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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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von ihr verabschiedet hatte! Was mochte sie jetzt bloß von ihm denken?
    Das alles wurde langsam ziemlich lächerlich. Nachdem er sie endlich besessen hatte, hätte er eigentlich in der Lage sein müssen, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Stattdessen dachte er öfter denn je über sie nach.
    Gareth seufzte. „Arrangieren Sie dieses Treffen mit Ware, meinen Terminkalender haben Sie ja. Und heben Sie die Nachricht auf, ich will die einzelnen Punkte vor dem Treffen noch einmal durchgehen.“
    White machte sich eine entsprechende Notiz.
    „Und was die anderen geschäftlichen Dinge betrifft …“
    White räusperte sich. „Darf ich mir eine kühne Bemerkung gestatten?“
    Gareth nickte.
    „Ich vermute, sie hat Ihre Entschuldigung angenommen.“
    Gareth spürte, dass er schon wieder zu lächeln anfing. „Sie? Welche Sie?“
    „Die rein theoretische Sie.“
    Gareth verschränkte die Finger. Eine Nacht mit der ganz und gar nicht theoretischen Jenny hatte offenbar nicht ausgereicht, sie aus seinen Gedanken zu verdrängen. Im Gegenteil, seine Neugier war nur noch größer geworden. Immerhin war sie ihm nach wie vor ein Rätsel. Er wusste nicht, woher sie kam und warum sie den Beruf der Wahrsagerin gewählt hatte.
    Vielleicht interessierte sie ihn nicht mehr so sehr, wenn er mehr über sie in Erfahrung brachte. Das klang nicht sehr vernünftig, und Gareth hatte sich auch eher in Verdacht, sie nur nicht gehen lassen zu wollen. Nein, er wollte mehr von ihr wissen. „White, ich möchte, dass Sie für mich ein paar Nachforschungen anstellen.“
    White ließ sich von der ungewöhnlichen Sprunghaftigkeit seines Arbeitgebers nicht aus der Fassung bringen. „Gern, Mylord. Über Ware?“
    Gareth schüttelte schuldbewusst den Kopf. „Nein, über eine Frau. Sie heißt Jenny Keeble. Finden Sie so viel wie möglich über sie heraus. Diskret. Und was mich betrifft …“ Er sah auf den Stapel Post. „Machen Sie den Termin mit Ware aus und informieren Sie dann meinen Cousin über die Uhrzeit. Ich gehe jetzt, ich habe noch ein paar andere Angelegenheiten zu erledigen.“

14. KAPITEL
    Ned drehte an der Stellschraube der Gaslampe und das Zimmer im Haus seiner Mutter versank in angenehmem Dämmerlicht. Die langsam untergehende Sonne warf rötliche Strahlen durch die Ulmen draußen vor dem Fenster und malte die Schatten der sich im Wind bewegenden Blätter an die Wand. Der Regen hatte aufgehört. Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte.
    Er konnte seinen eigenen ungewaschenen Geruch wahrnehmen, ausgehend auch von den Bettlaken, die dringend hätten gelüftet werden müssen. Ned fühlte sich schmutzig und verschwitzt, nachdem er einen ganzen Tag lang im Bett verbracht und Krankheit vorgetäuscht hatte.
    Nicht ganz nur vorgetäuscht. Selbst ausgestreckt auf dem Bett liegend, drehte sich alles um ihn herum. Ihm war schwindelig und auch seine Übelkeit war nicht erfunden. So hatte er sich schon seit zwei Jahren nicht mehr gefühlt – wie ein kraftloses, verwelktes Blatt.
    Vor zwei Jahren hatte Madame Esmeralda ihn glauben lassen, dass sein Leben lebenswert war. Sie hatte gelogen. Und er hatte ihr so verzweifelt glauben wollen – so vorschnell davon überzeugt, dass irgendetwas an ihm tatsächlich von Wert war –, dass er Lady Kathleens Ruf zerstört hatte, nur um zu beweisen, dass Madame Esmeraldas Prophezeiungen richtig waren. Wenn das nicht bewies, was für ein Nichtsnutz er war, was dann?
    Ned schloss die Augen und versuchte, sich die Aussicht von seinem Fenster im zweiten Stock vorzustellen. Ein Platz, eine Straßenlaterne. Hohe Gaubenfenster im Haus gegenüber, eingelassen in das steil abfallende Schieferdach. Fenster im Souterrain, zugemauert, um Steuern zu sparen. Eine gerade Straße verschwand zwischen den weiß verputzten Stadthäusern. Wenn man ihr lange genug folgte, führte sie irgendwann geradewegs aus London hinaus. Geradewegs hinaus aus seiner peinlichen Lage.
    Hätte Ned sich die Mühe gemacht, aufzustehen und ans Fenster zu gehen, hätte er die Aussicht mit eigenen Augen betrachten können. Vielleicht hätte er das Fenster sogar geöffnet, um den abgestandenen Geruch aus dem Zimmer zu vertreiben.
    Das jedoch hätte einen größeren Aufwand erfordert und Neds Muskeln wollten ihm einfach nicht gehorchen.
    Vor zwei Jahren hatte er zum letzten Mal gegen dieses Unwohlsein angekämpft. Wenn man denn „im Bett liegen und an die Decke starren“ ankämpfen nennen konnte. Eines Nachmittags vor zwei Jahren war ihm wieder

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