Eine skandalöse Braut
Reichweite. Alex schien zu spüren, wie sie darum kämpfte. Vielleicht war er auch einfach so erfahren – worüber sie lieber nicht zu genau nachdachte –, dass er die Anzeichen kannte. Denn er änderte absichtlich den Winkel genau im richtigen Verhältnis, und dann …
Als er das nächste Mal in sie eindrang, zerschellte sie. Sie verlor das Bewusstsein für sich, und mit der brennenden Ekstase zerbrach die Welt um sie. Amelia klammerte sich an ihn. Sie zitterte und war bis in ihr Innerstes erschüttert.
Er stöhnte leise, dann versteifte er sich. Das kraftvolle Pulsieren seiner Entladung paarte sich mit den heftigen Kontraktionen ihrer inneren Muskeln.
Verschwitzt und atemlos streckten sie sich danach auf dem Bett aus, bis er sich auf die Seite drehte und sie in die Arme nahm. Das Gefühl der Erschöpfung war recht angenehm, und Amelia lächelte müde. Ihre Glieder fühlten sich ganz träge an. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, während sie wartete, bis ihr Herzschlag sich wieder normalisierte. Sie atmete den Duft nach männlichem Schweiß ein und spürte seinen Mund, der über ihre wirren Haare strich.
»Es tut mir leid, wenn du nicht das bekommen hast, wofür du hergekommen bist«, murmelte sie schließlich, weil sie sich an den geheimnisvollen Gegenstand erinnerte, der ihn hergeführt hatte. Im Schreibtisch ihres Vaters hatte sich nichts befunden, das für die Familie St. James von Interesse sein könnte. Sie hatte ihn wirklich gründlich durchsucht.
»Ganz im Gegenteil. Ich glaube, ich habe genau das gefunden, was ich gesucht habe«, gab er ruhig zurück. »Und jetzt schlaf, meine Süße. Ich habe dich lange wach gehalten. Das ist eigentlich unverzeihlich.«
Wenn sie noch genug Kraft gehabt hätte, ihm zu widersprechen, hätte sie etwas gesagt. Aber so war sie schon im nächsten Moment eingeschlummert.
Meine Süße. Sie glitt in friedlichen Schlaf.
Warme Milch könnte helfen. Aber Sophia hatte die Erfahrung gemacht, dass Brandy besser funktionierte. William hatte es ihr einmal empfohlen, und es klappte hervorragend. Seitdem hatte sie sich oft einen winzigen Schluck vor dem Zubettgehen gegönnt. Oder sie genehmigte sich ein Gläschen, wenn sie nachts aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte. Sophia durchquerte die leeren Korridore. Eine kleine Kerze leuchtete ihr den Weg. Sie fluchte leise über diese zugigen Landsitze, wenn die Kerze flackerte. Das Arbeitszimmer ihres Schwagers befand sich im Erdgeschoss, vorsichtig schlich sie die Treppe herunter. Sie hielt das Schultertuch eng um ihren Körper gerafft. Die Haube auf ihrem Haar sah vermutlich ganz knittrig aus, weil sie sich die ganze Nacht hin und her geworfen hatte.
Bestimmt bewahrte Stephen in seinem Arbeitszimmer eine Karaffe mit Schnaps auf. Die meisten Männer taten das, und auch wenn Lord Hathaway in mancher Hinsicht streng und unterkühlt war, blieb er doch ein typischer Vertreter seiner Kreise. Wenn nicht, konnte sie zumindest Amelia etwas Gesellschaft leisten.
Tabakgeruch hing wie ein Gespenst in der Luft, als sie die Tür leise öffnete. Sie hielt die Kerze hoch, als sie den Raum betrat. Das flackernde Licht huschte über die hohen, vollgestopften Bücherregale und den Kamin, in dem noch letzte Stücke Holz verglühten. Der Schreibtisch war mit Unterlagen übersät … Aha! Da funkelte die Kristallkaraffe nebst Glas in einer Nische neben dem Fenster auf. Sophia trat zu dem kleinen Tischchen, schenkte sich einen großzügigen Schluck ins Glas und nippte daran. Sie nahm an, Amelia sei es müde geworden, Nachtwache zu halten, und inzwischen zu Bett gegangen.
Bis sie sich umdrehte und das Häuflein aus hellblauer Seide auf dem Boden erblickte.
Sophia ließ ihr Glas sinken und starrte auf den Morgenmantel. Er lag direkt neben dem Schreibtisch, weshalb sie ihn nicht sofort bemerkt hatte. Warum um alles in der Welt sollte Amelia ihren Morgenrock in einer so kühlen Nacht ausziehen und achtlos auf den Boden werfen?
Der Türknopf klickte leise. Sophia hielt die Luft an, als ein großer Mann in das Zimmer trat. Er verharrte mitten in der Bewegung, als er die Kerze auf dem Schreibtisch entdeckte, und fluchte leise. Sie erkannte ohne jeden Zweifel Alex St. James’ rabenschwarzes Haar, das noch zerzauster war als sonst. Er trug weder Mantel noch Stiefel. Ersteren hatte er sich über die Schultern geworfen, als habe er sich in größter Eile angekleidet, die beiden Stiefel hielt er in einer Hand. Sogar sein Hemd war nur halb
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