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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Einkäuferin?«
    »Ja.«
    »Für wen?«
    »Da muss ich passen. Vielleicht kann Ihnen da unsere russische Agentin weiterhelfen. Ich weiß nur, dass sie eine Menge Pelze gekauft hat.«
    »Russische Agentin?«
    »Eine Frau hier, die für die ausländischen Einkäufer zuständig ist. Viele von ihnen können kein Englisch. Sie übersetzt für sie – und natürlich für uns. Das hier sind die Nerze. Ach so, ja, und die Robben.«
    Stromberg führte sie durch die Haupthalle, in der Nerzfelle an Ausstellungsstangen hingen. Ein starker Ledergeruch lag in der Luft.
    »Achtzig Prozent davon stammen von Zuchtfarmen«, sagte Stromberg. »Man fühlt den Unterschied am Pelz.« Er hielt ihnen ein kastanienbraunes Exemplar hin, damit sie sich selbst überzeugten. Cardinal hatte noch nie so etwas Weiches berührt. »Erstaunlich, was eine gute Haltung und regelmäßige Fütterung bei einem Tier ausmachen. Einem mit Fallen erlegten wilden Tier weit überlegen. Hier kommen die Robben.«
    Robbenfelle nahmen vielleicht ein Viertel der Fläche ein und lagen auf Tischen und auf dem Boden ausgebreitet. Delorme zeigte auf einen Stapel kleiner Felle. »Die sind ja winzig. Ich dachte, es wäre illegal, Jungtiere zu töten.«
    Stromberg schüttelte den Kopf. »Sie meinen Sattelrobben. Das hier sind Ringelrobben. Die sind nicht so fotogen.«
    Der nächste Raum war Wölfen gewidmet. Hunderte von Fellen baumelten an einem Gestell, das sich wie ein endloser Garderobenständer rund um das Lagerhaus erstreckte. Die Wölfe waren an den Schnauzen aufgehängt, und durch die Löcher, in denen die Augen gewesen waren, schimmerte fluoreszierendes Licht.
    »Die stammen nicht von einer Zuchtfarm«, stellte Cardinal fest.
    »Nein. Die wurden mit Fallen erlegt.«
    »Angenommen, ein Einkäufer oder eine Einkäuferin trifft am Mittwochabend im Hotel ein. Wann würden Sie mit ihm oder ihr rechnen?«
    »Wenn derjenige sich für Biber interessiert, wäre er zur Vorschau am Donnerstagnachmittag hier und am Freitag zur Auktion. Ich habe die Bastovs am Donnerstag hier gesehen, allerdings habe ich bis auf ein kurzes Hallo nicht mit ihnen gesprochen. Sie schienen guter Dinge zu sein. Haben sich mit den Leuten unterhalten. Gelacht. Und sich wie alle anderen auch die Ware gründlich angesehen. Wenn Sie die genaue Uhrzeit wissen wollen, können Sie sich die Einträge in der Besucherliste anschauen.«
    »Ist Ihnen an den beiden irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen? Überlegen Sie mal.«
    Stromberg strich sich einen Moment über den Bart und starrte zu Boden. »Fehlanzeige. Eindeutig Business as usual. Sie müssen bedenken, dass ich während der Auktionen keine Sekunde zur Ruhe komme – bin von morgens bis abends auf den Beinen, deshalb bin ich vielleicht nicht Ihr bester Ansprechpartner.«
    »Fällt es irgendwie aus dem Rahmen, zu einer Auktion, die erst am Freitag beginnt, schon am Mittwoch aufzukreuzen?«
    »Hängt davon ab, worauf es jemand abgesehen hat. Auch wenn es Auktion heißt, ist es zugleich so etwas wie eine Konferenz. Die Leute beobachten, was die anderen machen. Vielleicht verbinden sie die Reise auch mit ein paar Urlaubstagen, wer weiß?«
    »Hatte einer der beiden Feinde?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Lev ist Profi, seit Jahrzehnten mit von der Partie. Klar, kann schon sein, dass er im Lauf seines Lebens dem einen oder anderen ans Bein gepinkelt hat. Und sie sind vermögend – vielleicht haben sie Neider? Wüsste allerdings nicht, wen.«
    »Sie führen den Laden hier seit acht Jahren, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Und die Bastovs sind jedes Jahr dabei?«
    »Irena ist mindestens die letzten vier Jahre gekommen, Lev nur die letzten zwei. Aber Lev ist kein Einkäufer mehr – er begleitet einfach nur seine Frau. Und vielleicht wollten sie Skiurlaub machen.«
    »Wenn er kein Einkäufer ist, was ist er dann?«
    »Lev ist Kapital. Er ist Fabrikant. Hat in ganz Russland seine Niederlassungen. Er verkauft mit Sicherheit nur an die großen Kürschner – die Designer, die Kaufhausketten und so. In dem Segment wird viel Kohle verdient.«
    »Wie sind Sie an den Laden hier gekommen?«, fragte Cardinal. »Was haben Sie vorher gemacht?«
    »Ich war Trapper – nicht hauptberuflich, keiner hier in der Stadt macht das hauptberuflich. Einige Jährchen hab ich allerdings auf dem Buckel. Ich und meine Partner haben das Ruder übernommen, als die letzten Eigentümer pleitegingen. Haben uns zugetraut, es besser zu machen, und glauben Sie mir, ein Doppelmord wird unsere

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