Eine Marcelli geht aufs Ganze
hätte abhalten können.
Sam ließ sie auf dem Sofa Platz nehmen und setzte sich dann neben sie. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihre Hand in seine genommen und fühlte ihren Puls am Handgelenk.
»Ihr Herz rast. Soll ich Ihren Arzt anrufen?«
Sie ging immer zum studentischen Gesundheitsdienst, wenn sie etwas brauchte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das freundliche Geplauder mit der Arzthelferin dort war nicht das Gleiche, wie einen eigenen Arzt zu haben.
Allerdings musste sie zugeben, dass es sehr angenehm war, von einem attraktiven Mann die Hand gehalten zu bekommen. Er war warm und geduldig und unglaublich sexy. Hätte sie nicht ausgesehen wie etwas, das eine streunende Katze angeschleppt hatte, hätte sie vielleicht versucht, mit ihm zu flirten, und schlagfertige Kommentare zum Besten gegeben. Vorausgesetzt, ihr wären irgendwelche schlagfertigen Kommentare eingefallen.
»Nein danke, das ist nicht nötig.« Widerstrebend entzog sie ihm die Hand. »Mit mir ist alles in Ordnung. Ich habe sowieso schon viel zu viel Ihrer Zeit in Anspruch genommen.«
Sie wollte aufstehen, doch Sam hielt sie davon ab, indem er sie durchdringend ansah.
»Trinken Sie einen Tee«, sagte er. »Danach fühlen Sie sich besser.«
Beides klang wie ein Befehl.
Bevor sie widersprechen konnte, kam Jack mit einem Tablett herein. Auf dem standen eine Tasse mit dampfendem Tee und ein Teller mit einem eingepackten Sandwich.
»Wir hatten nur noch Pute«, sagte er entschuldigend, als er das Tablett auf den gläsernen Kaffeetisch stellte.
Das leichte Schuldgefühl, das Francesca bis jetzt verspürt hatte, pumpte sich zu doppelter Größe auf. »Also, Sie waren wirklich nett – Sie alle beide. Aber es gibt keinen Grund, mich so zu bemuttern.«
Die Männer ignorierten sie. »Geh an den Computer«, sagte Sam zu seinem Assistenten. »Sieh nach, ob du entweder Malcom oder White irgendwo aufspüren kannst. Du findest den Ordner am üblichen Platz.« Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Francesca zu. »Sie haben gesagt, Ihr Boss wäre für den Rest des Tages außer Haus. Wie können Sie mit ihm in Verbindung treten? Ich möchte ihn gerne darüber informieren, dass die Pakete nicht ausgeliefert werden können. Außerdem werde ich veranlassen, dass sie zu ihm zurückgeschickt werden.« Sein ernster Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher. »Er hätte niemals zulassen dürfen, dass Sie sich alleine darum kümmern.«
»Das macht mir nichts aus«, sagte sie schwach. Sie spürte, wie der Boden unter ihr zu Treibsand wurde. In wenigen Sekunden wäre sie so tief darin versunken, dass niemand sie je wiederfinden würde. »Und ich kann ihn nicht erreichen. Er ist auf dem Weg zum, äh, Flughafen. Um, äh, wegzufliegen.«
Innerlich zuckte sie zusammen. Es war ihr noch nie leichtgefallen zu lügen. Aber auf dem Weg zum Flughafen, um wegzufliegen? Warum sollte man sonst zum Flughafen fahren?
Francesca seufzte. Irgendwie war dieses Experiment außer Kontrolle geraten. Gemäß ihrer bisherigen Forschungen hätte Sam nicht stehen bleiben dürfen, um ihr zu helfen, und schon gar nicht hätte er es so weit treiben sollen. Dieser Mann brachte ihre ganzen bisher gesammelten Daten durcheinander.
»Welche Fluggesellschaft? Welcher Flug?« Er nahm ein schmales, ledergebundenes Notizbuch aus seiner Tasche.
Francesca wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. »Sie werden ihn nicht finden.«
»Versuchen wir es wenigstens.«
Oh-oh. Jetzt ging es wirklich zu weit. Sie warf Jack einen Hilfe suchenden Blick zu, den er entweder nicht verstand oder einfach ignorierte. Jason, der große, starke Mann von vorhin, steckte seinen Kopf zur Tür herein, um Sam darüber zu informieren, dass er die Pakete in Konferenzraum 2 gelagert hatte. Jack verschwand mit Jason und schloss die Tür hinter ihnen.
Damit war Francesca auf einmal sehr allein mit einem Mann, der offensichtlich in der Lage war, das Universum nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
»Also, Ms Marcelli, der Flug Ihres Chefs? Sein Name wäre auch sehr hilfreich.«
»Bitte nennen Sie mich doch Francesca.« Sie griff nach ihrem Tee. Ihr knurrte der Magen, aber sie weigerte sich, das Sandwich anzurühren. Nicht, solange sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier war. »Können Sie wirklich jemanden anrufen, der in einem Flugzeug sitzt?«
»Wenn es nötig ist. Es wäre allerdings einfacher, ihn vor seinem Abflug zu erreichen. Fliegt er von Los Angeles oder vom Geschäftsfliegerzentrum in
Weitere Kostenlose Bücher