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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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wollte, dass mich die Leute zum ersten Mal im Leben mit Respekt ansahen …“ Ihre Stimme bebte leicht. „Mach mir keine Vorhaltungen, weil ich ein winziges bisschen von dem haben wollte, was du schon immer gehabt hast.“
    Gareth schloss die Augen. Er hatte gedacht, wenn er mehr über sie wüsste, würde sie weniger Macht über ihn haben. Doch das stimmte nicht. Was er empfand …
    Er fand keine Worte für die Bilder, die sie in seinem Kopf heraufbeschworen hatte, begleitet von einem nicht zu benennenden Gefühl. Der Gedanke an Jenny, die mit achtzehn im Stich gelassen worden war und beschlossen hatte, der ganzen Welt zu trotzen, erfüllte ihn mit einem abgrundtiefen Schmerz. Was immer dieses unbekannte Gefühl sein mochte, es breitete sich in seiner Seele aus wie schmutziges, dunkles Wasser, eiskalt wie die Themse im Winter.
    Jenny hatte sich nicht eingeigelt und versteckt. Sie hatte die für sie offenen Möglichkeiten zurückgewiesen und eine Wahl getroffen, die ihr alles bot, was sie sich wünschte.
    „Das Beste an der Rolle der Madame Esmeralda war“, fuhr sie fort, „dass ich alles lernen musste – den neuesten Klatsch natürlich, aber auch etwas über Finanzen, Wirtschaft, ja sogar Wissenschaften. Es ist viel leichter, die Zukunft vorherzusagen, wenn man sich in der Gegenwart auskennt. Vorher hatte mir nie jemand zugetraut, über etwas genau Bescheid zu wissen.“
    Er hatte erwartet, dass sich bei ihm ein Gefühl von Vertrautheit und wenn nicht von Verachtung, dann doch wenigstens von Gleichgültigkeit einstellen würde. Aber so war es nicht. Stattdessen entstand Respekt.
    „Sag mir eins“, flüsterte er gegen ihre Schulter, „du hast mir erzählt, du hättest erkannt, dass alle Menschen lügen, als du neun Jahre alt warst. Wie kam das?“
    Die Nacht war angebrochen. Gareth konnte Jennys Atem am Heben und Senken ihrer Brust unter seiner Hand spüren, aber die Umrisse ihrer Schultern hatte das Dunkel geschluckt.
    „Man schickte mich in die Schule, als ich noch ganz klein war“, erzählte sie ruhig. „Ich war so traurig und verwirrt, wie nur eine Vierjährige sein kann. Die Lehrerin, der ich anvertraut worden war, sagte mir, wenn ich aufhörte dauernd zu weinen und brav wäre, würde meine Mutter mich bald abholen.“
    Vielleicht lag es daran, dass sein Arm um ihre Schultern die Illusion von Nähe aufkommen ließ. Vielleicht lag es daran, dass er auf eine so gravierende Enthüllung nicht gefasst gewesen war. Aber die unfassbare Grausamkeit, einem kleinen Kind eine so unglaubliche Lüge aufzutischen, ließ ihn beben vor Zorn.
    „Also war ich brav.“ Ihr sachlicher Tonfall schnitt ihm nur noch tiefer ins Herz. „Es fällt vielleicht schwer, das zu glauben, aber ich war still, höflich und … aufrichtig. Wenigstens in dem Alter noch. Ich habe nie mehr geweint, selbst als die anderen … nun, du kannst dir sicher vorstellen, wie grausam kleine Mädchen sein können.“
    Gareth hatte erlebt, wie die Jungen in Harrow diejenigen gequält hatten, die nicht aus den vornehmsten Familien gestammt hatten. Wie sie die Schüchternen und Stillen verspottet hatten. Er konnte es sich in der Tat vorstellen.
    „Ich war außergewöhnlich brav, bis ich neun wurde. Da schubste mich ein anderes Mädchen; ich schlug mir das Knie auf und machte mein Kleid schmutzig. Eigentlich nichts Dramatisches, verstehst du. Und während ich mir noch tröstend einredete, alles würde wieder gut, wenn erst meine Mutter käme, merkte ich plötzlich, wie viele Jahre schon vergangen waren. Sie würde mich nicht holen. Niemand würde mich je abholen, ganz gleich, wie brav ich auch war. Mrs. Davenport hatte mich angelogen. Ich war ganz allein.“
    Gareths Kehle war wie zugeschnürt. „Und was hast du dann getan?“
    Er spürte, wie sie resigniert die Achseln zuckte. „Ich habe aufgehört brav zu sein. Das ist alles.“
    Doch das war nicht alles. Im Schein der Straßenlaterne sah er, dass sie ihn anlächelte. Dass sie so tat, als spielte es gar keine Rolle.
    „Aber dieses ganze Gerede über mich ist langweilig. Was ist mit dir? Du warst einundzwanzig, nicht wahr, als du merktest, dass alle Menschen lügen?“
    Gareth zögerte. Zum Teil, weil er mehr von ihr erfahren wollte als umgekehrt. Dazu kam, dass er ihr jetzt nicht mit seinen banalen Problemen kommen wollte, nicht nach ihrer tragischen Geschichte. „Es war das Übliche“, meinte er nach einer Weile. „Enttäuschte Liebe.“
    „Eine Frau?“ Sie bedeckte seine kalte Hand mit

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