Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
umgebracht.”
„Ehrlich gesagt, wundert es mich, dass es nicht tatsächlich dazu gekommen ist. Eine Wandlung erfordert extrem viel Blut. Mehr, als ein einzelner Mensch in seinem Körper hat.” Er musterte sie neugierig. „Woher hattest du das nötige Blut?”
„Mabel konnte ein Zimmermädchen bestechen. Der Bruder dieser Frau arbeitete in einer Blutbank, und sie hat ihr eine Menge Geld dafür hinblättern müssen.”
Victor hob die Augenbrauen. „Wenigstens hat sie sich da kein Vorbild an Dracula genommen und geglaubt, du könntest nur direkt von der Quelle trinken. Als du sie gebissen hast.... war das für Mabel der erste Hinweis, dass mit dir etwas geschehen war? Und wieso bist du in einem Hotel aufgewacht? Während der Wandlung machen Sterbliche einen schwer kranken Eindruck. Warum hat man dich nicht in ein Krankenhaus gebracht?”
„Ich glaube, als sie nach dem Unfall aufwachte und sah, wie ich mit dem Kopf voran in einer Kühlbox steckte und Blutbeutel austrank, war das für sie der erste deutliche Hinweis”, gab sie sarkastisch zurück.
Victor versteifte sich. „Davon hast du nichts gesagt.”
„Na ja, das ist auch keine klare Erinnerung”, betonte sie. „Und du hast auch gesagt, ich soll dir erzählen, woran ich mich als Nächstes erinnern konnte. Die Episode mit den Blutbeuteln an der Unfallstelle kommt mir mehr wie ein Traum vor, und nur durch Mabels Schilderung kann ich mir sicher sein, dass es sich überhaupt so abgespielt hat.”
„Erzähl mir, woran du dich erinnerst, auch wenn es dir noch so sehr wie ein Traum erscheint.”
Elvi konzentrierte sich, so gut sie konnte, und begann: „Nun, wie ich schon sagte, es ist alles sehr verschwommen. Ich weiß noch, dass ich aufwachte und etwas roch, das.... ” Sie zögerte, da sie nicht wusste, wie sie beschreiben sollte, was sie empfunden hatte. Die Schmerzen waren entsetzlich gewesen, als würde jede Faser ihres Körpers zerreißen. Und dieser Geruch hatte sie jegliche Beherrschung verlieren lassen. Sie hätte alles getan, um an die Quelle dieses Geruchs zu gelangen.
„Ich verstehe”, sagte Victor. „Du musst ratlos gewesen sein, als dir klar wurde, dass es der Geruch von Blut war, der dich so anzog.”
„Schon möglich, aber ich kann mich nur daran erinnern, dass ich eine unendliche Erleichterung verspürt habe. Der Geruch stieg mir in die Nase, ich zerrte an meinem Gurt, um ihn zu lösen, dann kroch ich über Mabel hinweg und entdeckte eine offene Kühlbox. Sie war wohl wie das übrige Gepäck durch den Wagen geschleudert worden. Der Deckel stand offen, und einer der Beutel war geplatzt. Und ich.... ”
„Und du hast das Blut aufgeleckt und dich danach über die unbeschädigten Beutel hergemacht”, vermutete er.
„Ich hatte nichts, womit ich sie hätte öffnen können, nicht mal meine Fangzähne. Also habe ich sie mit den Schneidezähnen aufgebissen. Dabei landete mehr Blut auf mir als in meinem Mund. Dann ist Mabel aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht und hat gesehen, was ich da tat. Ich kann mich vage erinnern, dass sie mich angebrüllt hat, und ich glaube, dann bin ich wieder ohnmächtig geworden.” Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Sie sagte, ich hätte da schon jünger ausgesehen, außerdem hatte ich eine große Platzwunde auf der Stirn. Aber eine Stunde später war die Wunde verheilt, und ich kam ihr noch jünger vor. Da wusste sie, dass mit mir etwas nicht stimmte. Als der Unfall gemeldet wurde und Polizei und Rettungswagen eintrafen, wollte man mich ins Krankenhaus bringen, aber das hat Mabel nicht zugelassen. Sie bestach die Leute, damit sie uns in die Ferienanlage brachten.”
Eine Zeit lang betrachtete Victor sie schweigend, dann fragte er: „Hast du noch andere traumähnliche Erinnerungen, die die Zeit vor dieser Szene betreffen?”
„Eine”, bestätigte Elvi. „Aber da weiß ich, dass es sich um einen Traum handelt.”
„Erzähl ihn mir”, forderte er sie auf.
Sie schloss die Augen und versuchte, sich in die Situation im Van hineinzuversetzen. Schließlich sagte sie: „Meine erste Erinnerung ist die, dass es regnete.”
„Es regnete?”, wiederholte Victor verblüfft.
Elvi nickte. „Ja, mein Mund stand offen, und Wasser lief mir hinein.”
„In dem Van?”, fragte er zweifelnd.
„Ja. Es hat eigenartig geschmeckt, als ich es schluckte. Irgendwie .... metallisch.”
„Wie Blut?”, wollte er wissen.
Sie hielt die Augen geschlossen. Das Bild vor ihrem geistigen Auge war so deutlich wie nie
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