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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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mich«, sagte Sarwen.
    »Ich weiß.«
    »Und ich beherrsche sie. Wenn ich will, kann ich sie dazu bringen, jemanden zu stechen.«
    »Lass sie frei«, sagte Magolas.
    »Warum?«
    »Würdest du wollen du, dass man deinen Geist beherrscht?«
    »Nein.«
    »Siehst du!«
    Auf der glatten Stirn Sarwens erschien eine Falte, und die noch ganz hellen und deswegen kaum sichtbaren Augenbrauen, die durch ihre Schrägstellung das Elbenerbe des Mädchens deutlich zeigten, zogen sich zusammen; ihr Gesicht bekam dadurch einen skeptischen, nachdenklichen Ausdruck.
    Sie sah Magolas offen an. »Meinst du wirklich?«
    »Ja.«
    »Aber ich will sie behalten.«
    In diesem Moment veränderten sich die Flugbewegungen der Bienen. Ihre Bahnen wurden weitschweifiger, sodass man fast denken konnte, ein plötzlich aufkommender Wind hätte sie erfasst, der sie mal in die eine und dann wieder in die andere Richtung blies. Doch dann erhoben sie sich und schwirrten zornig summend davon. Diesen Garten würden sie in Zukunft sicher meiden.
    Ein zorniger Ausdruck entstand in Sarwens Gesicht. Sie drehte sich um und sah ihren Bruder Daron an, der dicht hinter ihr gestandne hatte.
    »Du hast sie mir weggenommen!«, fuhr sie ihn an.
    »Sie wollten frei sein.«
    »Sie gehörten mir!«
    »Sie gehörten sich selbst. Wie du oder ich.«
    Sie sahen sich an, und auch Darons Gesicht verfinsterte sich. Den Rest ihres Streits trugen sie offenbar in Gedanken aus, und selbst Magolas bekam davon nichts mit, denn sie schlossen jeden anderen von ihrem Disput aus.
    Innerhalb von Augenblicken entspannten sich dann ihrer beider Gesichtszüge wieder. Offenbar hatten sie sich vertragen. Als Larana sie nach der Art ihrer Einigung fragte, wollte jedoch keiner von beiden darüber Auskunft geben. Sie schienen das als eine Angelegenheit anzusehen, die nur sie beide etwas anging.
    Magolas konnte sich noch sehr gut daran erinnern, dass zwischen ihm und Andir eine ähnlich starke Verbundenheit geherrscht hatte. Der Gedanke daran war im Rückblick von schmerzlicher Wehmut durchwirkt.
    Plötzlich entstand für ein paar Momente jene geistige Verbindung, die früher so selbstverständlich zwischen Andir und ihm gewesen war. Schlagartig war sie da – wie schon des Öfteren in letzter Zeit. Er sah kurz das Gesicht Andirs vor seinem inneren Auge erscheinen.
    Das Gesicht eines alten Mannes …
    Magolas erschrak bis ins tiefste Mark.
    Dann war es vorbei.
    »Warum sind deine Augen so schwarz, Vater?«, drang eine Stimme in sein Bewusstsein.
    Es war Daron, der diese Frage stellte. Sarwen war bereits wieder zwischen den Blumen und Sträuchern des Gartens verschwunden und versteckte sich vor ihrer Mutter.
    Es war nicht das erste Mal, dass der Junge diese Frage stellte; Magolas hatte in der Vergangenheit zumeist ausweichend darauf reagiert, aber auch gespürt, dass Darion mit seinen Antworten nicht zufrieden war und deshalb auch versucht hatte, in den Geist seines Vaters zu dringen und selbst eine Erklärung zu finden. Natürlich war Magolas in der Lage, sich gegen einen solchen Zugriff abzuschirmen. Zumindest weitgehend. Aber die Fähigkeiten Darons wuchsen ebenso wie die seiner Schwester.
    Es stand für den Großkönig außer Frage, dass Daron und Sarwen weitaus begabter waren als er und sein Zwillingsbruder; dabei war es noch völlig offen, wie stark sie eines Tages werden würden.
    »Die Augen unserer Mutter sehen ganz anders aus«, stellte Daron fest, nachdem er eine Weile gewartet und keine Antwort erhalten hatte. »Hängt das mit den Zeichen zusammen, die du uns manchmal mit dieser schrecklich stinkenden Farbe auf die Stirn malst?«
    »Eines Tages wirst du das verstehen.«
    »Ich könnte es auch jetzt schon verstehen«, beharrte Daron. »Und ich denke, ich weiß inzwischen, womit es zusammenhängt.«
    »So?«
    »Mit der dunklen Kraft, die in dir ist und die wohl auch verhindert, dass ich in deinen Geist so leicht hineinsehen kann wie in Mutters.«
    »Ja, du könntest recht haben«, gestand Magolas zerknirscht ein.
    »Wolltest du, dass ich es irgendwann selbst herausfinde?«
    »Jetzt hast du es ja geschafft!«, erwiderte der Großkönig mürrisch.
    »Ist das eine böse Kraft?«
    Magolas wirkte auf einmal unsicher. Er fühlte sich von der Frage überrumpelt, obwohl er mit ihr hatte rechnen müssen. »Wie … wie kommst du darauf?«
    »Weil ich gehört habe, dass auch mein Großvater über sie verfügt. Und er ist der König des Elbenreichs, und mit dem sind wir doch verfeindet.«
    »Es ist

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