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Einundzwanzigster Juli

Titel: Einundzwanzigster Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Konstantin schweigt. Ich greife nach der Murmel. »Nein!«, ruft Lexi.
    Ärger durchschießt mich, ein kleiner spitzer Pfeil. »Du hast es doch gestern schon gesehen!«
    Lexi sagt nichts mehr. Schweigend schauen sie mir zu, wie ich meinen Trick zerstöre. Kleines Ablenkungsmanöver mit der Serviette, langsam ausgeführt, Murmel in den Ärmel gesteckt, und kein Zauberer wird bei den Kindern mehr Punkte machen.
    Konstantin schiebt die Unterlippe vor. Er sieht aus, als dächte er übers Weinen nach. »Ich hab’s dir doch gesagt«, brummt Guntram enttäuscht.
    Es ist ganz still geworden. Caroline klettert zu ihrer Mutter in den Liegestuhl und sieht mich unverwandt an. »Ich glaube, ichversuche es noch mal in Berlin«, sage ich. »Wenn unser Haus nicht mehr steht, gibt es dann noch ein Freizeichen?«
    Zwecklos. Mein Läuten verhallt – in unserem Wohnzimmer? Einem Trümmerhaufen? Nach endlosen Minuten wirft mich das Fräulein vom Amt aus der Leitung.
    »Kommst du mit zu Ypsens?«, fragt Lexi. »Helma und Josi begrüßen?«
    Vermutlich hat sie den anderen die Sache mit dem Sprengstoff schon erklärt – Omama, Nelly und Ina winken eine Spur zu aufmunternd, als wir über die Wiese zum Tor gehen. Ich versuche zu tun, als hätte ich es nicht gesehen. Der warme Sommertag, die Mittagsträgheit, die über der Landschaft liegt, der leise Wind in den Bäumen und die unverdiente Freundlichkeit ... ich gehöre nicht hierher, denke ich; es ist Mutter, die jetzt hier sein sollte, es ist ihre Familie und nicht meine.
    »Ich muss mit Onkel Yps Dienstliches besprechen«, bemerkt Lexi, »aber Helma und Josi freuen sich schon sehr auf dich.«
    Das glaube ich auf der Stelle. Die beiden Großtanten kennen mich nämlich nicht. Nur der Fritzi von früher sind sie ein paarmal begegnet, und Fabian natürlich ... im Beisein von Tante Josefine ist er gestorben, der Schwester von Omama und Onkel Yps, die Oberin beim Roten Kreuz ist.
    »Weißt du eigentlich, dass Tante Josi mit deiner Großmutter befreundet war? Ich meine deine richtige Großmutter, die in Südafrika gelebt hat?«
    »Ja, sicher«, brumme ich, obwohl ich es tatsächlich vergessen hatte.
    Werde ich je in einer ihrer Geschichten vorkommen? Wisst ihr noch, der Sommer, in dem Philippa bei uns war, die Tochter von Almut? Die Arme hatte sie aus Berlin fort in Sicherheit geschickt, kurz bevor sie selbst ...
    »Warum wolltest du Max nicht heiraten?«, platze ich heraus.
    Nanu! Habe ich Lexi gerade aus dem Tritt gebracht oder gibt es etwa Löcher im gepflegten Rasen ...? »Die Gleichstellung war noch nicht durch«, erwidert sie nach ein paar Sekunden in der etwas schroffen Art eines Menschen, der ungern von sich spricht. »Ganze vier Jahre mussten wir nach der Hochzeit noch darauf warten.«
    »Die Gleichstellung?«
    »Mit Ariern.«
    »Aah ...!«
    Wir stapfen über die Wiese. Ich mache ein bedeutungsvolles Gesicht, um zu verbergen, dass ich nicht einmal ansatzweise verstehe, wo der Sinn dieser Worte zu suchen sein könnte.
    »Ich wollte Max nicht im Wege stehen«, fährt Lexi fort. »Für seine Karriere als Wissenschaftler war das kein guter Start ... Mischling ersten Grades! Er war sehr ritterlich, tat, als wäre es ihm egal, das ganze Denken der Nazis war ihm ohnehin zutiefst zuwider. Aber wir waren tatsächlich jahrelang zusammen, ohne einer Menschenseele davon zu erzählen – außer Yps und Helma, in deren Haus wir uns kennengelernt hatten. Was hatte ich für ein schlechtes Gewissen! Arme Ina. Armer Eckhardt. Wir haben sie alles allein ausfechten lassen. Eine nicht adlige Schwiegertochter ...? Eckhardts Vater musste zum Glück nicht mehr erleben, welche Überraschung sein anderer Zwilling für ihn bereithielt.«
    Sie lacht, aber es klingt nicht besonders froh. Meine Verwirrung wächst. Wenn das nicht völlig abwegig wäre, könnte man Lexis Worte fast so verstehen, als ob ...
    Nein, bremse ich mich. Das ist nicht möglich! Sie arbeitet für die Luftwaffe! Sie hat Orden bekommen! Offiziere haben Respekt vor ihr!
    »Der Name von Lautlitz schützt uns nun schon sieben Jahre«, sinniert Lexi. »Mich, meine Eltern und Geschwister. Meine Schwestern dürfen keinen Angehörigen der SS heiraten, das ist die einzige Auflage, die den beiden natürlich das Herz bricht. Und du, Klexchen, hast keine Ahnung, wovon ich spreche, nicht wahr?«
    Sie bleibt stehen und sieht mich aufmerksam an, und in diesem Moment begreife ich, was sie mir gerade erzählt hat, und dass es wahr ist. Lexi sagt: »Keine

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