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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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allmählich. Die verstreuten Mauersteine waren von Moos und Flechten überzogen. »Vater hat das Gebäude nie abreißen wollen.« Alex schwang sich aus dem Sattel.
    »Wieso sollte er auch? Um die Geister zu verärgern, die hier ihr Unwesen treiben? Um Himmels willen!« John glitt ebenfalls aus dem Sattel. Er ließ seinen Hengst von dem zarten Gras fressen, das an diesem versteckten Ort wuchs. Er grinste. »Ich muss zugeben, das eine oder andere Mal wusste ich die spürbare Romantik, die hier in der Luft liegt, schon für ein Stelldichein im Mondlicht zu nutzen. Schöne Damen finden es faszinierend.«
    »Du hast bestimmt entsprechende Erfahrungen gemacht«, bemerkte Alex trocken. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele deiner ehemaligen Eroberungen sich mir genähert haben, weil sie wissen wollten, ob meine Talente im Schlafzimmer mit deinem legendären Stehvermögen mithalten können?«
    »Meine Geliebten waren meist höchst abenteuerlustige Ladys.« John grinste. »Es überrascht mich nicht, wenn einige die Vorstellung aufregend fanden, den jüngeren Bruder ebenfalls ins Bett zu holen.«
    Einige? Seit seiner Rückkehr aus Spanien war Alex von Frauen förmlich belagert worden, und ein Großteil von ihnen interessierte sich nur wegen seiner großen Ähnlichkeit mit John für ihn. Er zögerte, ehe er einfach sagte: »Da du das Thema schöne Damen schon ansprichst, möchte ich dir gerne eine Geschichte erzählen. Sie ist der Grund, warum ich hier bin.«
    »Ach so?«
    »Ja.«
    » Meine Geschichten sind derweil bloß noch Erinnerungen. Mich muss man sich jetzt als einen respektablen verheirateten Mann vorstellen.« John machte einen großen Schritt über einen Mauerrest. »Verzeih mir, aber du hast etwas zu erzählen. Es ist eigentlich nicht deine Art, dein Privatleben mit mir zu diskutieren. Jetzt bin ich neugierig, muss ich zugeben. Was ist der Grund für deinen überraschenden Besuch?«
    Die Erinnerung an Amelia, wie sie nach ihrem Liebesspiel in den zerwühlten Laken kuschelte, war allgegenwärtig. »Ich war auf dem Weg zurück nach London und habe mir überlegt, ich könnte hier einen Zwischenhalt machen und mit dir reden. Ich brauche deinen Rat.«
    »Das klingt ernst.« John blieb stehen. Der Wind zerzauste sein dunkles Haar. Seine Augen verengten sich. »Nein, lass mich das anders sagen: Es muss ernst sein. Schon als du angeritten kamst, habe ich mich gefragt, was dich ohne vorherige Ankündigung nach Berkeley Hall getrieben hat. Was ist los?«
    In der Stadt bewohnten die St. James’ Berkeley House. Der Landsitz hieß Berkeley Hall. Das große Anwesen, auf dem er aufgewachsen war, blieb ein Symbol für den Wohlstand seiner Familie und einer Bürde, von der Alex froh war, sie als jüngster Sohn nie tragen zu müssen. Aber es schien, als habe er etwas anderes von dem Erbe der St. James-Familie abbekommen: ein Geheimnis, die Suche nach einem Schlüssel und einen Skandal.
    »Nichts Schlimmes. Glaube ich«, sagte er wahrheitsgemäß. Er stützte seinen Fuß auf einen Stein. »Ich werde in Kürze heiraten.«
    Es passierte selten, dass John die Worte fehlten. Aber diese Eröffnung machte ihn wenigstens für ein paar Augenblicke sprachlos. »Ich wusste nicht, dass du um eine Lady wirbst. Aber ich glaube, zuletzt war ich oft mit meiner Frau und meinem neugeborenen Sohn beschäftigt. Außerdem gab es viel Arbeit. Wer ist sie?«
    Ach ja. Das war die Krux an der Angelegenheit. »Amelia Patton.«
    »Patton? … Oh, verflucht, Alex! Eine Patton ? Aber doch nicht etwa mit Lord Hathaway verwandt, oder?«
    »Seine Tochter.«
    »Verdammt!«
    Wenn man bedachte, dass John für gewöhnlich recht besonnen reagierte, war dieser Ausruf kein gutes Zeichen. Er spreizte die Finger. »Darum will ich deinen Rat, John.«
    »Such dir eine andere Braut.« Er sagte es kurz und knapp.
    »Und das soll klappen?«, fragte er ebenso scharf. »Ich habe sie mir nicht ausgesucht. Es ist einfach passiert.«
    Die Feststellung brachte seinen Bruder zum Schweigen. Eine Weile war nichts zu hören außer dem Flüstern des Windes, der durch die baufällige Ruine brauste. »Nein«, gab John schließlich tonlos zu. »Wenn ich mich nicht in Diana verliebt hätte, würde ich es wohl nicht verstehen. Aber ich habe mich verliebt. Ich liebe sie. Du hast recht, man sucht sie sich nicht aus. Macht es dir etwas aus, mir zu erzählen, wie es dazu kam? Verflucht noch eins, sie muss doch erst kürzlich debütiert haben. Ich kenne sie nicht einmal.«
    Und John kannte

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