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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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magische Kraft verfügten selbst die magisch Unbegabtesten unter ihnen, und eine generationenlange Zucht hatte bewirkt, dass die Elbenpferde besonders sensibel auf die gedachten Befehle ihrer Reiter reagierten.
    In vollem Galopp und ohne auf ihr Gefolge zu warten, preschte die Königin mit wehendem Haar erst durch das Tor des inneren Burghofs, das man für sie geöffnet hatte, und dann durch das am Tage offen stehende Tor des äußeren Burghofs. Eine weitere Mauer schloss sich sowohl um die Burg als auch um den Hafen und die Stadt.
    Ruwen hielt auf die Schiffsanlegestellen zu und ließ das edle Tier erst kurz vor der Kaimauer abbremsen. Keandir war bereits von Bord gegangen und trat ihr entgegen, während sie sich vom Rücken des Pferdes schwang. »Kean!«, flüsterte sie, und dann umarmten sie sich. »Ich bin so froh, dass du wohlbehalten zurückgekehrt bist.«
    »Wie konntest du daran Zweifel hegen!«
    »Jede Reise birgt Gefahren.«
    »Und ich bin in den letzten hundert Jahren kaum einmal über die Mauern von Elbenhaven hinaus gekommen.« Sein Gesicht wurde ernst. »Doch das wird sich ändern. Die Lage in der aratanischen Ebene ist potenziell gefährlich, und ich werde dort sicherlich alle paar Jahrzehnte nach dem Rechten schauen müssen.«
    »Kann dies nicht Herzog Branagorn für dich tun? Wozu hast du ihm schließlich dieses Amt gegeben? Und davon abgesehen ist die Grenze Elbianas doch streng genommen der Nur – was bedeutet, dass die Elben von Nuranien und Elbara auf eigene Gefahr dorthin gezogen sind.«
    Keandir lächelte mild. »So einfach ist das nicht«, behauptete er. »Was an den Grenzen von Elbara geschieht, betrifft früher oder später auch Elbiana. Und davon abgesehen will ich das Reich aller Elben erhalten. Und dazu gehören die Elben von Elbiana und Nordbergen ebenso wie jene von Nuranien und Elbara, auch wenn ich nicht dauernd dort sein kann.«
    Ein Ruck ging durch Ruwen. Sie löste sich von ihrem Gemahl, und ihr Blick glitt über die Reihen der mit der »Tharnawn« zurückgekehrten Seefahrer. »Wo ist mein Sohn Andir?«, fragte sie besorgt. »Ist er nicht mit Euch zurückgekehrt?«
    »Auf unserem Rückweg legten wir noch einmal in Candor an, wo er von Bord ging. Er wird die Magier und Schamanen aller elbischen Länder um sich sammeln, um mit Hilfe von Reboldirs Zauber eine Mauer zu errichten, die uns vor den Rhagar schützen wird.«
    »Meintet Ihr nicht, es würde ausreichen, sie zu beeindrucken, mein König?«, fragte sie.
    »Ja – das wird es auch. Vielleicht für ein Jahrtausend, wenn ich dafür sorge, dass die Ehrfurcht dieser Barbaren regelmäßig erneuert wird. Aber sie werden sich weiterentwickeln, und da sie uns ohnehin schon zu kopieren versuchen, werden sie zwangsläufig auf die Idee verfallen, ihren Göttern ebenbürtig werden zu wollen.«
    Prinz Sandrilas und Prinz Magolas waren ebenfalls am Hafen erschienen. König Keandir begrüßte sie. Aber ihm fiel auf, dass Magolas seinem Blick auswich.

    In den folgenden Nächten suchten Keandir Träume heim. Träume, in denen er sah, wie Magolas in das Gewölbe ging, in dem die Zauberstäbe lagen.
    Diese Träume beunruhigten ihn so, dass er schließlich selbst den Weg zu dem Gewölbe antrat, in das er die Zauberstäbe vor so vielen Jahren hatte einschließen lassen.
    Ein eigentümliches Unbehagen befiel ihn, als er vor der Tür stand und seine Hand das rostig gewordene Schloss berührte. » Halte dich fern von diesem Ort!« , raunte die Stimme des Zaubers, mit dem das Schloss belegt war und der offensichtlich seine Wirksamkeit nicht eingebüßt hatte. Natürlich war es Keandir bewusst, dass jemand mit dem magischen Talent von Magolas inzwischen längst in der Lage gewesen wäre, diesen Zauber zu brechen. Aber wenn er dies tat, sollte er es nicht ohne schlechtes Gewissen tun können und vor allem nicht unbemerkt.
    Keandir sah die beiden Stäbe vor sich. Er glaubte, die Magie, die von ihnen ausging, spüren zu können, und fühlte sich plötzlich an seine Begegnung mit dem Augenlosen Seher erinnert. » Ich bin in deinen Gedanken, König Keandir – genau wie meine Magie!« , sagte der Augenlose, der Keandir in seiner tagtraumartigen Vision erschien.
    Er verspürte den Wunsch, die Stäbe an sich zunehmen und ihre Kraft durch sich hindurchfließen zu lassen. Dieser Drang wurde innerhalb weniger Augenblicke so überwältigend, dass er den Schlüssel hervorholte, mit dem die Tür verschlossen war. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er ihn

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