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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Besenginster übersät waren, erhoben sich rund um die Bucht.
    Tonino folgte ihr ein paar Minuten später. Er hatte den Rucksack und ein großes blaues Handtuch aus dem Boot geholt. Letzteres breitete er aus, und sie setzte sich darauf, während er den Rucksack auspackte. Sprudelwasser und – hmmm – Prosecco, die er beide in Kühlmanschetten gewickelt hatte, Schinken, Ricotta, Tomatensalat, dickes, gelbes sizilianisches Brot und Orangen.
    »Das sieht köstlich aus«, sagte sie.
    Und das war es auch. Sie aßen hungrig und tranken Prosecco aus den Gläsern, die er ebenfalls dabeihatte. »Guten Wein sollte man nie aus Plastikbechern trinken«, erklärte er. »Das wäre nicht richtig.«
    Langsam schälte er eine Orange, sodass die Schale sich in Spiralen um seine gebräunten Finger ringelte. Er nahm eine Spalte und reichte sie Tess.
    Sie nahm einen Bissen davon. »Süß und warm«, sagte sie. »Wie die Sonne.«
    Er nickte. »Die Orange ist eine Frucht für den Tag«, sagte er. »Die Zitrone gehört dem Mond.«
    »Eine nächtliche Frucht«, sagte Tess. Mit der Farbe des Mondscheins und dem Duft der Nacht.
    Endlich lagen sie gesättigt auf dem Handtuch. Tess döste fast ein.
    »Du bist so ganz anders, als ich gedacht hatte«, murmelte er nach einigen Minuten.
    Ach ja? Ihre Aufmerksamkeit war geweckt. »Und was genau hattest du gedacht?« Sie stützte sich auf die Ellbogen und betrachtete seinen gebräunten Körper, das dunkle Haar, das sich auf seinem flachen Bauch kräuselte. Weiter wagten sich ihre Augen nicht vor.
    Er schlug die Augen nicht auf. »Dass du nur eine weitere Touristin bist.« Sie nahm den verächtlichen Unterton in seiner Stimme wahr und versuchte, sich nicht verletzt zu fühlen. Schließlich war sie keine normale Touristin; sie war zur Hälfte Sizilianerin. Und warum sollte er nicht etwas gegen die Touristen haben, die nach Sizilien kamen und die Strände, Städte und Tempel besetzten und ohne jede Rücksicht mit ihrem Lärm, ihren Müllbergen überzogen? Na, zum Beispiel, weil die Touristen dafür sorgten, dass er Essen auf dem Tisch hatte, dachte sie. Womit würden sich Menschen wie Tonino ihren Lebensunterhalt verdienen, wenn es die Deutschen, die Engländer oder die reichen Italiener aus dem Norden nicht gäbe, die sein glitzerndes Mosaikgeschirr, seine mit Einlegearbeiten verzierten Möbel, seine Spiegel und Fliesen kauften?
    Doch ihre Eitelkeit siegte. »Inwiefern bin ich anders?«, hakte sie nach. Sie konnte selbst nicht glauben, wie sehr sie sich danach sehnte, die kleine Mulde an seinem Hals, unterhalb des Adamsapfels, zu berühren. Wie sehr sie darauf brannte, mit der Fingerspitze einen Pfad über sein Brustbein, seine Rippen und hinunter zu seinem Nabel zu ziehen. Und weiter nach unten … Ihr Blick wurde von dem Bund seiner engen schwarzen Badehose angezogen, die wie eine zweite Haut anlag. Und …
    »Du bist eine schöne Frau.« Seine Stimme klang heiser. Sie sah, dass er die Augen aufgeschlagen hatte und sie dabei beobachtete, wie sie ihn ansah.
    Tess spürte die Hitze auf ihren Schultern und ihren Brüsten. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie dieses Mal nicht von der Sonne herrührte, sondern aus ihrem Inneren aufstieg.
    »Es gibt viele schöne Frauen unter den Touristen«, wandte sie ein, wenn auch ein wenig zittrig. Das war gefährliches Terrain. Sie hatte gesehen, wie sie in weißen Bikinis auf den Decks schicker Jachten und Segelboote posierten. Alle hatten eine unglaubliche, tiefgoldene Sonnenbräune und Haar, das blonder war als blond. Und sie waren auch viel jünger als sie, dachte sie und sah auf ihren Bauch und ihre Beine hinunter, die, na gut, durch ihr vieles Schwimmen und Tauchen straff waren, aber bestimmt nicht mehr so fest wie mit zwanzig oder dreißig.
    »Dein Haar …« Er fuhr mit der Hand hindurch und drehte eine Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger. »… ist wie das Gras aus dem Meer.«
    Tess lachte. Sie hatte schon elegantere Komplimente gehört. Trotzdem. »Seetang?«
    Er nickte. »Wie eine Meerjungfrau«, sagte er. »Gelb und braun und rot und bernsteinfarben. Wie Jaspis.«
    Sie hatte diese gefleckten Halbedelsteine in seinem Atelier gesehen. Sie sahen aus wie die mit Sand und Moos gesprenkelten Steine, die man oft am Meeresgrund fand. »Du hast mir die Geschichte der Meerjungfrau immer noch nicht erzählt«, neckte sie ihn. »Die Geschichte der Villa Sirena.«
    »Du musst Geduld haben«, gab er zurück. »Ich werde sie dir erzählen, wenn es so weit

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