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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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einiges zum Arbeiten mitgebracht. Ich muss eine Artikelserie beenden, die sich um Sommerdelikte dreht. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie die sommerliche Hitze die Phantasie der Mörder beflügelt, während die der Ermittler merklich leidet? Der Mord in Olgiata, in der Via Poma, und viele andere ungeklärte Verbrechen, alles Sommerdelikte.«
    »Ich vermute, da kommt Ihnen der Mord an Signora Mazzoleni gerade recht«, meinte Santomauro mit kaum verhaltenem Sarkasmus.
    »Tja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich werde vom Ort des Geschehens berichten und euch so lange im Nacken sitzen, bis ihr den Mörder gefunden habt. Oder bis ihr aufgebt. Dieser Touch von Aktualität hat meiner Serie gerade noch gefehlt.«
    »Das freut mich für Sie«, sagte der Maresciallo säuerlich und erhob sich.
    »Kann ich mir denken. Ich hoffe, damit steige ich auf Platz eins in Ihrer Kandidatenliste auf, lieber Santomauro.«
     
    »Also, Maresciallo, Gaudioso hier, was haben Sie zu berichten? Irgendwelche Fortschritte? Hören Sie, dieser Mazzoleni kennt ein paar wichtige Leute. Sehen Sie zu, dass Sie die Sache schnell aufklären, ohne ihm an den Karren zu fahren. Sie wissen schon, der trauernde Witwer, der gute Ruf des Opfers, Freunde und Nachbarn, alles anständige Leute. Graben Sie, aber ohne Staub aufzuwirbeln, verstanden?«
    »Aber Dottore, wir …«
    »Santomauro, hier im Polizeipräsidium wird über Sie geredet, und nicht immer freundlich. Sehen Sie zu, dass Sie etwas Takt walten lassen, und gehen Sie mir nicht länger auf die vielzitierten, Sie wissen schon, meine Schwiegermutter hat sich einen Gebärmuttervorfall zugelegt und ist bei uns eingezogen mit der Ausrede, in der Nähe ihrer Tochter sein zu müssen. Also, schließen Sie den Fall so schnell wie möglich ab!«
    »Aber die Ermittlungen …«
    »Ein umherstreunender Obdachloser! Ein illegaler Einwanderer! Ich muss Ihnen doch nicht etwa Ihr Handwerk erklären, bei all den Vergewaltigern, die frei herumlaufen? Nehmen Sie jemanden fest, aber damit eins klar ist: kein Schmutz auf das Opfer und seine Angehörigen, verstanden?«

 
    Dienstag, 14. August
    Der Tag begann schlecht. Er erwachte mit einem schmerzenden Katerkopf, den er voll verdient hatte. In der Nacht zuvor hatte er ohne Abendessen zwei Flaschen weißen Cilento in sich hineingeschüttet und war draußen sitzen geblieben, bis die Sterne am Himmel langsam verblassten. Irgendetwas an den Ermittlungen verstörte ihn zutiefst, vielleicht die Persönlichkeit des Opfers, die allmählich durchzuscheinen begann, widerstrebend und widersprüchlich wie bei allen Menschen, die er erst nach ihrem Tode kennenlernte. Oder vielleicht die Abscheulichkeit des Verbrechens, die niemals schlummernde Sorge, es könne nicht das letzte gewesen sein, oder auch der Zirkel von Leuten, in dem er nun ermitteln musste und der ihn allzu sehr an seine eigene Vergangenheit erinnerte. Als Folge hatte er nun einen Kopf, der jeden Moment zu platzen drohte, und einen steifen Hals. Heute war sein freier Tag, doch mit einem Fall wie diesem im Nacken hatte Santomauro nicht die geringste Absicht, Zeit zu verlieren. Er rief Gnarra und Manfredi zu einem informellen Treffen zu sich nach Hause, und gemeinsam besprachen sie die Lage.
    Die Frau war an einem nicht näher definierten Tag in der letzten Juliwoche ermordet worden, von jemandem, der sie gut genug kannte, um sich ihr zu nähern und sie auszuschalten, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Täter hatte versucht, die Leiche zu verstecken, hatte sie möglicherweise entstellt, um ihre Identifizierung zu erschweren, doch dann hatte er beschlossen, sie an einen Ort zu bringen, wo er sicher sein konnte, dass sie sehr bald gefunden würde. Das Opfer war erst wenige Tage vor seinem Tod in Pioppica angekommen, hatte sehr zurückgezogengelebt und das Haus nur verlassen, wenn es absolut nötig war, ansonsten nicht einmal die üblichen Freunde getroffen.
    »Vielleicht hatte sie vor einem von ihnen Angst«, spekulierte Manfredi und kratzte sich den Bart.
    »Dann wäre sie doch nicht ausgerechnet hierher gekommen«, wandte Gnarra mit gerunzelter Stirn ein. »Ich glaube, dass sie keinerlei Verdacht hegte, sie wollte lediglich nach einem Ehezwist ihre Ruhe haben.«
    »Immer vorausgesetzt, dass ihr Mann die Wahrheit sagt. Als ich gestern bei ihm war, um das Haus zu überprüfen, kam er mir reichlich nervös vor.«
    »Ja und, wärst du das etwa nicht, wenn sie dir gerade die Frau abgeschlachtet hätten?«
    »Was hat

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