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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Pfannen abzutrocknen.
    »Still.« Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Es ist besser, diese Dinge nicht zu wissen.« Sie beschäftigte sich damit, die Arbeitsfläche aufzuräumen, aber Tess wollte sich nicht damit abfinden, dass das Gespräch damit beendet sein sollte.
    »Steckst du da nicht ein bisschen den Kopf in den Sand?« Sie stellte die Töpfe einen nach dem anderen weg. In der Küche ihrer Mutter hatte alles seinen genauen Platz.
    »Manchmal ist das für den Kopf am sichersten«, gab ihre Mutter zurück.
    »Aber …«
    Für eine alte Frau fuhr sie ziemlich schnell herum. »Misch dich da nicht ein, Tess«, sagte sie. »Nicht in sizilianische Angelegenheiten und erst recht nicht mit solchen Gedanken. Sizilien ist für mich ein dunkles Kapitel – und für andere ebenfalls. Aber es ist Vergangenheit. Ich habe mich vor langer Zeit davon befreit. Ich bin hier. Das ist mein Leben. Für mich gibt es keinen Grund mehr zurückzuschauen.«
    Tess holte tief Luft. »Aber für mich vielleicht.«
    »Sizilien bedeutet dir nichts.« Ihre Worte klangen wie Peitschenhiebe.
    »Aber Muma«, gab Tess zurück und dachte an die Party, an das, was sie dort empfunden hatte. Diesen Moment vollkommener Gewissheit. »Das tut es. Und ich muss dorthin zurück.«
    »Muss?« Die Augen ihrer Mutter wirkten dunkel und unergründlich.
    »Ich will, und ich muss.« Tess durchquerte die Küche und nahm die Hände ihrer Mutter. Sie fühlten sich so dünn und zerbrechlich an. »Ich will dich nicht aufregen«, erklärte sie ihr. »Das ist das Letzte, was ich möchte. Aber ich habe darüber nachgedacht. Und ich muss zurück.«
    Sie hatte Zorn oder Tränen erwartet, aber ihre Mutter stellte ihr nur eine Frage. »Warum?«
    Tess war sich nicht sicher. »Ich habe einfach das Gefühl.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, deswegen hat Edward Westerman mir die Villa vermacht. Und schließlich bin ich halb Sizilianerin. Vielleicht liegt Sizilien mir auch im Blut.«
    Ihre Mutter befreite sich nicht von ihrem Griff, aber sie starrte ausdruckslos ins Leere. Tess hasste diesen geschlagenen Ausdruck auf ihrem Gesicht mehr als alles andere.
    »Erzähl es mir, Muma«, bat sie.
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Du musst es auf deine eigene Art herausfinden«, murmelte sie. »Das kann niemand anderer für dich tun, meine liebe Tess.«
    Aber sie konnte ihr helfen, dachte Tess. Wenn sie wollte, konnte sie ihr zumindest die Richtung zeigen.
    »Wann willst du fliegen?«, fragte sie. »Was ist mit deiner Arbeit?«
    »Ich habe am Dienstag gekündigt.« Es kam ihr immer noch ein wenig unwirklich vor, so als sei es doch jemand anderem passiert. Vielleicht hatte sie es noch nicht verarbeitet.
    Die Augen ihrer Mutter weiteten sich. »Wegen Sizilien?«
    »Nein. Sie haben mich unfair behandelt.«
    Sie setzten sich zusammen an den Tisch, und Tess erklärte ihr, was passiert war. »Und vielleicht auch wegen Sizilien«, gestand sie. Merkwürdig, dass es gerade jetzt geschehen war. Als sollte es so sein.
    »Und Robin?« Ihre Mutter brachte den Namen kaum über ihre Lippen.
    »Es ist vorbei«, sagte Tess. »Endgültig vorbei.« Sie fragte sich, wie oft sie das noch sagen musste, bevor sie und alle anderen ihr glaubten.
    »Dann hast du dich entschieden?« Etwas an der Miene ihrer Mutter hatte sich verändert. »Du bist entschlossen, nach Sizilien zurückzukehren?«
    »Ja.« Tess wusste, dass sie es tun musste. »Mit oder ohne deine Unterstützung«, setzte sie hinzu. »Obwohl es mir lieber wäre, wenn du mich verstehen könntest.«
    Ihre Mutter nickte. Sie schien zu zögern, doch dann traf sie eine Entscheidung. »Warte hier«, sagte sie verschwörerisch, stand auf und warf einen Blick über die Schulter, als könne plötzlich die Gedankenpolizei auftauchen, um sie zu verhaften.
    »Was …?«
    Zwei Minuten später war sie wieder da. Sie nahm Tess’ Hand und drückte etwas hinein.
    Tess schaute nach unten. Es war Geld, zusammengerollte Scheine. Sie hatte keine Ahnung, wie viel es war, aber es sah nach viel aus. »Was ist das?«
    »Es gehört mir«, antwortete ihre Mutter abwehrend. »Nicht deinem Vater. Ich habe es gespart.«
    »Wofür?« Tess starrte sie an.
    »Für eine Gelegenheit wie diese«, gab ihre Mutter zurück. »Nimm es. Es gehört dir. Und ich werde versuchen, dich zu verstehen.«
    »Aber ich kann doch nicht …« So viele Gedanken drehten sich in ihrem Kopf. Zum Beispiel, dass das Geld ihr helfen würde, nach Sizilien zurückzukehren und dort eine Zeit lang zu

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