Eismord
doch das lag daran, dass Henry noch weniger schlief als er selbst.
Der alte Mann blieb ein paar Minuten mit seiner Lektüre im Sessel sitzen, doch er merkte, dass er, seit er am kalten Fenster gestanden hatte, fröstelte, und so stand er auf, legte an der aufgeschlagenen Seite den Finger ins Buch, um es mit ins Schlafzimmer zu nehmen. Er zog sich gerade die Hausschuhe aus, als die Haustür aufflog und drei Männer, die er noch nie gesehen hatte, in seine Welt eindrangen.
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13
R andall Wishart hatte gerade ein junges Paar namens Jessup am Telefon. Die Frau war zu Hause, doch Randall hatte eine Konferenzschaltung mit ihrem Mann eingerichtet, der auf einer Geschäftsreise in Toronto war. In regelmäßigen Abständen sprachen sie beide gleichzeitig, und es gab Tonprobleme, die für Verwirrung sorgten und zu Wiederholungen führten.
Randall unterstrich, wie wichtig die Präsentation eines Hauses war – es sollte anheimelnd, aber nicht zu persönlich wirken, damit die Leute sich vorstellen konnten, selbst darin zu wohnen –, als plötzlich Randalls Frau und ihr Vater auf den Parkplatz einbogen. Ihn überkam eine Woge der Panik, sie könnten von Sam erfahren haben, doch als sie aus Mr. Carnwrights Mercedes stiegen, grinsten sie ihn wie verrückt an.
»Ich bin es leid, dass es ständig wie auf Hochglanz poliert aussehen muss«, beklagte sich die Frau. »Das geht jetzt schon seit Wochen.«
»Und Sie machen das großartig, Brenda«, sagte Randall. »Glauben Sie mir, Ihre harte Arbeit zahlt sich aus. Wie gesagt, ich möchte es zu einem niedrigen Einstiegspreis inserieren. Ich dachte an zweihundertfünfundachtzig.«
»Zweihundertfünfundachtzig!« Mr. Jessup hatte bisher die meiste Zeit geschwiegen. »Das ist ja lächerlich. Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Randall besänftigend. »Das trifft Sie wie ein Schock, denn wie wir beide wissen, ist es einiges mehr wert.«
»Einiges?« Dies von der Frau.
»Bedeutend mehr. Und das werden Sie auch bekommen. Vertrauen Sie mir, das ist die clevere Taktik. Wir veranstalten einen Besichtigungstag, und dieser niedrige Preis bringt die Leute dazu, gegeneinander zu bieten. Sobald das losgeht …«
»Sicher, und wenn nicht?«, sagte Jessup. »Wir müssen verkaufen, wir ziehen in zwei Wochen um, aber wir können uns nicht mit zweihundertfünfundachtzig zufriedengeben.«
»Das ist viel weniger, als Thatcher’s Realty vorschlägt«, sagte die Frau.
»Nun, dann liegen sie falsch. Die bedienen einen anderen Markt – die übernehmen Objekte, die wir nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. Wenn Sie glauben, dass die es besser machen, kann ich Ihnen nur raten, zu denen zu wechseln. Aber ich sage Ihnen, eine bewusst niedrig gehaltene Preisvorstellung ist die richtige Strategie. Sie haben ein zauberhaftes Haus, wunderbar in Schuss gehalten, und dazu ein ansehnliches Grundstück. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich für diesen Weg entscheiden. Ich muss los. Denken Sie darüber nach und geben Sie mir Bescheid, wenn Sie sich entschieden haben.«
Das war gut; man sollte kein übertriebenes Engagement an den Tag legen. Er stand auf und durchquerte den Empfangsbereich zu Lawrence Carnwrights Büro. Sein Schwiegervater stand mit dem Rücken zum Fenster. Er war nicht besonders hochgewachsen, strahlte aber eine natürliche Autorität aus, die ihn größer wirken ließ, und heute schien er durch irgendeinen Triumph über sich hinauszuwachsen. Laura – blonde Powerfrau in blauen Nadelstreifen – saß in einem Ohrensessel.
»Was habt ihr zwei?«, fragte Randall.
»Sag du’s ihm, Laura.«
Laura war eine Frau, die sich etwas darauf zugutehielt, cool zu bleiben; bei ihren täglichen Transaktionen an der Börse zweifellos ein unschätzbarer Vorteil. Doch jetzt sprang sie auf und packte Randall am Bizeps. »Du glaubst nicht, was passiert ist«, sagte sie. »Die Konservativen wollen, dass ich für sie kandidiere.«
»Du machst Witze.« Randall merkte, dass er grinste, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er die Neuigkeit gut finden sollte. »Das ist toll.«
»Wir kommen gerade aus Bob Sloanes Büro«, sagte Carnwright. »Er kam letzte Woche auf mich zu und hat mich gefragt, was Laura meiner Meinung nach dazu sagen würde, und ich hab gesagt, keine Ahnung, aber es könnte sie freuen.«
»Bob Sloane? Du würdest fürs Bundesparlament kandidieren?«
»Als Abgeordnete«, sagte Laura. »Ist das nicht fantastisch?«
»Allerdings,
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