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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Gemächern der
Königin stattgefunden, etwas worüber ich zwar nicht erfreut gewesen war, dies
aber leider nicht ändern konnte. Immer wieder hatte Phil mir versichert, dass
ganz gewiss nichts zwischen ihm und der Königin war, dennoch waren leichte
Zweifel übrig geblieben. Als ich die beiden zusammensitzen sah, wusste ich,
dass die Königin keine meiner Konkurrentinnen war, eher die sie umgebenden
Hofdamen. Der Königin schien es zu genügen, dass ein attraktiver Mann bei ihr
saß und sie mit klugen Bemerkungen unterhielt. Die Hofdamen wiederum machten
keinen Hehl daraus, dass sie Phil gerne in ihr Bett geholt hätten. Verging doch
kein Moment, in dem sie nicht versuchten den Augenkontakt herzustellen und
durch ein Lachen oder eine Bemerkung auf sich aufmerksam machen wollten.
Eifersüchtig beobachtete ich die Szene aus sicherer Entfernung, als eine der
Damen ihm auch noch etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin er lachte, ballte ich
meine Hände vor Wut zu Fäusten zusammen. Was wagte sich diese dumme Pute ihn
anzubaggern? Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie an den Haaren von
ihm weggezogen und ihr in einem stillen Eckchen ganz klar mitgeteilt, dass er
mir gehörte. Aber tat er das? War er wirklich mir? Ja wir schliefen
miteinander, hatten uns einiges anvertraut, aber nach dem Zwischenfall mit
Walsingham war ich mir nicht mehr so sicher, wo wir wirklich standen. Wir kamen
zwar Nacht für Nacht in unseren Schlafzimmern zusammen und, dass er gewisse
Gefühle für mich hegte, hatte er zwar durch seine Eifersucht deutlich gemacht,
aber war das vielleicht nicht nur ein Strohfeuer gewesen? Er hatte sich zu
keinem Zeitpunkt darüber geäußert, ob und was er für mich empfand. Er war
eifersüchtig auf Raleigh gewesen, gut und schön, aber reichte das aus? Wie
würde sich das Ganze gestalten, wenn wir zurückkehrten? War das Ganze
vielleicht nur als Zweckgemeinschaft entstanden, weil wir hier nur uns hatten?
Ich wusste es nicht, ich wusste nur, dass ich mit einem Mal sehr unglücklich
und sehr unsicher war, was mein Verhältnis zu Phil anging.
     
    In
meiner derzeitigen Gefühlslage war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich Herrin
meiner Sinne war. Um nicht zu riskieren, dass ich Phil eine Szene machte,
entfernte ich mich unbemerkt von der Gruppe um Elizabeth. Stattdessen schlug
ich mich bis zu dem Tisch durch, an dem die Erfrischungen angeboten wurden, und
ließ mir von einem der Diener einen Becher mit Punsch überreichen. Klar war
Alkohol keine Lösung, aber ich hatte auch nicht vor mich besinnungslos zu
betrinken, außerdem gab es außer Milch keine alkoholfreien Getränke und die
wurde an diesem Abend ganz gewiss nicht ausgeschenkt. Genaugenommen hatte ich
gar keine andere Wahl, ich musste trinken! Vorsichtig nippte ich daran. Ich
kannte mich gut genug, um zu wissen, dass die Chancen mir das Kleid zu
ruinieren sehr hoch waren und eine Reinigung des kostbaren Stoffes nahezu
unmöglich gewesen wäre. Während ich also in kleinen Schlucken meinen Punsch
trank, blickte ich mich im Saal um und beobachtete die anwesenden Gäste. Die
Tanzfläche war gefüllt mit Männern und Frauen, die eine lebhafte Gaillarde
miteinander tanzten und ich ertappte mich dabei, wie ich, trotz meiner
verkorksten Gefühlslage, mit dem Fuß im Takt hin und her wippte. Wenn Marie
mich doch nur sehen könnte, dachte ich wehmütig. Vielleicht sollte ich sie zu
einem Tanzkurs für Renaissancetänze überreden, damit ich ihr endlich beweisen
konnte, dass ich, was das Tanzen anging, nicht völlig unbegabt war. Geriet ich
bei Cha-Cha-Cha völlig aus dem Tritt, so war ich hier zu Hause. Nur wie sollte
ich Marie meine plötzliche Liebe zu diesen doch eher exotischen Tänzen
erklären, ohne dabei in Erklärungsnöte zu kommen?
    „Amüsiert
Ihr Euch?“, ertönte die rauchige Stimme Raleighs neben mir. Ich kannte ihn
inzwischen gut genug, um ihn an seiner Stimme zu erkennen. Er hielt ebenfalls
einen Punschbecher in der Hand und sah mich durch die Augenschlitze seiner
Maske besorgt an.
    „Ein
schönes Fest, das Ihr hier gebt. Man trifft auf interessante Gäste“, erwiderte
ich ausweichend. Ich musste ihm nicht gleich auf die Nase binden, dass ich mich
total bescheiden fühlte und ich einfach nur nach Hause wollte. Und mit zu Hause
meinte ich das 21. Jahrhundert und nicht unser Haus ein paar Ecken von diesem
entfernt.
    „Aber
amüsiert Ihr Euch? Ihr macht mir einen traurigen Eindruck. Darf ich Euch zum
Tanz auffordern?“ Er hielt mir seinen

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