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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zelt. Dumpfe stöhnende Laute drangen an sein Ohr. Noch während er ins Freie trat, gürtete er sich sein Schwert um.
    Die norischen Söldner standen in voller Bewaffnung da und starrten zu den Toren des Tempels hinüber, hinter denen sich unfassbare Dinge abzuspielen schienen. Das Stöhnen veränderte sich, ein Chor von Stimmen erhob sich. Aber diese Stimmen wirkten nicht menschlich. Und außerdem hörte man sie zweifach , einmal mit den Ohren und ein zweites Mal als eine Art Echo im Kopf.
    »Was sollen wir tun?«, fragte der herbeigeeilte Adjutant, der Haltung angenommen und seine Linke um den Schwertgriff gelegt hatte.
    »Was auch immer hinter diesen Toren geschieht, es geht uns nichts an«, erklärte Orantos.
    Der Großkönig hatte ihnen strikt verboten, den Tempel zu betreten, und Orantos war entschlossen, sich auch daran zu halten.
    »Gleich kommen erneut seltsame Geschöpfe durch die Tore des Tempels«, vermutete einer der Krieger.
    Wie gebannt standen die Norier da, und anstatt ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass sich kein Fremder dem Tempel näherte, nahm das Bauwerk selbst ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen.
    Dann wurden die Tore plötzlich aufgestoßen.
    Das Erste, was Oberst Orantos sah, war ein Krieger, halb Stier, halb Mensch. Er hatte eine kräftige Statur, war ungefähr um die Hälfte größer als ein durchschnittlicher Rhagar, stampfte auf zwei Beinen voran, und auch wenn seine Gestalt Ähnlichkeit mit der eines Menschen aufwies, so war der gehörnte Kopf doch der eines Tiers. Der Stiermensch war bis zu den Zähnen bewaffnet und trug unter anderem ein sehr breites gebogenes Schwert auf dem Rücken geschnallt.
    »Geht!«, rief der Stierkrieger, dem eine Kompanie von mindestens hundert ähnlich ausgerüsteten Kriegern folgte, alle breitschultrige Gestalten mit Stierköpfen, doch seine Worte galten den norischen Söldnern. »Eure Aufgabe ist beendet!«
    Seiner Stimme hallte gleichzeitig in den Gedanken der Menschen wider, was Orantos als extrem unangenehm empfand. Er starrte die Kreatur an und entgegnete: »Wir haben den Auftrag, diesen Tempel zu bewachen, und niemand anderes als Großkönig Magolas kann uns von diesem Auftrag entbinden!«
    »Diese Aufgabe werden von nun an wir übernehmen«, erklärte der Stierkrieger unmissverständlich.
    »Wie gesagt, wir schulden nur dem König Gehorsam«, widersprach Orantos. »Einzig und allein seinem Befehl folgen wir. Wenn er entscheidet, dass in Zukunft ihr dieses Gemäuer bewacht, so will ich mich beugen.«
    Der Anführer der Stierkrieger blieb stehen. Ungefähr zehn Schritte standen er und Oberst Orantos sich gegenüber. Der Stierkrieger öffnete sein tierhaftes Maul. Sein Gebiss war nicht das eines pflanzenfressenden Wiederkäuers; Reißzähne waren darin in mehreren Reihen gestaffelt. Dumpf dröhnende Laute entrangen sich seiner Kehle.
    Orantos dachte im ersten Augenblick, dass es sich einfach nur um eine unartikulierte Äußerung des Unmuts handelte. Aber er irrte sich: Es war ein Befehl!
    Einer der anderen Stierkrieger trat vor. Auch er trug ein riesiges Breitschwert auf dem Rücken, dazu noch mehrere Dolche, Wurfringe und ein Kurzschwert an seinem Gürtel. Aus der Tasche zog er ein gebogenes Stück Holz hervor: Einen Bumerang.
    Diese Waffe war den Rhagar nur noch aus Legenden bekannt. Einst, als die Rhagar noch in den heißen Sandlanden südlich des Pereanischen Meers gesiedelt hatten, benutzen sie diese Waffe zur Jagd von schnellen Wüstentieren. Damals hatte das Rhagar-Volk auch noch überwiegend dem Mondgott gehuldigt, der ihnen in der Nacht Helligkeit bot, während die Sonne als Feind galt, der alles Leben verbrannte. Als sich aber unter der Herrschaft des Bronzefürsten von Shonda der Sonnenkult durchzusetzen begann, wurde der Bumerang geächtet, denn er glich in seiner Form der Sichel des Mondes. Ihn nicht mehr zu benutzen war der Preis, den der Legende nach der Sonnengott dafür verlangte, dass er den Rhagar ein Land jenseits des Meeres zeigte, das fruchtbar und von den Strahlen der Gottheit erwärmt, aber nicht verdörrt wurde.
    Noch immer erzählten die Legenden von der einstigen Waffe der Rhagar. Sie handelten zumeist von Menschen, die dem Mondgott nicht hatten abschwören wollen und weiterhin mit dem Bumerang auf die Jagd gegangen waren. Damit hatten sie den Sonnengott verärgert. Verdammnis und Tod waren die Strafe dafür. Lästerliche Zungen behaupteten jedoch, der Bronzefürst von Shonda – und später der Eisenfürst von Cosanien

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