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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Andererseits würde sie besser bleiben, um die Arbeiten an der Villa endlich auf den Weg zu bringen. Und sie musste mit Giovanni reden. Was konnte David schon anrichten? Er war kein schlechter Mensch, und Ginny war seine Tochter. Ginny war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, und sie hatte ihre Großeltern, die ein Auge auf sie hatten. Abgesehen davon schien der Rest ihrer Familie gar nichts davon zu halten, dass sie nach Hause kam …
    Ihr kam eine Idee. »Was meinst du, Muma, ob Ginny Lust hätte hierherzukommen? Um Urlaub zu machen? Und du und Dad, wollt ihr nicht auch kommen?«
    Sie hörte, wie ihre Mutter scharf die Luft einsog. »Lieber nicht, Tess«, antwortete sie.
    »Aber würdest du nicht gerne einmal alles wiedersehen, Muma?« Sie sah sich auf der maroden Terrasse um. »Die Villa, den baglio , das Dorf?« Es war schwer zu begreifen. Was immer ihre Mutter von Cetaria hielt, es war trotzdem der Ort, an dem ihre Familie gelebt hatte, wo sie groß geworden war. Aber je länger Tess hier war, umso besser konnte sie nachvollziehen, wie das Leben ihrer Mutter hier ausgesehen hatte, und umso besser konnte sie sie verstehen. Tess hatte begriffen, dass ihre Erfahrungen sie hart gemacht hatten. Sie hatte um ihr Überleben gekämpft – und für ihre Liebe.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt kann«, antwortete ihre Mutter schließlich. »Die Reise könnte zu viel für mich sein.«
    Tess dachte an den Schutthaufen auf der anderen Seite der Gartenmauer. Der Anblick könnte tatsächlich zu viel für sie sein. »Denkst du wenigstens darüber nach?«
    Ein langes Schweigen trat ein.
    »An manchen Tagen«, erklärte ihre Mutter endlich, »mache ich kaum etwas anderes.«

57. Kapitel
    F lavia fand, dass ihre Aufzeichnungen hier zu Ende sein sollten. Es war nicht das Ende ihrer gemeinsamen Geschichte, aber hier begann sozusagen Teil zwei, und Tess war größtenteils selbst dabei gewesen. Wozu also sollte sie den Rest noch niederschreiben? Musste Tess den Rest wirklich erfahren?
    Aber etwas an der Geschichte kam ihr unzulänglich vor. Das hatte sie schon vor Lennys Sturz erkannt. Ihre Niederschrift war unvollständig, ließ zu viel ungesagt, gab nicht die ganze Wahrheit wieder. Wenn sie morgen starb, würde Tess es nie erfahren, genauso wie sich herausgestellt hatte, dass Lenny es nicht wusste.
    Der Überfall war ein Schock gewesen. In Pridehaven hatten sie nie Probleme mit Kriminalität gehabt. Die Verbrechensrate in der Gegend war niedrig, und die meisten jungen Menschen waren ganz nett, auch wenn manche ein wenig laut waren. Die meisten sahen viel wilder aus, als sie tatsächlich waren. Pridehaven war kein übler Ort zum Leben.
    Als Lenny das Geschrei und Ednas erhobene Stimme hörte, hätte er Flavia oder die Polizei rufen sollen, statt die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
    Wie ihre Nachbarin Flavia später erzählte, waren zwei Jugendliche in Ednas Garten eingedrungen. Einer zertrampelte ihre Blumenbeete am hinteren Ende des Gartens, und der andere lief über den Rasen.
    »Würden Sie freundlicherweise mein Grundstück verlassen, junger Mann?«, sagte Edna zu ihm. »Sonst rufe ich die Polizei.«
    »Oh, ich hab solche Angst«, gab der Junge zurück, und an diesem Punkt sprang Lenny heldenhaft auf den Rasen.
    »Komm nur her, kleiner Spitzbube. Dir werd’ ich’s zeigen«, brüllte Lenny. »Er war sehr beeindruckend«, erzählte Edna später.
    Der andere junge Mann hatte mit seinen schmutzigen Schuhen Halt am hinteren Zaun gefunden und kletterte hinauf wie eine Ratte an einem Abflussrohr. Der zweite rannte unterdessen den Gartenweg entlang, weil er von einem rotgesichtigen älteren Herrn mit sonnenblumengelben Gartenhandschuhen bedroht wurde.
    »Du willst weglaufen?«, knurrte Lenny und nahm die Verfolgung auf.
    »Aber er hat Tabitha nicht gesehen«, erklärte Edna, als sie Flavia die Geschichte erzählte. »Sie hockte bei der Kapuzinerkresse und schoss Lenny plötzlich in den Weg, sodass er über sie gestolpert ist. Er ist regelrecht auf den Weg gekracht.«
    Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt der zweite Jugendliche bereits über den Zaun verschwunden, ohne bemerkt zu haben, dass sein Gegner gestürzt war.
    »Es tut mir so leid«, sagte Edna zu Flavia. »Sie müssen wissen, Tabitha hatte schreckliche Angst.«
    »Sie haben keine Schuld«, beruhigte Flavia sie. »Und Tabitha auch nicht.« Flavia konnte nicht einmal Lenny einen Vorwurf machen. Wie konnte man es jemandem übelnehmen, dass er war,

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