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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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die Wahrsagerin eingefallen, die er einmal zum Spaß mit ein paar Freunden aufgesucht hatte. Er hatte sich damals aus dem Bett gequält, um Madame Esmeralda einen Besuch abzustatten. Sie hatte ihm versprochen, dass er eines Tages ein Mann sein werde, ihm gesagt, er solle weiterleben, sein Leben würde besser werden. Und das war es dann auch geworden. Er hatte angefangen zu glauben, das lähmende Gefühl der Schwäche, das ihn so häufig befiel, wäre für immer verschwunden.
    Aber er hatte es nicht besiegt. Das Ungeheuer hatte sich nur Zeit gelassen und im Verborgenen gelauert, bis es ihn wieder anspringen und aus der Bahn werfen konnte.
    Er hatte es gewusst. Schon bei seinem verzweifelten Wunsch, seinen Cousin zu verheiraten, hatte er gespürt, wie sich das Dunkel wieder über seine Seele senkte.
    Madame Esmeraldas einstiges Versprechen war weniger wert gewesen als die Atemzüge, die sie gebraucht hatte, um die Worte auszusprechen.
    Irgendwann an diesem Nachmittag, zwischen hektischen Grübeleien und dumpfem Brüten, hatte sein Cousin ihm eine Nachricht zukommen lassen. Am kommenden Abend um sieben wurde Neds Anwesenheit verlangt – verlangt, nicht erbeten –, damit sie beide sich mit dem Duke und Lady Kathleen treffen konnten. Irgendeine Lösung musste gefunden werden für diesen Schlamassel.
    Ned hegte nicht den geringsten Zweifel, wie diese Lösung aussehen würde. Er würde Lady Kathleen heiraten müssen.
    Selbst wenn sie der Typ Frau gewesen wäre, den er sich als Ehefrau ausgesucht hätte, erschreckte ihn der Gedanke an eine Ehe. Die Ehe war etwas für Männer, auf die man sich verlassen konnte und die nicht alle zwei Jahre von einem lähmenden Dunkel eingehüllt wurden. Die Ehe war etwas für Männer, die sich Kinder wünschten, nicht für Narren, die befürchteten, die Anlage zum Wahnsinn in sich zu tragen. Ned hatte immer geglaubt, er würde niemals heiraten. Aber es wäre zu viel gesagt gewesen, er wäre bei dem Gedanken verzagt. Zu verzagen bedeutete einen gewissen Kraftaufwand; Ned jedoch hatte nur gerade noch so viel Kraft, um einen leisen Stich im Herzen verspüren zu können.
    Er drehte sich um und dachte an die Londoner Straße, die draußen vom Platz abzweigte. Wenn er jetzt aufstand und sich anzog, konnte er einen Fuß auf diese Straße setzen.
    Vielleicht ging er dann los, Schritt für Schritt, immer weiter. Dann würde er in der Dämmerung verschwinden und nie mehr zurückkehren. Vielleicht, dachte er mit einem Aufflackern von Interesse, würde er von Dieben und Räubern überfallen werden. Vielleicht würde er sich zur Wehr setzen.
    Vielleicht aber auch nicht. Solch eine sichere und schnelle Niederlage hätte sein Leben eindeutig vereinfacht.
    Doch selbst wenn er sich dazu aufraffen sollte, gab es keine Garantie, dass er tatsächlich überfallen werden würde; und allein die Vorstellung, weit genug laufen zu müssen, um Blakely entkommen zu können, machte ihn furchtbar müde.
    Außerdem konnte er der Dunkelheit in seinem Innern niemals entkommen, ganz gleich, wie viele Meilen er auch zwischen sich und London legte. Und das war das größte Problem von allen.
    Anstatt sich also auf die Suche nach Räubern zu machen, drehte er sich auf die andere Seite und schlief ein.
    „So, da wären wir. Wo soll das hin?“
    Jenny war immer noch etwas mitgenommen von ihrem Gang nach Hause durch den Regen. Sie starrte den Mann vor ihrer Tür verständnislos an. Er sprach, als hätte er Wolle im Mund, und roch nach Schweiß. Sein Haar sah aus, als wäre es seit einem Monat nicht mehr gekämmt worden. Auf der Straße standen noch Pfützen, aber inzwischen lugte wieder die Sonne zwischen den Wolken hervor. Schade, eine Wäsche hätte dem Mann vielleicht ganz gutgetan.
    Ratlos blickte Jenny zur Tür hinaus. Ein von einem mageren Klepper gezogener Karren versperrte fast die halbe Straße. Zwei Männer wuchteten gerade schwere Eichenholzbretter von dem Gefährt.
    „Wo soll was hin?“
    Der Mann sah sie an, als sei sie schwer von Begriff. „Die Lieferung natürlich, was denn sonst!“
    „Was für eine Lieferung?“
    „Wir sollen das Neue bringen und dafür das Alte abholen.“
    „Ich erwarte aber gar keine Lieferung, weder neu noch alt. Schon gar nicht … was soll das überhaupt sein?“
    „Ein Bett, Madam. Und der Herr sagte zu mir, es wäre dringend.“ Er verzog das Gesicht und wandte sich ab.
    Dem Mann war zweifellos klar geworden, was für eine Sorte Frauen unerwartete Geschenke in Form von Betten

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