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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Schaudern fuhr durch ihre Glieder, als sie sich an ihn schmiegte. Sie fühlte seine Lippen in ihrem Haar, hörte, wie seine heisere Stimme ihren Namen flüsterte.
    Ein Schlag auf das Wagendach ließ sie hochfahren. Christopher griff nach vorn, um den Docht der Laterne herunterzudrehen, dann schob er den Samtvorhang zur Seite. Durch die fallenden Schneeflocken waren auf einem entfernten Hügel die Lichter im Turm von Saxton Hall zu erkennen. Er zog den Vorhang wieder zu, atmete tief auf und half ihr, sich aufzurichten.
    »Es scheint, Madam, als müßten wir die Fortsetzung verschieben«, sagte er leise. »Wir sind fast zu Hause.«
    Erienne konnte ihn nicht ansehen, so aufgelöst war sie. Hastig versuchte sie, ihr Mieder in Ordnung zu bringen. Sie wandte sich von ihm ab, um ihre Blöße zu verbergen, doch seine Hände halfen geschickt, ihr Kleid zu schließen.
    »Ich werde heute nacht im Hause sein«, hauchte er und küßte sie flüchtig auf den Nacken.
    Sie schluckte, lehnte sich zurück und warf ihm einen gehetzten Blick zu, als sie ihn beschwor: »Bitte, Christopher, fahren Sie weiter. Ich bitte Sie inständig!«
    »Ich muß mit Ihnen noch etwas besprechen, Madam, und es muß heute nacht sein. Ich werde auf Ihr Zimmer kommen …«
    »Nein!« Verzweifelt schüttelte sie den Kopf in der Vorahnung, was geschehen würde, wenn er wirklich zurückkäme. Dieses Mal war sie ihm noch entkommen, zwar nicht völlig unberührt, doch noch als Jungfrau. Die Mauern um ihre Festung waren jedoch nicht mehr stark genug, einem neuen leidenschaftlichen Angriff nochmals standzuhalten.
    »Ich werde Sie nicht einlassen, Christopher! Gehen Sie!«
    »Nun gut, Madam.« Er schien seine Worte sorgfältig zu wählen. »Bis zum Morgen werde ich noch versuchen, mich zurückzuhalten, doch dann wird sich alles vollenden, und bevor der Tag sich neigt, werden Sie mir gehören.«
    Sie starrte ihn fassungslos an. Es war ihr klar, daß er jedes Wort so meinte, wie er es gesagt hatte. Der Wagen rüttelte sie noch einmal, bevor er anhielt. Es war ihr, als spiegelten sich darin die Gefühle wider, die sie bewegten. Er würde kein Mitleid mit ihr haben, und niemand durfte wagen, sich ihm in den Weg zu stellen. Aber sie durfte es nicht geschehen lassen!

Sechzehntes Kapitel
    Bundy öffnete den Wagenschlag, und Erienne wartete nicht erst, bis der Tritt heruntergeklappt wurde, als sie schon ohne jede Hilfe aus dem Wagen sprang. Ihr war, als ritte ein Dämon mit Sporen auf ihren Schultern und triebe sie vorwärts. Fast floh sie auf das mächtige Portal von Saxton Hall zu, des Schnees nicht achtend, der ihre tief ausgeschnittenen Schuhe bedeckte. Ihre Röcke zogen einen breiten Pfad, der von dem Druck ihrer winzigen, fliehenden Füße gezeichnet wurde.
    Das Zuschlagen des schwarzen Tors zitterte durch die stille Nacht, und in ihrem verhallenden Echo warf Bundy einen vorsichtigen Blick auf Christopher, der noch immer im Wagen saß. Er schenkte ihm ein schiefes Grinsen, als er die Pelzdecke zusammenfaltete und auf den Vordersitz legte. Er nahm seinen Mantel und den der Dame und stieg aus, blieb stehen, sah sich ruhig um und sog tief die kalte Luft ein, die ihm willkommen Kopf und Körper kühlte.
    Erienne rannte vorbei an dem völlig verblüfften Paine, der die Kutsche gehört hatte und bereitstand, seine Pflichten zu tun. Sie kümmerte sich nicht darum, wie sie im Lauf so heftig an den alternden Mann stieß, daß er ins Wanken kam, nur weiter eilte sie die Treppen hinauf, bis sie die Sicherheit ihres Zimmers erreicht hatte. Mit ebensolcher Wucht warf sie auch diese eichene Tür zu und drehte sofort das Schloß mit einer schnellen Bewegung zu.
    Erst jetzt wagte sie stehenzubleiben und Atem zu holen. War es die Erleichterung, dem Yankee entflohen zu sein oder einfach Angst, die ihr Herz in der Brust bis zum Hals schlagen ließ, so daß es mit jedem Schlag ihren ganzen Körper zum Zittern brachte?
    Ihr Herz raste unter dem Eindruck der nächtlichen Erlebnisse. Zum ersten Mal seit ihrer Heirat verschloss sie die Tür ihres Zimmers, obwohl sie fürchtete, daß Lord Saxton versuchen könnte, ihr einen Besuch abzustatten und das Schloß verriegelt fände. Doch eine noch stärkere Angst quälte sie: Was, wenn Christopher den Weg zu ihren Räumen fände, um zu vollenden, was er begonnen hatte. Sie war sich vollkommen sicher, dem gnadenlos überrumpelnden Angriff dieses Wüstlings nicht widerstehen zu können. Wohin sie sich auch wandte, er blieb ihr auf den Fersen, und

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