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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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nicht gegen die Spanier helfen, wenn ihr so mächtig seid?«
    »Das hängt nicht von uns ab. Die Spanier sind außerdem Landsleute von uns. Es kommt darauf an, was der Silbador denkt. — Wir müssen handeln, wie er will; wir können uns seinen Befehlen
    nicht widersetzen. Wir sind verflucht, ihm zu dienen--obwohl es uns manchmal recht sauer wird.«
    »Seid ihr hungrig?« fragte der Daj unvermittelt.
    »Nicht besonders, Herr«, meinte Deste mit dankbarer Stimme. »Deine Gastfreundschaft war großzügig.«
    »Trotzdem sollt ihr mehr zu essen haben.« Er klatschte in die Hände. Ein Janitschar trat näher. »Erfüllt diesen Männern jeden Wunsch«, befahl er ungeniert, »wir müssen sie uns gefügig machen.«
    Der Daj wußte ja noch immer nicht, daß Deste ihn auch ohne die Vermittlung seiner Dolmetscherin verstand.
    »Nun ruhet gut«, ließ der Pascha ihnen sagen, »und eßt und trinkt, was euch schmeckt.« Isolde übersetzte folgendermaßen:
    »Bleibt immer wachsam, Senores, der Daj wird morgen ausreifen. Vielleicht schon heute abend.
    Schlaft nicht ein. Trinkt Kaffee. Nun verbeugt Euch, um Eure Dankbarkeit zu zeigen.«
    Die vier taten, wie ihnen geheißen.
    Die Janitscharen und ihr Führer zogen sich zurück.
    Draußen meinte der Daj zu Isolde:
    »Ich hätte nicht für möglich gehalten, daß es so etwas gibt. Und ich muß dir ehrlich sagen, daß ich noch immer Zweifel hege. Wenn ich mir aber überlege, daß die Aussagen dieser vier Spanier sich im wesentlichen mit dem decken, was der Teufel heute angerichtet hat, so will es mir wieder scheinen, als sei doch etwas Wahres daran.« Isolde nickte ernst.
    »Herr, du kennst nicht die Geheimnisse der christlichen Zauberer. In meinem Heimatlande gibt es Schlösser, in denen gehen Nacht für Nacht Geister um.«
    »Nun, Geister gibt es auch bei uns, obwohl der Prophet sagt, dies sei Aberglaube.« — Jardin und Deste sahen sich an, als sie wieder allein waren. Der alte Kapitän strich sich mit todernster Miene den Bart, und Ojo hatte sein Sacktuch gezogen, um ein Niesen vorzutäuschen. Es war immer möglich, daß man sie durch eine der Wandfresken hindurch beobachtete. So mußte man sich unbedingt ablenken, um das Lachen zu unterdrücken.
    Es verging eine halbe Stunde, ehe sie sich ein Gespräch über das Vorgefallene zu eröffnen getrauten.
    »Möchte wissen, was der Silbador wieder angestellt hat, daß die Burschen plötzlich so viel Respekt vor ihm zeigen. Er muß sie schön an der Nase herumgeführt haben.« »Wir werden es bald erfahren, denke ich, Capitan«, sagte Deste. »Bei all dem haben wir das unbeschreibliche Glück, daß die weiße Sklavin unsere Verbündete ist. Sonst säßen wir jetzt in der Patsche. Sie ist eine sehr mutige Frau. Dabei ist sie nicht größer als Senor Jardin.« Alfonso Jardin fuhr ungehalten auf.
    »Willst du damit sagen, daß ich, weil ich klein bin, nicht zähle, hombre? Das ist ja fast eine Beleidigung!Diablo, danke Gott, daß ich keinen Degen bei mir habe!« Ojo grinste den Kleinen an.
    »Seid nicht so empfindlich, Senor Jardin. Was Deste sagte, ist doch richtig. Die Frau ist nicht größer als Ihr. Wahrscheinlich gäbet ihr ein hübsches Paar zusammen ab. Na, warum nicht? Wenn wir frei sind, könnt Ihr ja mit ihr darüber reden.«
    Jardin erwiderte nichts, konnte aber die Röte, die ihm plötzlich in die Wangen schoß, nicht verbergen. Den gleichen Gedanken hatte er selbst vorhin gehabt.
    Allerdings hatte er noch nicht ihr ganzes Gesicht gesehen, das bisher tief verschleiert gewesen war. Lediglich die Augen kannte er bis jetzt, und die waren schön. Der Kapitän lächelte väterlich.
    »Ojo scheint mir tatsächlich das Richtige getroffen zu haben, Senor Jardin.«
    Jardin erhob sich, straffte seine kleine Gestalt und trat zu dem Spiegel, der sich dicht neben der Tür befand.
    »Ach was«, sagte er ärgerlich. »Es ist Unsinn, jetzt Pläne zu schmieden.« Ojo, Deste und Porquez nickten sich befriedigt zu.
    Um die Stunde des Abendgebets hatten sich die sechzig Beamten des Staatsrates im Palast versammelt. Die Lage war ernst. Die Spanier rückten gegen die Stadt vor. Allerdings waren sie zur Zeit noch gute vier Tagesmärsche entfernt. Siebentausend christliche Soldaten befanden sich im Anmarsch. Fünfundzwanzigtausend hatte die Armada an die nordafrikanische Küste gebracht. Aber von den restlichen achtzehntausend war der eine Teil noch nicht ausgeladen und der andere noch nicht marschfertig.
    Die Anwesenden hatten sich auf dem an der Wand

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