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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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erzählt, dass ich so etwas wie ein Althippie bin …«
    Ginny zuckte mit den Schultern. Sie hatte eigentlich beide für Hippies gehalten. Nur, dass ihre Mutter in eine Welt mit Kindern und Verantwortung katapultiert worden war, während er sich nach Australien verdrückt und weiter den Hippietraum gelebt hatte.
    »Also, bis jetzt hatte ich nie genug Geld, um nach England zu kommen.«
    Schwach, dachte Ginny. Er hätte schließlich über das Internet Kontakt zu ihr aufnehmen können, oder via Brief. Sogar ein Anruf wäre in Ordnung gewesen.
    Er schien ihre Gedanken zu lesen. »Es ist so leicht, eine Gelegenheit verstreichen zu lassen«, sagte er. »Und dann kommt irgendwann ein Punkt, an dem man meint, es sei zu spät. Wenn man nicht …«
    »Wenn man was nicht?«, hakte sie nach. Sie glaubte zu verstehen, wie er das mit der Gelegenheit und dem Zuspätkommen meinte.
    »Wenn man nicht etwas tun kann. Etwas verändern.«
    Ginny begriff gar nichts. Was wollte er denn tun?
    Er rührte Zucker in seinen Caffè Latte. »Und wahrscheinlich fragst du dich auch, warum ich damals davongelaufen bin.«
    Das war einfacher zu beantworten. »Weil du nicht die Verantwortung für ein Baby übernehmen wolltest?«, fragte Ginny Das konnte sie verstehen. Gott sei Dank war sie nicht schwanger. Gott sei Dank.
    Er sah sie offen an. »Um dir die Wahrheit zu sagen, habe ich mir vor Angst in die Hosen gemacht«, gestand er. »Ich war noch so jung. Ein Kind war das Letzte, was damals auf meinem Lebensplan stand. Nimm’s nicht persönlich.«
    Ginny nickte. »Schon gut.« Wenigstens war er ehrlich.
    »Deine Mutter ist so cool damit umgegangen, so organisiert. Für sie war ein Baby anscheinend kein Problem.« Er wirkte jetzt gedankenverloren. »Aber ich hatte schreckliche Angst. Wirklich.«
    »Und was hast du gemacht?« Ginny nippte an ihrer Schokolade. Sie war heiß und süß, und die Sahne war genau so, wie sie es mochte.
    Er rührte weiter in seinem Kaffee. »Ich bin nach Australien gegangen. Ich habe Obst gepflückt, in einer Bar gearbeitet, bin herumgereist und habe zu viel Gras geraucht. Wenn man das Zeug raucht, kann man Jahrzehnte verlieren, aus reiner verdammter Lethargie.«
    Es erstaunte Ginny ein wenig, dass er das zugab, aber er war eben ziemlich exotisch und kein simpler Durchschnittsvater. Sie hatte selbst einmal ein bisschen mit Gras experimentiert. Zuerst hatte sie albern kichern müssen und sich dann auf eine gute Art schwummrig gefühlt, aber nach einer Weile hatte sie Paras gekriegt und sich beinahe übergeben.
    Ihr Vater erzählte weiter: »In Westaustralien habe ich mich einer New-Age-Kommune angeschlossen«, erklärte er. »Da ging es sehr spirituell zu und auch kreativ, verstehst du? Musik, Gedichte, Malen, alles mögliche Zeug.«
    Alles mögliche Zeug . Alter Däne. Es war ziemlich spannend, einen Elternteil zu haben, der alles mögliche Zeug gemacht hatte. Aber das Beste war, dass er so locker damit umging, als wäre das alles völlig normal. Die Kugel reagierte ein wenig sarkastisch darauf. Hör dir das an, was für ein toller Bursche , höhnte sie. Aber Ginny wollte ihm zumindest eine Chance geben.
    »Ich habe dort vor einiger Zeit ein holländisches Paar kennengelernt«, fuhr er fort. »Wir haben uns angefreundet. Sie wollten in der Wüste prospektieren und baten mich, sie zu begleiten. Ich konnte schon immer gut mit Motoren umgehen, und man will ja nicht, dass einem mitten im Nirgendwo das Auto kaputtgeht.«
    Wow. Prospektieren. »Du meinst, nach Gold suchen?« Jetzt war Ginny wirklich beeindruckt.
    »Klar.« Er löffelte etwas Schaum von seinem Latte. »Es gibt eine Menge Leute, die das mal ausprobieren. Man weiß schließlich nie, oder?« Er lachte.
    Ginny lachte zu ihrer Überraschung mit. »Und?«
    Er verstummte. »Ja, wir hatten wohl Glück.« In diesem Moment sah er so jung und unsicher aus, als hätte er das gar nicht gewollt, als wisse er jetzt überhaupt nichts damit anzufangen. Gott. Es sah aus, als hätte sie plötzlich einen Vater bekommen, der reich war, aber gar nicht reich sein wollte. Vielleicht einen sehr reichen Vater.
    »Und da bist du zurück nach England gekommen«, sagte sie. Trotzdem klang ihr das alles zu einfach, zu glatt. Sie dachte daran, wie ihre Mutter sich in all diesen Jahren durchgeschlagen und Ginny allein großgezogen hatte, und mit einem Mal hätte sie ihn am liebsten geschlagen.
    Ihr Blick schien ihre Gedanken zu verraten.
    »Mir ist schon klar, dass du keinen Grund hast, überhaupt

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