Eine hinreißende Schwindlerin
weiß es sehr wohl. Und das ist genau der Grund, warum Sie sich mit jemand anderem darüber unterhalten sollten. Ihr Bruder würde es nicht wünschen, dass Sie mit mir sprechen. Es schickt sich nicht für Sie.“
Miss Edmonton errötete anmutig und hob erneut die Hand an den Mund. Jenny rechnete fest damit, dass die Frau auf der Stelle kehrtmachen und verschwinden würde. Doch da täuschte sie sich. „Ausgezeichnet, das Thema ist nun mal unschicklich. Werden Sie mir meine Fragen beantworten?“
Wieder musste Jenny daran denken, was Gareth wohl dazu sagen würde, dass seine Schwester ihr derlei Fragen stellte. Er würde wütend sein, und Jenny konnte es ihm nicht verübeln. Eine vornehme junge Dame sollte einfach nicht mit jemandem wie ihr allein sein. Spöttische Stimmen aus der Vergangenheit meldeten sich zu Wort. Diese Jenny Keeble , flüsterten sie, man kann ihr nicht über den Weg trauen.
Jenny war es leid, sich solche Erinnerungen zu Herzen zu nehmen. Was immer sie in ihrem Leben noch für sich erreichen würde – diese harten Worte halfen ihr dabei ganz bestimmt nicht. Sie berührte kurz den Geldbeutel am Bund ihres Rocks. Aus ihren drei Pfund waren durch den Verkauf des Abendkleides mittlerweile etwas über sechzehn geworden. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob ihr noch drei Monate oder nur drei Tage blieben. Nun, wenn Gareth die Sache mit seiner Schwester herausfand, würde seine Reaktion ihr die Entscheidung in der Tat leicht machen.
„Das kommt darauf an“, antwortete Jenny. „Trinken Sie einen Tee mit mir?“
Zehn Minuten später saßen sie an Jennys kleinem Tisch. Miss Edmonton sah mit ernsthafter Miene zu, wie Jenny den Tee einschenkte. Dann nahm sie ihre Tasse und nahm einen anmutigen Schluck. „Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll. Es ist so schrecklich, dass ich es kaum aussprechen kann.“
„Unsinn“, widersprach Jenny. „Fangen wir mit dem Grundwissen an. Was hat Ihre Tante Ihnen erzählt?“
Miss Edmonton errötete erneut. „Sie sagte, mein Ehemann wird in mein Zimmer kommen, mir den Rock hochschieben und in mich eindringen. Sie meinte, das wäre schmerzhaft, und sie empfahl mir, den Mund zu halten und so zu tun, als wäre ich ganz woanders, bis er fertig ist.“
Fassungslos starrte Jenny sie an. „Ja, wenn Sie sich so verhalten würden, wäre es mit Sicherheit schmerzhaft für Sie. Großer Gott!“
„Wie meinen Sie das? Gibt es eine weniger schmerzhafte Methode?“
„Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich im zweiten Stock eines Hauses. Wie würden Sie lieber nach unten kommen? Indem Sie über das Balkongeländer springen oder indem Sie die Treppe nehmen?“
Miss Edmonton sah sie an. „Die Treppe natürlich. Versuchen Sie mir zu sagen, dass mein Ehemann nicht in mich eindringen muss?“
Jetzt wurde Jenny rot. „Das ist leider unumgänglich. Aber wenn er langsam vorgeht und es ihm wichtig ist, dass Sie dazu bereit sind, wird es nach dem ersten Mal nicht mehr wehtun. Vielleicht sogar nicht einmal dann.“
Draußen auf der Straße waren Schritte und Stimmen zu hören. Ein kühler Luftzug wehte durch das Zimmer, weil sie die Haustür offen gelassen hatte, und das war auch gut so. Sowohl sie als auch Miss Edmonton konnten die frische Brise gebrauchen.
Auf Miss Edmontons Stirn hatte sich ein feiner Schweißfilm gebildet, gegen den auch noch so viel Gesichtspuder nicht ankommen konnte. „Aber ist dieses … Teil, mit dem er in mich … ich meine, ist es groß?“
„Wenn Sie Glück haben“, entgegnete Jenny.
„Und will er das jede Nacht mit mir machen, womöglich sogar öfter als nur einmal?“
Jenny versuchte angestrengt, nicht an Miss Edmontons älteren Bruder zu denken. „Wenn Sie Glück haben.“
„Wird er von mir wollen, dass ich unanständige Dinge mit meinem Mund tue?“
Wenn Sie Glück haben, wird er das bei Ihnen auch tun. Jenny schloss kurz die Augen. „Miss Edmonton, diese Dinge sind alle ganz individuell. Das kommt ganz auf Ihren Ehemann und Ihre eigenen Vorlieben an. Fast alles, was Ihr Mann von Ihnen verlangt, kann sehr schön sein, wenn Sie ihn mögen und respektieren. Sie müssen sich einfach nur entspannen. Wenn er freundlich zu Ihnen ist und Sie zu ihm, dann werden Sie bald herausfinden, dass die meisten ehelichen Pflichten durchaus angenehm sind.“
Die andere Frau schwieg eine ganze Weile, und Jenny fragte sich, was ihr wohl durch den Kopf gehen mochte.
„Stimmt es“, flüsterte Miss Edmonton schließlich, „dass er mich
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