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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Mutter.
    »Auf Ben?« Sie wirkte verwirrt.
    »Weil ich einen Freund habe.« So viel zum Thema »Nachtreten«. Dabei war niemand erleichterter als Ginny gewesen, als Robin aus Tess’ Leben verschwunden war. Ginny nahm jedenfalls an, dass er verschwunden war, denn Mum zeigte keines der üblichen Signale mehr, und Ginny spürte, dass sich etwas verändert hatte. Aber im Kampf ging es darum, die Schwachpunkte des Gegners zu finden und dann feste auf den empfindlichen Nerv zu drücken.
    Aber ihre Mutter war aus hartem Holz geschnitzt. »Also hast du doch einen Freund«, gab sie mit einem leisen, triumphierenden Lächeln zurück.
    Ginny hatte das Gefühl, hereingelegt worden zu sein. »Um Himmels willen, Mum!«, rief sie.
    Und genau ab diesem Zeitpunkt hatte sich ihr Streit plötzlich in eine ganz andere Richtung entwickelt. »Ich hatte mich nur gefragt, ob du nach den Prüfungen Lust hättest, mit mir nach Sizilien zu kommen«, sagte ihre Mutter. »Urlaub!« Sie strahlte von einem Ohr bis zum anderen.
    Jetzt hatte sie Ginnys ganze Aufmerksamkeit. Sizilien? Wovon redete ihr Mum da? »Du bist doch gerade erst wieder zurückgekommen«, argumentierte sie. Wollte sie nach Sizilien? Herrje, nein. Und vor allem nicht mit ihrer Mutter. An so etwas hatte sie überhaupt nicht gedacht.
    »Ich fliege wieder hin«, erklärte ihre Mutter.
    Ginny fragte sich, ob ihre Mutter bei der ersten Reise vielleicht den Verstand verloren hatte. Sie war in einer ganz komischen Stimmung zurückgekommen; und kaum war sie zurück, hatte sie ihren Job hingeworfen, und kaum hatte sie das getan, hatte sie anscheinend dem scharfen Robin die Beziehung gekündigt. Und jetzt wollte sie wieder nach Sizilien. Und zwar mit Ginny. Wieso denn bloß?
    »Ich muss mich entscheiden, was ich mit der Villa anfange«, erklärte ihre Mutter. »Ich muss über einiges nachdenken.« Wieder hatte sie diesen Gesichtsausdruck. Diese komische Miene.
    Ginny starrte ihre Mutter ausdruckslos an. Warum musste Mum nachdenken? Und wo genau blieb Ginny dabei? Sie schluckte zweimal, um die Kugel aus ihrer Kehle nach unten zu drücken. »Ich nehme mir vielleicht ein Jahr Auszeit«, warf sie dann in die Debatte. »Vielleicht gehe ich im September gar nicht auf die Uni.« Und auch zu keiner anderen Zeit, fügte sie lautlos hinzu.
    Sie hörte, wie ihre Mutter scharf die Luft einsog, und spürte, dass sie innerlich bis zehn zählte, bevor sie antwortete. »Sicher könntest du dir ein Jahr Auszeit nehmen«, sagte sie. »Das Problem ist nur, dass …«
    »Was?«
    »Manchmal fällt es einem nach einer solchen Auszeit schwerer, zur Universität zu gehen. Schwerer … ach, ich weiß nicht, das Lernen wieder zu lernen.«
    Yeah, dachte Ginny. Weil ein Jahr Pause einem Zeit und Gelegenheit gab zu erkennen, dass Lernen das war, was man von Anfang an nicht gewollt hatte. Außerdem liefen überall Akademiker herum, die zu qualifiziert für normale Jobs und zu unerfahren für anständige Jobs waren. Und sie schleppten Berge von Schulden mit sich herum. Das hatte sie alles schon in der Berufsqualifizierung gelernt. Tatsächlich konnte man sagen, dass das Fach »Berufsqualifizierende Kompetenzen« schuld daran war, dass sie nicht zur Uni wollte, was im Grunde paradox war. Aber eine Menge Sachen waren das. Paradox.
    »Ich hatte überlegt herumzureisen.« Ginny wartete. Beim Reisen lernte man wahrscheinlich viel mehr als auf der Uni, zumindest über das Leben. Und wenn sie auf Reisen ging, war es dann nicht möglich, dass die Kugel zurückbleiben würde?
    »Oder du könntest mit mir nach Sizilien kommen«, sagte ihre Mutter und sah schon wieder ganz aufgeregt aus.
    »Um Himmels willen, Mum!« Die Hand, in der Ginny ihre Tasse hielt, zuckte zurück, und sie verschüttete etwas Tee auf den Tisch.
    Bevor sie reagieren konnte, war ihre Mutter schon aufgestanden und holte einen Lappen. Typisch. Ginny seufzte. »Tut mir leid.«
    »Was ist denn verkehrt an Sizilien?«, wollte ihre Mutter wissen.
    »Mum, bei einer Auszeit geht es doch genau darum, dass man von allem wegkommt.« Wieso begriff sie das bloß nicht? »Das geht nicht, wenn man mit seinen Eltern verreist.«
    »Da hast du recht.« Ihre Mutter warf den Lappen zurück in die Spüle. Wahrscheinlich nicht. »Aber du würdest doch nicht allein fahren, oder, Schatz? Ich würde mich bei dem Gedanken nicht wohlfühlen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie, obwohl sie es wusste. Sie würde zur Not auch alleine fahren.
    »Und wohin willst du?«, erkundigte sich ihre

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