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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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der Letzte, dessen Gesellschaft Ned in einer solchen Situation gesucht hätte. Vielleicht war das der Grund, warum Ned sich zu einem Lächeln zwang, als ihm der Mann erneut auf den Rücken hieb.
    „Was hältst du davon, wenn wir hineingehen?“ Ellison zeigte auf das Lokal. „Gibst du einen aus? Die haben hier guten Brandy.“
    Ned hatte schon vor geraumer Zeit gelernt, dass Brandy kein Heilmittel war, wenn er sich in diesem Zustand befand. Der Alkohol verstärkte seine Probleme nur noch, und wenn er in seiner gegenwärtigen Stimmung zu trinken anfing, würde seine Verdrossenheit nur noch größer werden.
    Aber er fand es viel zu anstrengend, Nein zu sagen.

16. KAPITEL
    Gareth brauchte eine Stunde, um den Zorn des Duke of Ware über Neds unentschuldigte Abwesenheit zumindest ein wenig zu beschwichtigen. Eine weitere Stunde verbrachte er schuldbewusst damit, White von seinem Abendessen mit der Familie aufzuscheuchen und eine ganze Schar von Lakaien in die weniger vornehmen Gefilde Londons auszusenden. Alles in allem wurde es elf Uhr abends, bis er endlich erfuhr, wo sein Cousin sich aufhielt.
    Die Uhr hatte gerade Mitternacht geschlagen, als Gareth einen überhitzten, mit Zigarrenrauch geschwängerten Raum betrat. Er hatte gehofft, der Hinweis hätte sich als Irrtum entpuppt, doch da, in der Ecke, saß Ned. Betrunken in dieser Spielhölle, anstatt mit dem Duke of Ware über seine Zukunft zu verhandeln.
    Gareth war zu verblüfft, um wütend werden zu können.
    Er ging auf den Tisch seines Cousins zu. Gareth war in Gesellschaft anderer schon immer unbehaglich zumute gewesen, aber jetzt fühlte er sich so steif, als hätte er einen Stock verschluckt. Neds Gefährten hingen mehr oder weniger auf ihren Stühlen; ihre Krawatten waren im besten Fall gelockert. Ein dunkelhaariger, rotgesichtiger Kerl hatte seine der kurvenreichen Frau an seiner Seite um den Hals geschlungen. Klebrige, gesprungene Becher stapelten sich an der Tischkante.
    „Wie hoch ist der Einsatz noch mal?“ Der Rotgesichtige war mit dem Geben fertig, sechs Stapel mit jeweils drei Spielkarten.
    Ned starrte teilnahmslos auf die Karten. „Keine Ahnung. Ist das wichtig?“
    „Zweitausend“, meldete sich ein anderer zu Wort, und Gareth zuckte zusammen.
    Ein Mann mit einer losen schwarzen Krawatte begutachtete seine Karten. „Ich habe hier etwas Besseres.“ Er zog ein Papier aus seiner Jackentasche. „Eine private Menagerie, habe ich gestern Nacht gewonnen. Offenbar ein paar Löwen und eine Herde gestreifter Pferde, die man Zebras nennt. Und eine Elefant, alles geradewegs aus Afrika.“
    Gareth zuckte erneut zusammen. Diese Glücksspiele waren eine hässliche Sache, mit immer höheren Einsätzen, die schon so manchen leichtsinnigen Spieler ins Verderben gestürzt hatten. Das Ganze wurde noch bedrohlicher, wenn die eine Partei Geldbeträge setzte und die andere Elefanten.
    „Ned“, sagte Gareth.
    Keine Reaktion, nur Neds Gefährten hoben die Köpfe und tauschten Blicke aus.
    „Ned.“ Etwas lauter dieses Mal. Ned hatte ihn offensichtlich gehört, denn er neigte den Kopf zur Seite. Anstatt zu antworten, griff er jedoch nach seinen Karten und fächerte sie in seiner Hand auf. Er war an der Reihe und legte eine Karo Zwei ab.
    „Ned“, versuchte Gareth es erneut, „du musst mit mir kommen, wenn dieses Spiel zu Ende ist. Es besteht immer noch eine winzige Chance, die Angelegenheit zu regeln.“
    Ned gähnte laut und legte sich die Hand vor den Mund. Seine Freunde grinsten hinter ihren Karten. Dass Ned seinem einflussreichen Cousin trotzte, machte sie etwas nervös. Doch Ned sah gar nicht auf und spielte stattdessen die Kreuz Drei aus.
    „Hör zu“, meinte Gareth verzweifelt, „das ist doch Wahnsinn! Erst kommst du zwei geschlagene Tage nicht aus dem Bett. Und ausgerechnet an dem Abend, an dem du zu Hause sein sollst , machst du dich aus dem Staub. Ich rede schließlich nicht zu meinem eigenen Wohl mit Ware, weißt du. Der Mann hegt Mordgedanken und ich kann es ihm nicht einmal verübeln.“
    Ned spielte seine letzte Karte aus. Es war seine bislang höchste – eine Karo Neun. Da jedoch Pik Trumpf gewesen war, hatte er wieder einmal verloren.
    „Pech gehabt, Carhart.“ Der Rotgesichtige rempelte ihn mit der Schulter an.
    Ned schloss die Augen, und dann geschah etwas Seltsames – er lächelte. Ein Lächeln, das eher zu einer Grimasse wurde. Gareth verstand ihn nicht. Nichts von alledem, was Ned tat, ergab einen Sinn. Er streckte die Hand aus, um

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