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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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hinweggesetzt. Aber die Rolle der Madame Esmeralda hatte schon seit Jahren jede echte Form von menschlicher Nähe aus Jennys Leben verbannt. Jenny war es leid, keine Nähe zulassen zu dürfen.
    Sie blieb.
    Und mehr als das – sie schmiegte sich in Lord Blakelys Arme und stellte sich auf die Zehenspitzen. Er schien nicht im Mindesten schockiert über ihre Kühnheit, stattdessen zog er sie nur noch fester an sich.
    Trotz der spürbar gezügelten Kraft in den starken Armen, die sie umfingen, war sein Kuss überraschend sanft. Seine Lippen streiften ihre zart und bedächtig. Aufreizend. Als täte er nichts lieber, als einfach nur ihren Atem zu kosten und ihre Lippen zu erkunden.
    Er ging bedächtig vor, aber nicht zögerlich. Er umwarb sie, ihm ihre ganzen Geheimnisse zu enthüllen, und Jenny war nicht mehr imstande, sich zu verstellen. Jede einzelne Empfindung – seine sanfte Zunge an ihrer Unterlippe, seine Arme um ihre Taille, seine feste Brust an ihrer – erfüllte sie mit grenzenloser Sehnsucht.
    Sie öffnete ihren Mund und Blakely nahm ihn selbstbewusst in Besitz. Er fand ihre Zungenspitze und die Frau in Jenny reagierte sofort darauf. Ohne den Kuss zu unterbrechen, schob er sie in die Wohnung hinein. Drei Schritte und sie spürte die raue Wand des Flurs an ihrem Rücken. Immer weiter betörte er sie mit seinen Lippen und seiner Zunge und durch den Stoff des Morgenmantels hindurch spürte sie jeden einzelnen seiner Finger auf ihren Hüften.
    Jenny wollte all das, was sie sich in den letzten, langen Jahren versagt hatte. Sie wollte ihre Weiblichkeit zurück, die sie so lange unter der grellbunten Zigeunerkleidung verborgen hatte. Sie wollte ihn anfassen, seine Haut an ihrer spüren. Nur für diesen einen kurzen Augenblick wollte sie glauben, sicher und geborgen zu sein. Es war vollkommen abwegig, solchen Fantasien nachzuhängen, erst recht, wenn sie sich auf ausgerechnet diesen Mann bezogen.
    Aber sie konnte nicht anders.
    Lord Blakely wich zurück. Er drehte sich kurz um und schob mit einer Hand beiläufig die Haustür zu. Das scharfe Klicken des Schlosses weckte Jenny aus ihren Träumereien. Der Marquess wandte sich wieder ihr zu, und ein Blick in sein Gesicht genügte Jenny, um zu begreifen, zu welcher Dummheit sie sich hatte hinreißen lassen.
    Der Zug um seinen Mund war zwar nicht mehr grimmig, zeigte aber immer noch keinerlei Wärme. Lord Blakely betrachtete sie prüfend und aufmerksam, sein Blick wanderte von ihrem Mund zu ihrer ausgestreckten Hand, mit der sie ihn auf Distanz hielt. Nach all der Leidenschaft, die sie eben noch in seinem Kuss gespürt zu haben glaubte, war sein Blick jetzt abschätzend. Sachlich. Nicht einmal sein Atem ging schneller.
    Jenny lächelte ihn zögernd an, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Seine Miene hellte sich nicht ein bisschen auf.
    Sie schluckte und sah zu Boden. Gerade hatte sie ihm alles von sich preisgegeben und dabei doch kein einziges Wort gesprochen. Das Leben war manchmal grausam ungerecht, aber daran hatte sie sich ja schon seit Jahren gewöhnt.
    „Ich denke, der Punkt geht an Sie.“ Bei jedem dieser Worte konnte sie die Schande förmlich schmecken. Er hatte nur Sekunden gebraucht, ihren selbst errichteten Schutzwall einzureißen. Wenige Augenblicke, um zu beweisen, dass er sie jederzeit dazu bringen konnte, auf ihn zu reagieren. Und nur ein paar Stunden, um ihre Lügen aufzudecken.
    Die Dauer eines Herzschlags lang bewegte er sich nicht. Dann streckte er den Arm aus. „Keinesfalls. Geben Sie mir Ihre Hand.“
    Beim gelassenen Klang seiner Stimme erstarrte sie und wich noch einen Schritt zurück. „Für einen Abend haben Sie mich genug berührt, sollte man meinen.“
    Er ließ den Blick über ihren Morgenmantel schweifen. Die Spitzen ihrer Brüste waren aufgerichtet, das war selbst durch den Stoff nicht zu übersehen. Auch der rosige Schimmer auf ihrem Gesicht entging ihm nicht. Er schüttelte langsam den Kopf. „Wahrscheinlich sollten Sie das meinen, aber Sie tun es nicht. Sie begehren mich ebenso sehr wie ich Sie.“
    Jenny schnappte unwillkürlich nach Luft. „Das … das ist nicht wahr.“
    „Versuchen Sie gar nicht erst, mich anzulügen.“ Seine Stimme klang tief und dunkel. „Sie haben mir bereits erzählt, was ich wissen wollte. Sie sind keine Wahrsagerin.“
    Lord Blakely lehnte jetzt mit dem Rücken an der Tür. Jenny musterte ihn verstohlen, aber seine Kleidung war so leger geschnitten, dass ihm keine körperliche Reaktion anzusehen war.

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