Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
den Gästen bei Hof seit unserer
Ankunft um einiges gebessert. Freundlich wurden wir von den uns bekannten
Anwesenden begrüßt, hier und da hielten wir einen kurzen Plausch mit den
Leuten. Nach einiger Weile trat Blanche Perry, die oberste Hofdame, auf uns zu.
Ich seufzte genervt, da ich wusste, was dies zu bedeuten hatte. Die Königin
würde uns nicht mit ihrer Anwesenheit beehren, sie bevorzugte wieder mal Phils
Gesellschaft, entschuldigend sah er mich an.
„Geh
nur, ändern kann ich es eh nicht. Vielleicht könntest du ja mal einfließen
lassen, das England ein paar Kolonien gebrauchen könnte!“, verabschiedete ich
mich von ihm. Mit einem leisen Lachen verschwand er zusammen mit der Baronin.
„Lady
van Simon, schön Euch wiederzusehen“, ertönte eine Stimme wie aus dem Nichts
und eine große, schwarzgekleidete Gestalt baute sich vor mir auf. Walsingham!
Das Vergnügen ihn wiederzusehen, beruhte gewiss nicht auf Gegenseitigkeit.
„Sir
Francis, auch ich bin erfreut Euch hier zu begegnen“, log ich ihn dennoch an.
Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Ihn zum Teufel jagen, konnte ich wohl
schlecht.
„Euer
Bruder und Ihr habt Euer Versprechen, mir von außergewöhnlichen Begebenheiten
zu erzählen, noch im Kopf? Es wäre äußerst schade, wenn sich herausstellte,
dass Ihr über Informationen verfügt, die England zunutze sein könnten.“ In
diesem Moment blitzte ein Gedanke durch meinen Kopf und eine Idee formte sich
daraus. Blitzschnell überlegte ich, ob ich das Risiko eingehen sollte oder
nicht, wog das Für und Wider gegeneinander ab und beschloss, dass es einen
Versuch wert war.
„Sir
Francis, einen Augenblick noch“, bat ich den Staatssekretär, der schon dabei
war sich wieder abzuwenden. Überrascht hielt er inne und sah mich von oben bis
unten aufmerksam an. Er würde mir Gehör schenken, das wusste ich, denn nicht
nur, dass sein Dienstherr eine Frau war, seinem Spionagenetzwerk gehörten auch
unzählige Frauen an.
„Was
gibt es?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Nach außen hin wirkte er
gelangweilt, sein kurzer Blick in unsere unmittelbare Umgebung, der
sicherstellen sollte, dass uns niemand belauschte, strafte seine Miene jedoch
Lügen.
„Ich
weiß nicht, ob Euch diese Information nützlich ist, jedoch ist mir zu Ohren
gekommen, dass es Bestrebungen seitens der Spanier gibt, weitere Teile des
neuen Kontinents zu besiedeln.“
„Was
wollt Ihr mir damit sagen?“
„Neue
Siedlungen bedeuten neue Reichtümer und neue Macht für das katholische Spanien.
Wollt Ihr das riskieren? Ein noch stärkeres Spanien?“ Ich schien sein Interesse
geweckt zu haben, denn er sah mich nun mit voller Aufmerksamkeit an.
„Und
was würdet Ihr tun, um dem vorzubeugen?“
„Ich
würde Schiffe aussenden, die ebenfalls dieses Ziel verfolgen. Soweit ich
informiert bin, dann liegt der letzte Versuch Englands schon ein paar Jahre
zurück!“
„Wer
ist Eurer Meinung der richtige Mann dafür?“
„Ich
halte Walter Raleigh für einen geeigneten Mann!“
„Ihr
wisst, dass er nicht mehr segeln darf? Ein Befehl auf allerhöchster Ebene.“
„Reicht
es nicht aus, wenn er nur derjenige ist, der die Schiffe aussendet?“
„Was
gewinnt Ihr daraus?“
„Ein
stärkeres England ist für den Teil der Niederlande, der die Unabhängigkeit
sucht von Vorteil.“
„Ihr
verfügt über einen scharfen Verstand, meine Teuerste, an Euch ist fast ein Mann
verloren gegangen. Nur zu gerne wüsste ich, wer Ihr wirklich seid!“ Für einen
kurzen Augenblick stockte mir der Atem, bis mir einfiel, dass er in hundert
Jahren nicht den blassesten Schimmer haben würde, wer ich war. Seine Worte waren
Anerkennung und Drohung gleichermaßen, meine Geschichte gefiel ihm. Mir war
jedoch klar, dass, sollte er Zweifel an meiner Geschichte haben, ich mich
schnell im Tower wiederfinden konnte, wenn nicht sogar mein Kopf die London
Bridge zieren würde.
„Aber
Sir Francis, Ihr wisst doch, wer ich bin. Eine verwitwete Edeldame aus den
Niederlanden, die nur möchte, dass ihr Land frei wird!“, betonte ich mit
Nachdruck.
„Ohne
Zweifel! Gehabt Euch wohl.“ Mit einem süffisanten Lächeln, welches seine gerade
gesagten Worte ins Gegenteil verdrehte, verbeugte er sich vor mir und
verschwand in der Menge der Höflinge. Ich merkte, dass ich leicht zitterte. Ich
hatte fast alles auf eine Karte gesetzt und hoffte nur, dass der Einsatz nicht
zu hoch war. Denn Walsingham gehörte dem Komitee an, welches über die
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