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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sogar Personen ins Reich des anderen verschiffen konnte, ohne den direkten Weg gehen zu müssen, der beiden Seiten im Moment verwehrt war.
    Da man sich in Ashkor bewusst war, nur einer freundlichen Laune des Großkönigs die Unabhängigkeit zu verdanken, tat man alles, um dessen Zorn zu vermeiden. Vor allem alles, was nach einem Bündnis mit dem Elbenkönig aussehen mochte.
    Andir wurde von den Seeleuten nicht weiter beachtet. Sie sprachen den breiten Dialekt der Rhagar des Seekönigreichs, und Andir hatte zu Anfang Schwierigkeiten, sie zu verstehen. Aber er blickte in ihre Seelen und lernte ihr Idiom sehr rasch; kaum die Hälfte der Fahrt hatte das ashkorianische Schiff, dessen Name »Meerteufel« lautete, hinter sich gebracht, da konnte der Magier das Idiom der rhagäischen Seeleute inklusive ihres Akzents bereits perfekt imitieren.
    Mitten in der Nacht tauchten am Horizont die Leuchtfeuer auf beiden Seiten der Bucht von Ashkor auf. So konnte der Hafen der Hauptstadt auch bei Dunkelheit angefahren werden. Dass Ashkor überhaupt zur Hauptstadt aufgestiegen und Terdos, der zweite Hafen des Seekönigreichs, mehr oder minder zur Provinz herabgesunken war, hatte mit den inneren Veränderungen des Seekönigreichs zu tun. Früher war auf ein Gleichgewicht beider Städte geachtet worden, inzwischen regierte der Seekönig von seiner Residenzburg in Ashkor aus, dessen Glanz Terdos mehr und mehr in den Schatten stellte.
    Die »Meerteufel« hatte kaum die Einfahrt zur Bucht passiert, da sah man auch die Lichter des Hafens. Von den Ufern der Bucht aus wucherte Ashkor ins Land hinein. Wie ein Sternenmeer wirkten die vielen Lichter. Man nannte Ashkor auch »Die Ruhelose«, weil dort zu allen Tages- und Nachtzeiten aufgeregtes Treiben herrschte und die Tavernen kaum mal geschlossen hatten. Da der Wind von der See her wehte, drang jedoch kaum ein Laut zum Schiff herüber. Zumindest keiner, der für die Rhagar-Besatzung der »Meerteufel« hörbar gewesen wäre. Und Andir mit seinem feinen und zusätzlich noch durch seinen Magiesinn verstärkten Gehör achtete nicht darauf. Seine Gedanken waren woanders. Vor seinem inneren Auge sah der Magier die Mauern Aratanias.
    Nachdem das Schiff im ashkorianischen Hafen festgemacht hatte und das Fallreep nach unten gelassen worden war, ging Andir wortlos an Land. Der Rhagar-Kapitän der »Meerteufel« wünschte ihm noch viel Glück, aber der Mann in der weißen Kutte drehte sich nicht nach ihm um.
    »Ein seltsamer Kauz«, lautete der Kommentar eines Matrosen, der sich in der Nähe befand und die Szene mitbekam.

10. Kapitel
    In Aratania

    Daron und Sarwen spielten in dem eigens für sie errichteten und von Mauern umgebenen Garten, der zum Palastkomplex von Aratania gehörte. Unter Großkönig Magolas war dieser Komplex inzwischen erheblich erweitert worden; er bildete eine richtige Festung innerhalb der Stadt. Darüber hinaus war vom Hafen der Stadt aus ein Kanal gegraben worden, der bis vor die Tore des Palasts führte, sodass der Großkönig und sein Gefolge die wenigen hundert Meter bis zur Kaimauer nicht mehr durch die engen Straßen der Stadt zurücklegen mussten. Drei aratanische Könige waren in der Vergangenheit auf diesem Weg ermordet worden, und obgleich Magolas’ Herrschaft weitaus gefestigter war als die aller seiner Vorgänger, nahm Magolas’ Bedürfnis, sich in jeder Hinsicht abzusichern, immer mehr zu. Vielleicht auch deshalb, weil er wusste, dass jene Mächte, die ihn wirklich bedrohten, weder durch Mauern noch durch norische Söldner aufzuhalten waren. Es war sogar fraglich, ob die Magie dies vermochte, in der sich Magolas seit seiner Thronbesteigung immer mehr vervollkommnet hatte.
    Die alterslos schöne Larana beobachtete ihre beiden halbelbischen Zwillinge, während sie sich voller Neugier im Garten umschauten und sich vor allem die exotischen Pflanzen besahen, die Larana hatte neu anpflanzen lassen – natürlich erst, nachdem die am Hof angestellten Pflanzenkundigen diese als unbedenklich erklärt hatten. Pflanzen interessierten die beiden Kinder im besonderen Maße, und da Larana alles tun wollte, damit sie sich gut entwickelten, sorgte sie dafür, dass die Neugier der Zwillinge in dieser Hinsicht befriedigt wurde.
    Sie strich sich das Haar zurück, bemerkte in den Augenwinkeln einen Schatten und drehte sich herum.
    Magolas stand da, in einem groben Gewandt nach Rhagar-Art. Er trug nur noch selten Gewänder aus Elbenzwirn, und wenn die spitz zulaufenden Ohren durch sein

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