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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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des Dorfes befand sich am Berghang der Eingang zu jener Höhle, von wo aus sich das kosmische Tor bildete. Sharash führte Branagorn und Rajin dorthin. Dafür mussten sie zunächst einen sehr steilen Pfad überwinden, aber das verlangte ihnen aufgrund der besonderen Verhältnisse auf dem Jademond viel weniger Kraft ab, als Rajin erwartet hatte.
    Sharash flog an ihnen vorbei und wartete am Höhleneingang auf den Bleichen Einsiedler und den ehemaligen Kaiser eines Reiches, das nicht mehr existierte. Über dem Höhleneingang ruhte ein faustgroßes Juwel in einer steinernen Einfassung.
    „Folgt mir!“, sagte er zu den beiden Besuchern von der Drachenerde.
    Im Inneren der Höhle befand sich ein ähnliches Juwel; es hatte die Größe eines Schädels und ruhte auf einem Steinsockel.
    „Das alles erinnert mich an jene Höhle, die zum kosmischen Tor in der kalten Senke auf Winterland gehörte“, stellte Rajin fest.
    Ein paar Fackeln spendeten Licht und verbreiteten außerdem einen besonderen Geruch. Offenbar rührte der von einem Brennharz her, der von auf dem Jademond wachsenden Bäumen stammte und mit nichts auf der Drachenerde vergleichbar war. Ein nur spärlich beleuchteter Gang führte weiter in die Tiefe des Berges.
    Branagorn berührte das Juwel auf dem Steinsockel, woraufhin es aufleuchtete.
    „Vorsicht“, mahnte Sharash. „Es soll kein Schaden entstehen durch irgendwelche Experimente. Sonst funktioniert der Zauber des Tores anschließend nicht mehr.“
    „Vielleicht liegt es an eurer übertriebene Vorsicht, dass euer Volk das Rätsel des Tors bisher nicht entschlüsseln konnte“, erwiderte Branagorn. Er nahm die Hand vom Juwel, woraufhin dessen Leuchten erstarb. Dann holte er jenen Kristall aus seiner Wolfshirschledertasche, in den die Schriften des Weisen Liishos eingegangen waren, die dieser auf dem Boden der Ruinenstadt Qô hinterlassen hatte. Ein Strahl schoss aus dem Kristall und warf einen Lichtkegel an die Höhlenwand. Drachenische Schriftzeichen in winzigen Kolonnen tauchten dort im Licht auf.
    „Wer immer sich aus euren Reihen mit dem Tor-Mechanismus eingehender beschäftigt hat – schickt ihn zu mir!“, forderte Branagorn, ohne den Anführer der Vogelmenschen dabei anzusehen, denn sein Blick war ganz auf die Schriftkolonnen konzentriert.
    „Ich war bisher dafür verantwortlich“, erhob sich da eine Stimme.
    Der Schatten eines besonders hoch gewachsenen Vogelmenschen zeichnete sich im Gegenlicht der Fackeln ab. Er war so groß, dass er den Kopf einziehen musste, als er aus dem Gang trat, der weiter hinein in den Berg führte. Im Raum mit dem Juwel konnte er den Kopf wieder heben und seine Haltung straffen. Die Flügel hatte er eng an den Rücken gelegt. Dann waren im flackernden Schein der Fackeln auch seine auffällig kantigen Züge zu sehen, die jedoch nicht jene Gelassenheit zeigten, die ansonsten für die Vogelmenschen so typisch war.
    Sharash wechselte einige Worte in der schrillen Sprache seines Volkes mit ihm und erklärte dem anderen Vogelmenschen offenbar die veränderte Lage. Anschließend wandte er sich wieder Branagorn zu und sagte: „Dies ist Rahahsh. Niemand von uns weiß mehr über die Tore als er. Es wird ihm ein Vergnügen sein, sein Wissen mit dir zu teilen, Bleicher Einsiedler!“

    Rajin verließ die Höhle wieder, ebenso wie Sharash. Es war wohl besser, Branagorn und Rahahsh zunächst einmal allein zu lassen, damit sie ihr Wissen über die kosmischen Tore ungestört untereinander austauschen konnten.
    Diesmal schritt Sharash neben Rajin daher, als dieser den steilen Pfad vom Höhleneingang zum Dorf zurückging. Rajin deutete es als eine Geste der Höflichkeit.
    Er ließ den Blick über die Lichtung schweifen, welche die Vogelmenschen geschlagen hatten, um Platz für ihre Wohnhäuser und die Koppeln für die Walschweine zu haben. Diese gewaltigen, an die Wale der Drachenerde erinnernden Wesen hatten die Größe von mittleren Transportdrachen samt Gondel und liefen auf Hunderten von Stummelbeinpaaren. Doch die Netze aus dem beseelten Faden der spinnenartigen Vielbeiner, die über die Walschweine gespannt waren, hielten selbst diese Riesen.
    Rajin hatte die Wirkung dieser Netze am eigenen Leib gespürt, und inzwischen war ihm klar, dass die Verzögerung, mit der er reagiert hatte, darin begründet lag, dass die Netze nicht nur den Körper fesselten, sondern bis zu einem gewissen Grad auch den Geist. Nur so war zu erklären, dass sich auch Erich von Belden hatte einfangen

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