Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
Vom Netzwerk:
vernünftig ein, war es schon spät, sie würde ihn sicher nicht mehr sehen wollen. Er konnte nur hoffen, dass der kommende Morgen für sie angenehmer verlaufen würde als dieser Abend für ihn.
    Erst war Gareth am vergangenen Abend nicht erschienen, und nun erhielt Jenny auch noch einen Besuch, der ihren Morgen eindeutig unangenehm beginnen ließ.
    „Ich habe das Geld nicht.“ Händeringend brachte sie die gefürchteten Worte hervor.
    Ihr Vermieter runzelte ungeduldig die Stirn. „Was heißt das, Sie haben es nicht? Sie hatten doch immer das Geld für die Miete, und pünktlich noch dazu. Morgen also?“
    Natürlich hatte sie die Miete immer bezahlen können. Sie war ja auch immer Madame Esmeralda gewesen, mit einer großzügigen Kundschaft und einem sich stetig füllenden Bankkonto. Madame Esmeralda war der sichere Fels gewesen, auf dem sie sich ihre Welt aufgebaut hatte. Aber nun war Madame Esmeralda fort und auch am kommenden Tag würde sie nur noch Jenny Keeble sein.
    Und Jenny Keeble besaß kaum drei Pfund, während die vierteljährliche Miete sechs Pfund betrug. Selbst wenn es ihr gelang, das Geld aufzutreiben und diesen Mann zu bezahlen, wovon sollte sie dann leben? Ein Dach über dem Kopf war eine wichtige Sache, aber sie musste auch etwas essen. Bis ihr etwas Besseres einfiel, würde sie erst einmal ganz sparsam leben. Als Madame Esmeralda hatte sie eine geräumige Wohnung gebraucht; ein von ihrem privaten Wohnbereich separates Zimmer. Das Geschäft und die Lügen, die sie ihrer Kundschaft in dieser sorgfältig aufgebauten Atmosphäre aufgetischt hatte, hatten das erfordert.
    Doch jetzt brauchte sie keinen Platz mehr und die Miete konnte sie sich auch nicht länger leisten. Falls sie trotzdem in London blieb, würde sie sich eine preiswertere Unterkunft suchen müssen. Jenny schluckte bei dem Gedanken. Falls sie trotzdem in London blieb?
    „Und wenn ich erst einmal für eine Woche bezahle?“, schlug sie vor, um die Entscheidung hinauszuschieben.
    „Ich vermiete nicht wochenweise. Das rentiert sich nicht; mit Wochenmietern habe ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht.“
    „Ich bin keine Wochenmieterin. Ich wohne hier schon seit zwölf Jahren!“
    „Und ich muss trotzdem jedes Mal vorbeikommen, um die Miete zu kassieren. Es geht nicht an, dass man ständig den Mietern nachlaufen muss, nur um das Geld zu bekommen, das einem zusteht.“
    „Ich zahle Ihnen ein Pfund für diese Woche“, meinte sie seufzend.
    Ein Funke des Interesses glomm in seinen Augen auf. „Ein Pfund?“ Er schien in Gedanken nachzurechnen, was das bedeutete. „Und nächste Woche zahlen Sie dann die gesamte vierteljährliche Miete. Dieses Mal mache ich noch eine Ausnahme, weil wir uns schon so lange kennen. Aber dann ist Schluss.“
    Er nahm ihr Geld und verabschiedete sich mit einem Händedruck.
    Falls ich trotzdem hierbleibe. Ihre Geldnot verlangte, dass sie sich eine andere Unterkunft suchte. Und Arbeit. Warum sperrte sie sich so gegen diesen Gedanken? Seufzend schloss Jenny die Haustür und ging in das hintere Zimmer, wo sie ihre Kommode öffnete.
    Das rote und cremefarbene Abendkleid, das Gareth ihr aufgenötigt hatte, lag in Papier eingewickelt in der Schublade. Sie schlug das Papier zurück und strich mit dem Finger über den seidigen Stoff. Das Kleid war eleganter als alles, was sie je besessen hatte. Wie viel sie wohl dafür bekommen würde? Zehn Pfund? Fünfzehn? Sie hatte keine Ahnung, was es einbringen mochte, denn sie hatte sich solch ein Kleid noch nie selbst gekauft.
    Fünfzehn Pfund. Von dem Betrag konnte sie sich ein Jahr lang durchschlagen, wenn sie etwas zur Untermiete fand. Aber abgesehen davon, dass das weder vergnüglich noch angenehm sein würde, konnte sie sich die eigentliche Wahrheit nicht eingestehen. Falls sie in London blieb, dann nur aus einem einzigen Grund. Wegen Gareth.
    Wenn sie sich an einem Ort niederließ, an dem man von fünfzehn Pfund im Jahr leben konnte, würde es keinen Gareth mehr geben. Dann könnte sie genauso gut nach Marokko ziehen. Sein anspruchsvolles Naturell fand sich ja kaum mit diesen Räumen ab, so sauber und gemütlich sie auch waren. Eine billige Unterkunft voller Kakerlaken und Läuse war für ihn mit Sicherheit noch weniger verlockend als für sie. Und etwas zu finden, wo Herrenbesuch gestattet war … nein, sie konnte die Hoffnung aufgeben, irgendwo etwas halbwegs Anständiges zu finden.
    Also waren auch die fünfzehn Pfund, die dieses Kleid ihr vielleicht einbringen

Weitere Kostenlose Bücher