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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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es Ihnen inzwischen wieder besser? Tat mir wirklich leid, als ich von Ihrer Krankheit hörte.‹
    Sie hat gelacht und gesagt, daß sie noch nie in ihrem Leben krank gewesen sei. Ich habe mich noch gerade so wieder herauswinden können. Habe gesagt, daß ich da wohl etwas mißverstanden hätte. Wahrscheinlich mache sich ihr Sohn Sorgen, daß sie krank wird und keine Hilfe holen kann und niemand anders es bemerke, weil sie doch alleinstehend sei, so wie sie sich Sorgen machte, daß ihm in seinem Job etwas zustoßen könnte. Sie ging nicht weiter darauf ein, sagte nur, daß sie ihn sehr vermisse und sich auf seinen nächsten Besuch freue.«
    »Er ist nicht nach Hause gefahren?«
    »Nein. Sie hat ihn seit Ostern, als er mit seiner Freundin da war, nicht mehr gesehen. Dazu allerdings hatte sie eine ganze Menge zu sagen, ein wirklich nettes Mädchen, aber …«
    »Ausländerin?«
    »Ja. Sie haben sich alle sehr bemüht. Sie sind eine große Familie, und alle haben sich um sie gekümmert. Es gab keinen Tag, an dem sie nicht bei irgendwem zum Essen eingeladen waren, doch obwohl sie so freundlich aufgenommen worden war, hatte es aus irgendeinem Grunde einen Streit gegeben. Sie sagte, sie mische sich nicht gerne ein, aber eine Ehe ist an sich schon ein mehr als schwieriges Unterfangen, da muß man sich nicht noch die Probleme aufladen, die zwei unterschiedliche Kulturen mit sich bringen. Er hatte schrecklich verliebt gewirkt, ihre einzige Hoffnung sei, daß sich das wieder geben würde, und sie hoffe, daß ich sie unterstützen würde, wenn er sich mir anvertraute.«
    Lorenzini ließ sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch des Maresciallo fallen. Seine Aggressivität löste sich in Luft auf, als er begriff, daß Esposito davongelaufen war. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Ihm ging es nun so wie dem Maresciallo, es verschlug ihm die Sprache. Sechsundzwanzig Farbfotos lagen auf dem Schreibtisch zwischen den beiden, alle zeigten Esposito, gutaussehend, strahlend vor Glück, über beide Ohren verliebt.
    »Um Himmels willen, um Himmels willen«, stöhnte Lorenzini.
    Es regnete wieder in der Nacht, gleichmäßiger, schwerer Regen, Donnergrollen in der Ferne. Mit weitgeöffneten Augen starrte der Maresciallo in die Dunkelheit. Immer wieder drang der schwache Lichtstrahl eines aufzuckenden Blitzes durch die Lamellen der geschlossenen Fensterläden, und eine Sekunde lang konnte er den hellen Schatten des langen Musselinvorhanges erkennen. Dann verschwand wieder alles im Dunkeln. Schwerere Vorhänge hätten das Gewitter ausgesperrt. Oder vernünftige innere Blendläden. Jeder einzelne dieser Blitze erzeugte ein wenig mehr Wut in seinem Bauch. Wie in Gottes Namen sollte er da schlafen? Er war erst um eins in der Früh ins Bett gekommen, und der morgige Tag würde lang werden und bestimmt nicht einfach. Teresa hatte ihm nur etwas Brot mit geriebenem Parmesan und eine leichte Brühe gegeben, die sie für den nächsten Tag vorbereitet hatte.
    »Du weißt doch, du hast immer diese Alpträume, wenn du so spät zu Abend ißt.«
    Nun, diese Nacht würde er wohl kaum Gefahr laufen, schlecht zu träumen, wenn es in dem Zimmer alle paar Minuten so hell wurde, als ginge ein Feuerwerk darin hoch. Und außerdem hatte er einen fürchterlichen Hunger. Die Luft war feucht und klebrig, und sein Pyjama fühlte sich an wie Sackleinen. Entweder war der Pyjama oder das Laken, auf dem er lag, ganz feucht und zerknittert. Er wälzte sich hin und her, versuchte, Laken und Pyjama zu glätten, und verschlimmerte alles nur noch. Ergeben drehte er sich schließlich auf die Seite und deckte sich auf. Vier Uhr. Es würde einfacher sein, einzuschlafen, wenn er die Nachttischlampe anmachte, dann würde ihn das Licht dieser verdammten Blitze weniger irritieren. Aber er wollte Teresa nicht aufwecken. Innere Blendläden einzubauen wäre natürlich eine erhebliche Investition, aber ein ordentlicher Vorhang war doch gewiß nicht zuviel verlangt! Was dachte sie sich eigentlich dabei? Dieses dünne Zeug würde nichts und niemanden davon abhalten, von draußen einzudringen. Wenn man sich nicht einmal mehr in seinem eigenen Hause sicher fühlte, wo dann sonst? Sollte er aufstehen und noch mal nach den Jungs sehen? Sie würde böse sein, wenn sie aufwachte und es bemerkte. Vorhin, als er nachsehen gegangen war, hatte sie auch schon ziemlich sauer reagiert.
    »Es ist schon nach Mitternacht. Du wirst sie aufwecken.«
    »Werde ich nicht.«
    »Mach aber kein Licht an. Du

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