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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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ihrer. „Und ein anderer Mann, könnte ich mir vorstellen.“
    „Mehr als nur ein anderer Mann“, verbesserte er. „Von denen einer mein eigener Großvater war.“
    Sie sog geräuschvoll den Atem ein. „Großer Gott. Wie ist das … ich meine, warum?“
    „Es war eine Wette. Ich wollte eigentlich um ihre Hand anhalten. Mein Großvater – er hatte nach dem Tod meines Vaters meine Erziehung übernommen – glaubte, sie wäre nicht gut genug, um die zukünftige Marchioness of Blakely zu werden. Ich widersprach. Da wettete er mit mir, er könnte mir das Gegenteil beweisen.“
    „Wie meinst du das, er wettete, sie wäre nicht gut genug ? Das hört sich ja grauenvoll an.“
    Auch nicht grauenvoller, als eine Mutter von ihrem Sohn zu trennen, nur weil sie wieder geheiratet hatte. Gareth machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das gehörte zu seinen Lektionen dazu. Lerne etwas über deinen Besitz. Übernimm Verantwortung. Adel verpflichtet. Er meinte, ich hätte allzu gewöhnliche Anwandlungen, die er mir austreiben müsste.“
    „Also …“
    „Also verführte er die Frau, die ich heiraten wollte, ja.“
    „Und das nannte er eine Lektion? Das ist doch blanker Hohn! Wie hat er es nur über sich gebracht, dir zu sagen, was er getan hatte?“
    „Das brauchte er gar nicht. Er sorgte dafür, dass ich die beiden hörte. Sie rief dabei seinen Namen, musst du wissen.“
    Jenny schwieg eine ganze Weile. „Zu dem Zeitpunkt war er noch Lord Blakely, nicht wahr?“
    Er dankte dem Herrgott, dass es intelligente Frauen gab, die die wahre Bedeutung einer kleinen Rede verstanden, ohne dass er sein Innerstes noch mehr nach außen kehren musste als ohnehin schon. Gareth streichelte stumm ihren Rücken.
    „Seit du also dein Erbe angetreten hast …“
    „Das ist Jahre her. Und nein. Seit ich selbst Lord Blakely geworden bin, kann ich es nicht ertragen, diesen Namen aus dem Mund einer Frau zu hören. Nicht so.“
    Mit einundzwanzig hatte er vom Leben eine Vorstellung gehabt wie etwa eine Ameise vom Horizont. Jetzt fühlte er sich selbst wie diese Ameise – winzig und unbedeutend. Ein kleiner Punkt auf einem hohen Berg inmitten eines riesigen Bergmassivs.
    Sie hatte nichts im Leben gehabt. Eigentlich hätte Jenny den klassischen Weg eines gefallenen Mädchens einschlagen müssen. Zunehmende Verzweiflung. Unmoralischer Lebenswandel. Und dieser Weg hätte mit ihrem tragischen Tod auf einer verschneiten Straße enden müssen, so wie bei den verzweifelten Frauen in all diesen Schundromanen. Aber Jenny hatte keine Romanfigur aus sich gemacht.
    Und jetzt war es ihr Arm, der tröstend auf seiner Brust lag, es war ihr Kopf, der an seiner Schulter ruhte. Sie spendete ihm Trost, und er, selbstsüchtig wie er war, nahm ihre ganze Wärme in sich auf, um sie dort zu horten. Er machte sich diese Wärme genauso selbstsüchtig zu eigen wie ihren Körper.
    Schon vor vielen Jahren hatte er den unsicheren Trost von menschlicher Gesellschaft gegen die Sicherheit des Hochmuts eingetauscht. Das war das letzte „Geschenk“ seines Großvaters gewesen – vielleicht eher ein Fluch. Denn wenn er so etwas wie das hier vor all diesen Jahren aufgegeben hatte, wie konnte er dann die ganzen Jahre der Einsamkeit vor sich selbst rechtfertigen?
    Er schüttelte den Kopf und schickte die düsteren Gedanken wieder dahin zurück, wo immer sie auch hergekommen waren.
    Mittlerweile war es endgültig Nacht geworden. Gareth zog Jenny fester an sich. Sie ließ es sich stumm gefallen, bestimmt war sie sehr müde. In der vergangenen Nacht hatte sie nicht viel geschlafen – und er ebenfalls nicht.
    In der Dunkelheit der Nacht hielt er sie fest im Arm.

15. KAPITEL
    Als Jenny am Morgen wach wurde, lag sie allein im Bett. Er musste irgendwann in der Nacht gegangen sein. Sie schlug die Augen auf. Fahles Licht fiel ins Zimmer und sie konnte draußen auf der Straße die typischen Geräusche eines frühen Londoner Morgens hören. Ein Wagen holperte vorbei und der Markt ein paar Häuser weiter erwachte zum Leben. Ein Milchmädchen pries mit schriller Stimme frische Butter an.
    Jenny setzte sich auf und sah sich verwirrt im Zimmer um. Seine Kleidung, die er in der vergangenen Nacht auf einen Stuhl gelegt hatte, war verschwunden. Nach ihrem Gespräch vor dem Einschlafen hatte sie angefangen zu glauben, dass sie ihm mehr bedeutete als nur eine Affäre, dass ein tieferes Band zwischen ihnen entstanden wäre.
    Weil sie sich letzte Nacht ihre Geheimnisse anvertraut hatten, fühlte

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