause mit wieder einem anderen Herrn verbracht«, fügte Amelia hinzu. Beide Mädchen schwächten die Kunde ihrer wohl überlegten Flatterhaftigkeit mit einem hinreißenden Lächeln für ihre Begleiter ab. Keiner der beiden Herren wusste, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte oder nicht.
»Übrigens, Gabriel, wir haben Lucifer noch gar nicht gesehen.« Amelia richtete ihre engelsgleichen blauen Augen auf ihren Cousin. »Ist er hier?«
»War er zumindest.«
»Er muss irgendetwas schrecklich Interessantes entdeckt haben. Oder jemanden«, verkündete Amelia mit Unschuldsmiene.
»Ich habe auch Lady Scarsdale und Mrs Sweeney gesehen. Sie trug Zinnoberrot - ein grauenhafter Farbton. Ich glaube nicht, dass Lucifer bei ihr ist, oder was meinst du?«
»Vielleicht ist er bei Lady Todd. Ich weiß, dass sie hier ist …«
Arglos fuhren die Zwillinge fort, über Lucifers derzeitige Vorlieben zu spekulieren. Ihre Begleiter waren vollkommen verwirrt. Gabriel war es nicht, aber er war ebenso wenig gewillt, ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken. Alathea biss sich auf die Lippen und ließ die Zwillinge ihre Rache in vollen Zügen genießen.
Im Schutz des fröhlichen Geschnatters der Zwillinge berührte Chillingworth Alathea am Arm. Als sie sich ihm zuwandte, entdeckte sie einen etwas wehmütigen Ausdruck in den Augen des Grafen.
»Ich fürchte, ich muss Sie jetzt verlassen, meine Liebe, und sie den Klauen dieser Schar von Cynsters überlassen.«
Alathea lächelte. »Sie sind wirklich ein wenig wild, aber wie Sie sehen, feiern die Zwillinge gerade einen Sieg.«
Einen Augenblick hielten Chillingworth’ Augen ihren Blick, dann flackerte sein Blick zu Gabriel hinüber, der gerade mit Amanda einen pointierten Schlagabtausch vollführte. Chillingworth schaute Alathea fragend an: »Auch eine Cynster, nehme ich an?«
Alathea wusste nicht, was sie davon halten sollte - und noch weniger, was sie antworten sollte.
Chillingworth befreite sie von dem Problem, indem er sich vor ihr verbeugte. »Stets zu Diensten, meine Liebe. Sie wissen ja, wann immer Sie Hilfe benötigen sollten, brauchen Sie sich nur an mich zu wenden.«
Er nickte ihr elegant zu und verschwand in der Menge.
Verwirrt sah ihm Alathea nach, bevor sie sich wieder Gabriel und den Zwillingen widmete.
Der nächste Tanz war ein Walzer.
Ohne viel Federlesens packte Gabriel, dessen Langmut durch die Zwillinge bereits auf eine überaus harte Probe gestellt worden
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