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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leute über die Herkunft dieser Flecken glaubten. Aber der Kerl betrug sich einfach nicht wie ein Kämpfer. Und wie er so diesen Stock schwang, sah es aus, als hätte er niemals an die Möglichkeit gedacht, es könnte Opfer geben, die sich wehrten. Jetzt eben war sein einziger Halt die Zehe eines Schuhs, die zwischen Zweige gehakt war. Qiwi verschaffte sich unauffällig festen Halt und lächelte ihr unverschämtestes Lächeln.
    Eine Sekunde lang rührte sich Brughel nicht. Sein Blick huschte auf ihr von Seite zu Seite. Und dann, ohne ein weiteres Wort, stieß er sich ab, zappelte einen Moment lang, fand einen Ast und tauchte zur Bodenluke weg.
    Qiwi schwebte lautlos, die seltsamsten Gefühle jagten ihren Körper hoch, die Arme hinab. Einen Augenblick lang konnte sie sie nicht bestimmen. Aber der Park… wie wunderbar er ohne Ritser Brughel war! Sie hörte die kleinen Summgeräusche und die Schmetterlinge, wo sie einen Moment vorher ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Wut des Hülsenmeisters verengt hatte. Und jetzt erkannte sie das Vibrieren in ihren Armen und das Rasen ihres Herzens: Zorn und Furcht.
    Qiwi Lin Lisolet hatte in ihrem Leben schon genug Leute geneckt und wütend gemacht. Vor dem Flug war es fast ihr Hobby gewesen. Mama sagte, es sei unbewusster Zorn auf den Gedanken, zwischen den Sternen allein zu sein. Doch es hatte auch Spaß gemacht. Dies hier war etwas anderes.
    Sie wandte sich wieder dem Nest ihres Vaters in den Bäumen zu. Und im Laufe der letzten Jahre war eine Menge Leute auf sie wütend gewesen. Zu jenen unschuldigen Zeiten hatte Ezr Vinh nahezu der Schlag getroffen. Der arme Ezr, ich wünschte… Doch heute war es anders gewesen. Sie hatte den Unterschied in Ritser Brughels Augen gesehen. Der Mann hatte sie wirklich umbringen wollen, war drauf und dran gewesen, es zu versuchen. Und der einzige Gedanke, der ihn davon abgebracht hatte, war wahrscheinlich gewesen, dass Tomas es erfahren würde. Doch wenn Brughel sie jemals allein erwischen würde, unbeobachtet von den Sicherheitskameras…
    Als Qiwi Ali Lin erreichte, zitterten ihre Hände. Papa. Sie wünschte sich so sehr, er möge sie umarmen, das Zittern besänftigen. Ali Lin schaute sie nicht einmal an. Papa war jetzt seit mehreren Jahren fokussiert, doch Qiwi konnte sich an die Zeiten früher so gut erinnern. Früher… wäre Papa bei den ersten Klängen eines Streites unter ihm aus den Bäumen gestürzt gekommen. Er hätte sich zwischen Qiwi und Brughel geworfen, ungeachtet des Stahlknüppels. Jetzt… Qiwi erinnerte sich nicht an viel von den letzten Augenblicken, ausgenommen Ritser Brughel. Doch es gab Bruchstücke. Ali hatte ungerührt zwischen seinen Bildschirmen und Analysegeräten gesessen. Er hatte den Streit gehört, sogar zu ihnen hergeschaut, als das Geschrei laut und heftig wurde. Sein Blick war ungeduldig gewesen, ein vorwurfsvolles ›Lenkt mich nicht ab‹.
    Qiwi streckte eine noch immer zitternde Hand aus, um ihn an der Schulter zu berühren. Er zuckte, wie man einen aufdringlichen Käfer verscheuchte. In mancher Hinsicht lebte Papa noch, doch in anderer wirkte er toter als Mama. Tomas sagte, Fokus könnte rückgängig gemacht werden. Aber Tomas brauchte Papa und die anderen Fokussierten so, wie sie jetzt waren. Außerdem war Tomas als Aufsteiger erzogen worden. Sie benutzten Fokus, um aus Menschen Eigentum zu machen. Sie waren stolz, das zu tun. Qiwi wusste, dass es bei der Dschöng Ho viele Überlebende gab, die das ganze Gerede vom ›Rückgängigmachen von Fokus‹ für eine Lüge hielten. Bisher war kein einziger Fokussierter wiederhergestellt worden. Über so etwas Wichtiges würde Tomas nicht lügen.
    Und wenn sie und Papa ihre Sache gut genug machten, konnte sie ihn vielleicht umso eher zurückbekommen. Denn das war kein Tod, der ewig dauerte. Sie glitt auf den Sitz neben ihm und begann wieder, die neuen Diffs durchzusehen. Die Prozessoren hatten die ersten Resultate angezeigt, während sie noch mit Ritser Brughel Beleidigungen wechselte.
    Papa würde erfreut sein.
     
    Nau traf sich noch immer ungefähr alle Megasekunden mit dem Flottenkomitee. Die Teilnehmer wechselten natürlich von Wache zu Wache erheblich. Ezr Vinh war heute zugegen; es würde sehr interessant sein, die Reaktion des Jungen auf die Überraschung zu sehen, die er geplant hatte. Und Ritser Brughel nahm heute teil, also hatte er Qiwi gebeten, fernzubleiben. Nau lächelte vor sich hin. Verdammt, ich hätte nie geahnt, wie gründlich sie den Mann

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