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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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übliche elterliche Small Talk. »Also, erzähl mir, was es alles Neues gibt. Was hast du getrieben? Wie sieht es aus?«
    Was für bescheuerte Fragen. Sie war doch keine Nachrichtensprecherin mit einem Teleprompter, und sie hatte nicht vor, ihrer Mutter zu erzählen, was sie getrieben hatte. Ach ja, ich bin vielleicht schwanger. Ich bin noch nicht sicher, aber ich geb dir Bescheid, wenn ich den Test gemacht habe . Und die Frage, wie es aussah, war ebenso beliebig wie intim, dass sie nicht einmal über eine Antwort nachdenken mochte.
    Ginny hatte vorgehabt, sich nach der Villa zu erkundigen. Sie hatte ihre Mutter fragen wollen, wie es ihr ging, und sie hatte sogar vorgehabt, ihr zu sagen, dass sie ihr fehlte. Aber schließlich sagte sie nichts von alldem. Nach dem Anruf hätte sie am liebsten geheult, weil einfach alles schieflief.
    Sie ging zurück zu Nonna und Pops. Das blau-weiße Päckchen hatte sie sicher in ihrer Handtasche verstaut. Es regnete; das schien ja ein schöner Sommer zu werden. Sie hätte wetten können, dass es auf Sizilien nicht regnete …
    Nonna war in der Küche und knetete Teig. Sein süßer, öliger Duft erfüllte das ganze Haus. Lecker. Auf dem Weg nach oben blieb Ginny stehen, um sich ein Mandelplätzchen zu schnappen. Aß man mehr, wenn man schwanger war? Na ja, man musste für zwei essen … Verdammt.
    Sie hatte noch eine halbe Stunde, bis sie im Bull and Bear sein musste, wo sie in der Mittagszeit aushelfen sollte. Das war genug Zeit.
    In ihrem Zimmer zog sie die Gebrauchsanweisung aus dem Päckchen, las sie einmal, ohne das Ganze richtig zu verstehen, und dann noch zweimal, um sicherzugehen. Dann nahm sie das Teil mit ins Badezimmer, um draufzupinkeln.
    Jetzt musste sie nur noch warten.
    Das war der schwierigste Teil. Sie wusch sich die Hände und musterte ihr Gesicht im Spiegel. Sie hatte ausnahmsweise mal keine Pickel, das war gut. Obwohl, war eine reine Haut nicht auch ein Anzeichen für eine Schwangerschaft?
    Es klingelte an der Tür. Sie hörte, wie Nonna öffnete. Dann folgte eine kurze Unterhaltung. Nonna klang verblüfft; die andere Stimme klang weich, träge, gedehnt. Ein komischer Akzent. Sie schaute auf die Uhr und widerstand der Versuchung, auf das kleine Display zu sehen. Bitte, keine Linie …
    Prüfend piekte sie sich in die Brüste. Sie schienen nicht besonders empfindlich oder angeschwollen zu sein. Das war ein gutes Zeichen, oder?
    »Dann kommen Sie wohl besser herein«, hörte sie Nonna sagen. »Sie ist oben.«
    Oh, oh . Die Kugel fing an zu vibrieren. Wer konnte das sein? Becca? Ben?
    »Ginny, Liebes!«, rief Nonna durchs Treppenhaus.
    »Ja, Nonna?«, rief sie zurück, warf einen Blick auf das blaue Feld und versuchte, Zeit zu schinden.
    »Könntest du mal nach unten kommen?«
    Großartig. Toll. Genau der richtige Zeitpunkt. »Gleich«, rief sie zurück. »Kannst du einen Moment warten, solange ich …« Was? Nachschaue, ob ich schwanger bin?
    Wieder blickte sie auf die Uhr. Noch eine Minute. Sie schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Sie schnitt sich im Spiegel eine Grimasse, versuchte, mit der Zungenspitze ihre Nase zu berühren. Wie machten die Leute das bloß? Und wieso?
    Schließlich holte sie tief Luft und sah das kleine Feld an …
    »Ginny?«
    Mist. »Ich komme.«
    Sie rannte die Treppe hinunter und nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal. In der Wohnzimmertür blieb sie stehen. In Nonnas bestem Sessel, dem mit dem Rosendruck und den Schonern aus Spitze, saß ein Mann von ungefähr vierzig Jahren. Er wirkte darin vollkommen deplatziert. Sein von grauen Strähnen durchzogenes Haar war von der Sonne gebleicht und ungekämmt, und in einem Ohr trug er einen winzigen Ring. Er trug abgetragene Jeans und ein T-Shirt mit dem Bild einer Ziege darauf und kam ihr vage bekannt vor.
    »Tag«, sagte er und stand auf. »Du bist also Ginny?«
    »Ja.« Sie sah ihre Großmutter an.
    »Mein Liebes.« Nonna wirkte sehr ernst. »Das wird jetzt ein Schock für dich sein. Für mich war es jedenfalls einer. Verstehst du …«
    Der Mann tat einen Schritt nach vorn. »Die Sache ist die: Ich bin dein Dad«, erklärte er. »Freut mich, dich endlich kennenzulernen, Ginny.«

48. Kapitel
    W ann immer Ginny an ihren Vater gedacht hatte – egal, ob sie ihn geliebt und gehasst hatte, ob sie sich nach ihm gesehnt und ihm gegrollt hatte oder verzweifelt und bekümmert gewesen war –, hatte sie sich kein einziges Mal vorgestellt, dass er in Pridehaven auftauchen könnte. Wenn sie sich ein Bild

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