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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Dazwischen waren aber auch vereinzelte
Tische auszumachen, an denen die Menschen beisammensaßen und zusammen speisten.
Phil entdeckte einen freien Tisch und an diesem nahmen wir Platz. Wir hatten
uns gerade niedergelassen, schon kam eine der Bedienungen und nahm unsere
Bestellung entgegen, dabei himmelte sie Phil unentwegt an. Von mir nahm sie
keinerlei Notiz und, während sie den Braten mit Brot und Bier servierte,
schaffte sie es sogar, wie unabsichtlich, ihm ihren Ausschnitt zu präsentieren.
Hatte sie denn überhaupt keinen Anstand? Sah sie denn nicht, dass ich nebenan
saß? Dass ich zu ihm gehörte? Dachte sie, dass ich ein Mädchen von der Straße
war und somit ihre Konkurrentin in der Gunst dieses Herrn? Stopp! Ich verhielt
mich schlimmer als eine eifersüchtige Freundin! Wo war dieses Gefühl denn
plötzlich hergekommen? Kaum hatten wir einen einzigen streitfreien Nachmittag
miteinander verbracht und schon fing ich an Gefühle für ihn zu entwickeln? Das
durfte doch nicht wahr sein! Schnell rief ich mir Svens freundlich lächelndes
Gesicht in Erinnerung, um die plötzliche Eifersucht zu vertreiben. Wehmütig
dachte ich an meinen Freund und daran, dass ich das Abenteuer viel lieber mit
ihm als mit diesem Möchtegern-Casanova erlebt hätte.
     
    „Würdest
du mich bitte für einen Moment entschuldigen? Ich muss kurz mal raus“,
entschuldigte Phil sich, nachdem wir mit dem Essen fertig waren.
    „Geh
nur, ich komme schon alleine zurecht!“ Eine größere Gruppe lärmender Männer
betrat den Raum, in dem Moment, in dem Phil zur Tür hinausging. Ihr fröhliches,
alles übertönendes Lachen legte Zeugnis ihrer guten Laune ab. Sie scherzten mit
den umherlaufenden Bedienungen, ein ganz besonders Vorwitziger zwickte eines
der Mädchen in den Po. Anstatt empört zu sein, lachte sie nur und rief ihm
etwas zu, was ich leider nicht verstehen konnte, aber es machte mir nicht den
Eindruck, dass sie es ihm übel nahm. Als die Gruppe unseren Tisch passierte,
blieb genau jener Mann abrupt stehen und betrachtete mich eingehend.
    „Bei
meiner Treu, was macht eine so reizende Maid alleine hier. Lasst mich Euch ein
wenig Gesellschaft leisten!“ Und bevor ich protestieren konnte, saß er am Tisch
neben mir. Während er mich aufmunternd anlächelte, musterte er mich wohlwollend
von oben bis unten. Unbehagen, ob seiner offensichtlichen Absichten machte sich
in mir breit. Wo nur blieb Phil? War der Abtritt am anderen Ende der Stadt?
    „He
Lizzie, bring mir zwei Becher Eures besten Biers, für mich und das entzückende
Geschöpf neben mir“, rief er dem gleichen Mädchen zu, das Phil vorhin mit den
Augen verschlungen hatte. Sie kam zum Tisch und blickte mich abschätzig an. Für
sie war ich nur ein Mädchen von der Straße, das sich einen nach dem anderen
angelte.
    „Master
Shakespeare, Euch habe ich schon länger nicht mehr hier gesehen. Was führt Euch
hierher? Etwa Eure Sehnsucht nach mir?“, fragte sie kokett und wie schon zuvor
bei Phil, präsentierte sie meinem Banknachbarn ihren durchaus üppigen
Ausschnitt. Für sie war ich eine Konkurrentin und deshalb war der Mann neben
mir zur Jagd freigegeben. Auch wenn ich gar nicht an der Jagd teilnehmen
wollte. Aber wie hatte sie ihn eben bitte noch mal genannt? Master Shakespeare,
wie in William Shakespeare? Dieser Mann sollte Shakespeare sein? Die wenigen
Bilder, die es von ihm gab, und von denen noch nicht einmal bekannt war, ob sie
ihn wirklich darstellten, zogen schnell vor meinem inneren Auge vorbei. Er war
vielleicht jünger, sein Haar noch voller, aber ansonsten war eine gewisse
Ähnlichkeit vorhanden. Ich schluckte, als mir bewusst wurde, dass ich
leibhaftig neben William Shakespeare saß. Was kam als Nächstes? Christopher
Marlowe, der zur Tür hereinspazierte? Ach nein, der war ja schon seit einigen
Jahren tot, wie mir einfiel.
    „Ihr
seid Master Shakespeare, der Schauspieler und Stückeschreiber?“ Vergewissern
musste ich mich auf alle Fälle, es konnte ja noch andere Shakespeares in London
geben.
    „Eben
der. Sagt, habt Ihr bereits eines meiner Stücke gesehen?“ War ich schon zuvor
von Interesse für ihn gewesen, so richtete er nun seine volle Aufmerksamkeit
auf mich. Eines? So ziemlich alle, dachte ich, sogar die, die er noch schreiben
würde. Das konnte ich ihm jedoch schlecht erzählen, also griff ich flugs zu
einer Lüge:
    „Leider
nein. Man hört nur Euren Namen in allen Ecken der Stadt. Es ist mir eine Ehre
Euch kennenzulernen!“
    „Die
Ehre ist ganz

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