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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Wurzeln. Vielleicht war sogar David inzwischen sesshaft geworden. Tess hatte keine Ahnung. Er hatte nie wieder Kontakt zu ihr aufgenommen, um zu fragen: Hey, was macht meine Tochter? Oder: Hier ist etwas Geld, damit du es leichter hast. Nein, von Verantwortung hatte er noch nie etwas gehalten. Das passte nicht zu seinem Lebensstil. Eigentlich hätte sie sich das denken können.
    Sie schwamm weiter. Dieses Mal bewegte sie sich mit langsamen Brustzügen auf die Felseninseln zu. Außer beim Schwimmen im Meer ließ sie sich selten treiben. Sie arbeitete hart und hatte sich letzte Woche sogar für eine Beförderung zur Abteilungsleiterin im Wasserwerk beworben. Janice ging in den Ruhestand, und man hatte Tess wissen lassen, dass man sie für die geeignete Nachfolgerin hielt. Das würde eine schöne Gehaltserhöhung und mehr Urlaubstage bedeuten. Nun, der Job war in Ordnung, und mit Ausnahme von Malcolm verstand sie sich mit allen Kollegen gut. Und wenn sie manchmal dachte: Ich habe mir immer mehr vom Leben gewünscht als das , dann unterdrückte sie den Gedanken sofort und sagte sich, dass sie endlich erwachsen werden musste. Sie war gesund, sie hatte Ginny, Muma und Dad, und sie hatte einen anständigen Job. Denk lieber an das, was du hast, Mädchen …
    Giovanni hatte beim Kaffee ihre Pläne für die Villa Sirena angesprochen. Er hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt wie ein satter, zufriedener Tiger und sich eine Zigarette angezündet. »Und, Tess? Sie werden die Villa verkaufen, oder? Wollen Sie sie so anbieten, wie sie ist, oder soll ich mich um Handwerker kümmern, die die feuchten Wände sanieren, das Haus anstreichen und alles in Ordnung bringen, bevor Sie es verkaufen?« Seine Miene war entspannt, aber erwartungsvoll.
    Hmmm. Nach dem Essen und dem Wein fühlte Tess sich schläfrig. Doch sie hatte den Eindruck, dass er genau diesen Moment abgewartet hatte, um seine Frage zu stellen. »Ich weiß es noch nicht«, antwortete sie. »Ich bin doch gerade erst angekommen.«
    Schön, sie hatte Giovanni ihr Frühstück und ihr Mittagessen zu verdanken, aber in welcher Verbindung stand er zur Villa Sirena, und was wusste sie eigentlich über ihn? Er hatte ihr versichert, seine und die Familie ihrer Mutter hätten sich immer nahegestanden, aber als Beweis dafür hatte sie nur sein Wort, oder? Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er ein wenig zu eifrig darauf bedacht war, ihr zu helfen. Oder entwickelte sie – Gott bewahre – eine Art sizilianischer Paranoia?
    Giovanni gab sich unbeeindruckt, so glatt und geschmeidig wie die Großkatze, die ständig vor ihrem inneren Auge auftauchte. »Natürlich, selbstverständlich.« Er wedelte mit seiner Zigarette. »Zuerst müssen Sie Ferien machen, hmmm? Erkunden Sie die wunderschöne Westküste Siziliens. Sie müssen sich Zeit lassen. Diese Dinge, ja, sie brauchen Zeit.«
    Wenn sie nur mehr davon hätte …
    Tess näherte sich den Felseninseln und sah, wie faszinierend sie waren. Sie würde tauchen müssen, um zu sehen, was sich unter der Oberfläche verbarg, aber die Teile, die aus dem Meer ragten, waren mit Rissen und Spalten übersät, die Sukkulenten und Gräser beherbergten und Seeschwalben und Möwen einen Nistplatz boten. Die großen Formationen bestanden aus braun, weiß und rot geädertem Granit und mussten früher mit dem sizilianischen Festland verbunden gewesen sein. Vielleicht würde sie sich eine Tauchausrüstung leihen und sich das genauer ansehen …
    Tess trat Wasser und lachte in sich hinein. Giovanni hatte sie nicht hinters Licht führen können. Er verfolgte eigene Interessen. Wahrscheinlich hoffte er darauf, an der Villa und an ihr etwas zu verdienen. Und warum auch nicht? Es konnte ihr egal sein. Er und seine Familie waren nett, gastfreundlich und hilfsbereit. Also konnte sie ihn ebenso gut gewähren lassen …
    Tess war die einzige Schwimmerin weit und breit. So weit sie sehen konnte, war niemand im Meer. Sie war ganz allein. Es war herrlich! Robin wusste gar nicht, was ihm entging.
    Sie drehte um und schwamm wieder auf die Küste zu. Die Villa, ihre Villa, stand imposant hoch oben auf der Klippe. Ihre geschwungenen Linien und die dunkelrosa Mauern hoben sich vor dem azurblauen Himmel ab. Nein, es war ihr nicht egal. Sie fühlte sich zu diesem Ort hingezogen. Diese Landschaft war ihr auf seltsame Weise vertraut. Aber sie wirkte auch verstörend auf sie. Hatte Edward Westerman gewusst, wie sie sich fühlen würde?
    Erneut schloss sie die Augen

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