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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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hörte ihren wahnwitzigen Schrei. Sah ihr verzerrtes Gesicht, das einer unmenschlichenTotenmaske glich. Sah ihre Zähne, die so spitz waren wie der Dolch in ihrer Hand – der jetzt nur eine Handbreit von meiner Kehle entfernt war.
    Erschrocken versuchte ich, der Klinge auszuweichen, aber es war zu spät. Ich würde ihr nicht entkommen.
    Lena!
    Wie von einer unsichtbaren Kraft zurückgerissen, hielt Sarafine plötzlich inne. Mit ausgestrecktenArmen, den Dolch in der zitternden Hand, stand sie zornbebend da.
    Irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
    Ich hörte das Klirren von Eisen, während sie zu ihremThron zurücktaumelte.Als sie dieWaffe fallen ließ, klaffte ihr langer R o ck auseinander, und ich sah die Metallreifen an ihren Fußgelenken. Dicke Ketten hinderten sie daran, sich weiter als ein paar Meter von ihremThron zu entfernen.
    Sie war nicht die Königin der Unterwelt. Sie war ein kläffender Hund im Zwinger.VollerWut schrie sie auf und schlug mit den Fäusten gegen dieTotengebeine. Schnell brachte ich mich aus ihrer R eichweite, aber sie merkte es nicht einmal.
    Da begriff ich.
    Ich nahm einen Knochen in die Hand und schleuderte ihn auf sie. Sarafine reagierte erst, als er sie traf und dann auf den Knochenberg vor ihren Füßen fiel.
    Zitternd vorWut spuckte sie in meine Richtung. »Du Narr!«
    Aber ich wusste Bescheid.
    Ihre weißenAugen sahen nichts.
    Ihre Pupillen waren gebrochen.
    Sie war blind.
    Vielleicht kam das von der Feuersbrunst, die sie in derWelt der Sterblichen umgebracht hatte. Plötzlich stand mir alles wieder vorAugen – das schreckliche Ende ihres schrecklichen Lebens.Auch hier in dieserWelt trug sie noch die Spuren ihres Flammentodes.Aber das allein war es nicht. Irgendetwas war in der Zwischenzeit geschehen. Denn selbst das schlimmste Feuer erklärte nicht, wieso sie angekettet war.
    » Was ist mit deinen Augen passiert?« Ich sah, wie sie bei meiner Frage zurückschreckte. Es war nicht ihre Art, Schwäche zu zeigen. Eher spürte sie die Schwächen der anderen auf und nutzte sie aus.
    »Mein neuer Look. Eine alte blinde Frau im Stil der Schicksalsgöttinnen oder Furien. Na, wie gefällt dir das?« Ihre Lippen verzerrten sich und aus ihrer Kehle drang ein animalisches Knurren.
    Es war unmöglich, mit Sarafine Mitleid zu haben, also versuchte ich es gar nicht erst.Auch wenn sie wie eine verbitterte und verzweifelte Frau aussah.
    »Die Leine steht dir gut«, sagte ich.
    Sie lachte, aber es klang mehr wie das Fauchen einesTieres. Sie hatte keine Ähnlichkeit mehr mit der machtvollen Dunklen Caster, die sie gewesen war. Sie war eine geschundene Kreatur, mehr noch als Xavier oder der Flussmeister. Und auch sie war dabei, nicht nur denVerstand, sondern auch alles andere zu verlieren, was sie in ihrerWelt ausgemacht hatte.
    Ich unternahm einen neuenVersuch. » Was ist mit dir passiert?War das Feuer daran schuld?«
    Ihre weißenAugen flackerten, als sie antwortete. »Die HoheWacht hat ihren Spaß mit mir gehabt.Angelus ist ein sadistisches Schwein. Er will, dass ich kämpfe, ohne meinen Gegner sehen zu können. Er möchte mir damit vorführen, wie es ist, machtlos zu sein.« Seufzend nahm sie einen Knochen in die Hand. »Aber so schnell kriegt er mich nicht klein.«
    Das glaubte ich ihr aufsWort.
    Ich blickte auf den Haufen Knochen um sie herum und auf die Blutflecken am Boden. » Wozu das alles?Warum kämpfen? Du bist tot. Ich bin tot.Wieso sollen wir uns die Mühe machen?Warum sagst du diesemAngelus nicht einfach, dass er sich vomAcker machen oder vom …«
    » Wasserturm springen soll?« Sie lachte.
    Aber mein Einwand war gar nicht so dumm gewesen. Es war wie in einem dieser alten Terminator -Filme.Wenn ich sie jetzt besiegte, würde ihr Skelett mich wahrscheinlich mit rot glühendenAugen verfolgen und es mir tausendfach mit demTod heimzahlen.
    Sarafine hörte auf zu lachen. » Warum bist du hergekommen? Denk einmal darüber nach, Ethan.« Sie hob die Hand, und ich spürte, wie sich meine Kehle zusammenschnürte. Mühsam holte ich Luft.
    Ich versuchte, mich aus ihrem unsichtbaren Griff zu befreien, aber es zwar zwecklos.Trotz der Hundekette schaffte sie es, mir mein Leben-das-keines-mehr-war schwerzumachen.
    »Ich muss zur Bibliothek der HohenWacht«, krächzte ich mit erstickter Stimme. Es gelang mir immer weniger,Atem zu holen.
    Brauchte ich in der Anderwelt überhaupt noch Luft, oder hatte ich nur das Gefühl, atmen zu müssen?
    Denn Sarafine hatte ja recht, sie hatte mich schon einmal

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